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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
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verstand, beeindruckte Kairn. Jetzt kam er zur Sache.
    »Ich würde gerne nach Felsenstein reisen. Wenn ich mich über den Fluss setzen lasse und auf dem Landweg weiterziehe, wie lange brauche ich dann, um die Stadt zu erreichen?«
    »Monate. Die Straßen sind bessere Lehmpfade, bis man die Umgebung der Hauptstadt erreicht. Es gibt unzählige Berge und Wälder, Flüsse und Bäche. Brücken sind oft in schlechtem Zustand, und bald ist die Zeit, in der die Flüsse Hochwasser führen.«
    »Und auf dem Fluss dauert die Reise bloß ein paar Tage?«
    »Natürlich kann man nie wissen, wie viele Tage, aber schneller geht es auf jeden Fall.«
    »Wie alle Krieger meines Stammes reite ich ein Cabo.«
    »Das habe ich draußen gesehen. Wunderschön, aber ich würde niemals auf den Gedanken kommen, auf eines dieser Biester zu steigen.«
    »Wenn ich mit euch auf dem Floß reise, würdet ihr mein Cabo auch mitnehmen?«
    Fleder nickte. »Manchmal transportieren wir Vieh.
    Natürlich müssten wir einen Pferch bauen, ihn mit Zweigen auslegen und mit Erde bestreuen, damit das Tier nicht zwischen die Stämme tritt und sich das Bein bricht. Das kostet aber extra! Und du musst dein Cabo selbst versorgen und den Mist wegmachen.«
    »Kein Problem.«
    Fleder betrachtete ihn aufmerksam. »Wenn du jemanden anstellst, der sich um das Cabo kümmern soll, kostet seine Reise extra.«
    »Das mache ich selbst«, erklärte Kairn.
    »Ich dachte nur … weil … du benimmst dich wie ein Edelmann.«
    »In meinem Land«, sagte Kairn, »ist die Versorgung der Cabos den vornehmsten Leuten vorbehalten. Bisher hast du vom Handel auf dem Fluss erzählt. Was ist mit Gefahren?«
    Fleder grinste. »Wo soll ich anfangen? Der Fluss fordert jährlich viele Opfer. Hochwasser kann völlig unerwartet aufkommen, und die Stümpfe …«
    »Das hast du schon einmal erwähnt. Was meinst du damit?«
    »Es sind abgestorbene Bäume, die im Schlamm verborgen liegen. Normalerweise streift man sie nur, aber stößt man in zu schneller Strömung daran, kann das Floß kentern. Bei Booten ist es noch gefährlicher, da sie den Rumpf aufreißen. Im Dunkeln ist ein Ausweichen kaum möglich, und von Nebel wollen wir lieber nicht reden.«
    »Heute sah ich Tiere im Wasser, die unglaublich groß waren. Sind sie gefährlich?«
    »Im Fluss gibt es Wesen, von denen man sich fernhalten sollte«, gab Fleder zu. »Die großen Wasserschlangen greifen weder Flöße noch Boote an, jagen dich aber, wenn du ins Wasser fällst. In der Nähe von Delta gibt es Raubfische, die in riesigen Schwärmen leben und oft ganz verrückt vor Hunger sind. Sie vermögen einen ganzen Buckler innerhalb weniger Minuten zum Skelett abzunagen.«
    Kairn beschrieb die fetten Tiere, die er beobachtet hatte.
    »Das sind Flusswampen. Meistens kümmern sie sich nicht um Menschen, aber wenn man urplötzlich in eine Herde hineingerät, greifen sie an. Zur Brunftzeit kämpfen die Männchen gegeneinander, dann muss man ihnen aus dem Wege gehen. Nachts kommen sie zum Grasen an Land, deshalb sind sie nach Einbruch der Dunkelheit keine Gefahr mehr.«
    »Was ist mit menschlichen Feinden?«
    »Manchmal glaubt die Flusswache, du bist ein Schmuggler, und dann gibt es Ärger. Außerdem gibt es Piraten. Sie stürmen ein Floß, bringen die Besatzung um und machen sich mit der Ladung davon. An manchen Stellen wimmelt es nur so von ihnen.«
    »Und diese Flusswache unternimmt nichts dagegen?«
    Die Geste, die Fleder ausführte, war Kairn unbekannt, sprach aber Bände. »Die hält sich überwiegend flussabwärts auf. Sie interessiert sich mehr dafür, Gebühren einzutreiben, als für unsere Sicherheit zu sorgen.«
    Das fand Kairn seltsam. Früher war die Steppe von Banditen und Verbannten aller Stämme bevölkert gewesen, aber als sein Vater die Macht ergriff, hatte er als erste Tat sein Reich von Verbrechern gesäubert. Elitekrieger patrouillierten im ganzen Land, um jegliches Wiederaufkeimen des Bandenwesens zu verhindern. Hael meinte, dass ein König, der sein Volk nicht vor solchen Männern schützte, sein Amt nicht verdiente und von den Untertanen getötet werden sollte. Anscheinend teilte die Regierung dieses Landes seine Meinung nicht.
    »Dann reist ihr gut bewaffnet?«, erkundigte er sich.
    »Wenn man am Leben bleiben will, begibt man sich nie unbewaffnet auf den Fluss.« Er dachte eine Weile nach. »Oder sonst wohin.«
    »Das stimmt«, pflichtete Kairn ihm bei. Sie verhandelten über den Preis für ihn und das Cabo. Er hatte reichlich
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