Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
Vom Netzwerk:
Frischwassersleen. Es wimmelt nur so von ihnen. Sie sind harmlos und schmecken nicht besonders gut. Die Häute geben gutes Leder. Die Salzwassersleens sind doppelt so groß.«
    Kairn fand, dass eine Floßreise die gemächlichste Art der Fortbewegung war. Man sah viel vom Fluss, erlebte aber nichts Aufregendes. Seinem Vater hätte die Ruhe zugesagt. Abgesehen von seiner Stellung als König und Krieger war sein Vater ein Mystiker, der die Kontemplation liebte. Kairn hatte nichts dafür übrig und vertrieb sich die Zeit damit, die Flößer zu beobachten.
    Manche beschäftigten sich mit Holzschnitzereien oder Lederarbeiten, aber die meisten lagen oder saßen lange Zeit untätig herum. Sie schliefen nicht, sondern schienen zu warten, bereit, jeden Augenblick aufzuspringen, falls die Notwendigkeit bestand. Ihr Verhalten erinnerte ihn an die Hirten, die stundenlang stillstanden, aber dennoch die Tiere und die nähere Umgebung keinen Moment aus den Augen verloren.
    Er versuchte, ein paar seiner Gefährten in eine Unterhaltung zu verstricken, aber die Männer, die sich an Land so laut und lärmend verhielten, waren einsilbig und schweigsam, als bedeute es besondere Kraftanstrengung, auf dem Wasser zu reden. Sie schwiegen nicht, weil Kairn ein Fremder war, denn sie redeten nicht einmal untereinander.
    Als er das Fernglas herauszog, erwachten sie schlagartig zum Leben. Fleder fragte, ob er es einmal halten dürfe. Kairn gestattete es, und der Mann probierte es aus und untersuchte es eingehend, ehe er es zurückgab.
    »Ein feines Instrument«, erklärte er. »Viel besser als alles, was die mezpanischen Handwerker herstellen. Woher kommt es?«
    »Es stammt aus Neva. Dort gibt es wahre Künstler. Seit König Hael über mein Land herrscht, treiben sie regen Handel mit uns.«
    Verwundert schüttelte Fleder den Kopf. »Neva! Ein Name, den ich aus Geschichten kenne. Ich habe noch nie jemanden getroffen, der schon dort war. Und das ist der erste Gegenstand, der wirklich von dort stammt. Warst du schon einmal in Neva?«
    »Nein, aber ich kenne Männer, die durch das Land zogen. Wir schickten Krieger nach Neva, um die Armee zu unterstützen.«
    »Du entstammst einem weit gereisten Volk«, meinte Fleder.
    Kairn entdeckte, dass der Damm nicht ohne Unterbrechungen verlief. An einigen Stellen reichten die Hügel bis zum Ufer und bildeten hohe Klippen, die hin und wieder mit Höhlen durchsetzt waren. Manche dieser Höhlen waren bewohnt, denn der Rauch von Kochfeuern stieg zum Himmel empor. Sobald das Land flacher wurde, erhob sich der Damm aufs Neue.
    Kairn versuchte sich vorzustellen, welcher Aufwand für den Bau dieses Bollwerks notwendig war, aber es gelang ihm nicht. Er nahm an, dass es in einer bedeutend wohlhabenderen Zeit mit einer besseren Verwaltung geschehen sein musste. Stellenweise war der Damm vernachlässigt, und Zeichen schrecklichen Hochwassers waren zu sehen, wo die Flut ungehindert vorgedrungen war und in den Baumwipfeln Treibholz zurückgelassen hatte.
    »Sieh nur!« Fleder deutete auf eine breite Lücke im Damm. Kairn richtete das Fernrohr auf die Stelle und rang erstaunt nach Luft. Ein großes Boot ruhte auf den Kronen einiger dicht beieinander stehender Bäume, deren obere Äste sich durch den Rumpf gebohrt hatten.
    »Das geschah während eines Hochwassers vor fünf Jahren«, erklärte der Flößer. »Der Fluss tötet dich im Handumdrehen, wenn du ihm Gelegenheit dazu gibst.«
    Wortlos nickte Kairn.
     
    Am ersten Abend legten sie an einer Insel an. Als das Floß in seichtem Wasser trieb, sprang einer der Männer von Bord und watete mit einem Tau an Land, das er um einen dicken Baumstamm schlang. Seine Gefährten stemmten die Stangen in den Boden, um das Floß an Ort und Stelle zu halten. Langsam kam das schwere Gefährt zum Stillstand und lief auf Grund, und weitere Flößer sprangen mit Tauen an Land, die sie um andere Bäume schlangen. Sobald sie zu ihrer Zufriedenheit befestigt waren, ergriffen sie ihre Waffen und verließen das Floß.
    »Kann ich das Cabo an Land holen und ein wenig bewegen?«, erkundigte sich Kairn.
    Fleder schüttelte den Kopf. »Zuerst müssen wir die Insel durchkämmen. Manchmal verstecken sich hier Piraten.«
    »Ich begleite euch.« Kairn ging davon aus, dass die Lanze und der Bogen im dichten Unterholz nutzlos waren, daher nahm er sein Schwert und ein Messer mit.
    »Wenn du willst«, meinte Fleder. Er hielt eine kleine Bronzeaxt in der Hand, deren Klinge mit einer Stahlkante versehen war. Dann
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher