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Die Stahlkönige

Die Stahlkönige

Titel: Die Stahlkönige
Autoren: John Maddox Roberts
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Geld mitgenommen, hütete sich aber, es offen zu zeigen. Kairn feilschte um den Preis des Pferches und sagte, er wolle das Futter selbst besorgen. Fleder kündigte an, dass sie in vier oder fünf Tagen abreisen würden. Das passte Kairn gut. Trotz seiner Eile wollte er sein Cabo ein wenig aufpäppeln, ehe er ihm die Begegnung mit dem feuchten Element zumutete.
    Der Abend verging, das Bier floss reichlich, und die Stimmen der Männer wurden lauter und lauter, als sie sich gegenseitig mit Prahlereien zu übertreffen suchten. Schließlich forderten sie einander zu Kraftproben heraus. Sie begannen mit Armdrücken und Kopfnüssen, gefolgt von Ringkämpfen im Schmutz vor der Tür des Gasthofes. Im Licht der Fackeln bemerkte Kairn, dass sie Kraft über Geschicklichkeit stellten. Man hatte ihn gelehrt, dass Ringen eine Kunst war, doch was er sah, wirkte recht grobschlächtig auf ihn.
    Oftmals verloren die Männer die Beherrschung und setzten Fäuste und Füße ein oder bissen in Ohr und Nase des Gegners. Zweimal wurden Messer gezogen. Zum Glück waren die Schnittwunden nicht lebensgefährlich. Er sah, dass es sich um Bronzemesser mit dünnen Stahlkanten handelte. Sein Vater hatte große Mengen Stahl nach Mezpa verkauft, und er fragte sich, wo das Metall geblieben war, wenn es hier eine solche Seltenheit darstellte. Sicherlich würden sich Männer, die sich vor Piraten schützen mussten, die besten Waffen zulegen, die es auf dem Markt gab.
    Nach geraumer Zeit wurden die Fackeln gelöscht und die Seeleute begaben sich zu ihren Booten und Flößen. Die Betrunkensten warfen sich an Ort und Stelle auf den Boden und schliefen ihren Rausch aus.
    Kairn legte sich in sein Bett und dachte zufrieden über den ereignisreichen Tag nach. Bei dem Gedanken, eine Reise auf dem Fluss zu unternehmen, fühlte er sich beklommen und aufgeregt. Das hatte noch keiner seiner Stammesbrüder gewagt. Wenn er wieder daheim war, würde er ihnen viel zu erzählen haben. Falls er zurückkehrte …
     
    Am nächsten Tag wanderte er am Ufer entlang bis zu der Stelle, an der Fleders Floß angebunden lag. Eine kleine Insel verlief parallel zum Ufer, und das Floß lag auf den dazwischenliegenden ruhigen Wellen. Ein schmaler wackliger Steg führte ins Wasser.
    Das Floß war mehr als dreißig Schritte lang und bestand aus langen, mit grober Rinde bedeckten Stämmen. Teilweise hatte man Planken über die Stämme gelegt, auf denen die ständig wachsende Ladung ruhte: zwei Haufen, die aus etwas bestanden, das wie getrocknete braune Schlangen aussah. Immer mehr davon traf während des Tages ein, von Bucklern oder Arbeitern herbeigeschleppt. Bei näherem Hinsehen entdeckte Kairn, dass es sich um faserige Wurzeln handelte. Jene, aus denen rote Flüssigkeit tropfte, wurden auf einen Haufen geworfen, und alle, aus denen blauer Saft lief, auf den anderen.
    Kairn versuchte sich seine Unruhe nicht anmerken zu lassen, schritt über den schwankenden Steg und betrat das Floß. Dass er trotz des Wassers die Festigkeit unter seinen Füßen spürte, überraschte ihn. Es schien beinahe, als betrete er eine Insel. Während die Männer geschäftig hin und her eilten, lag das Floß völlig ruhig. Er fragte sich, ob es wohl auf dem schlammigen Boden ruhte.
    Kairn beobachtete, wie ein paar Seeleute sich mit dem Bau eines Pferches abmühten. Sie gingen an Land, fällten ein paar junge Bäumchen und steckten sie zwischen die Stämme im rückwärtigen Bereich des Floßes, der mit Planken abgedeckt war. Die dünnen Stämme bogen sie seitwärts und woben aus Ranken und dünnen Ästen ein Geflecht, das die leichte, aber widerstandsfeste Umzäunung bildete. Dann warfen sie Zweige und Gestrüpp in den Pferch, die eine dicke Schicht bildeten, und trampelten sie fest. Zum Schluss leerten sie mehrere Körbe mit Erde darüber aus. Innerhalb erstaunlich kurzer Zeit war ein brauchbarer Pferch entstanden. Wie er das Cabo hineinbekommen sollte, war eine andere Frage.
    Während die Männer ihrer Arbeit nachgingen, schlenderte Kairn weiter und fragte Reisende nach seinem Vater. Leider ohne Erfolg. Anscheinend hatte sich König Hael in Luft aufgelöst.
     
    Am Morgen der Abreise führte er sein Cabo zu dem kleinen Steg hinunter. Das Tier war froh, den Pferch des Gasthofs zu verlassen, da ihm die Anwesenheit der Buckler nicht behagte. Es warf den edlen Kopf hin und her, und die vier vergoldeten Hörner glänzten im Sonnenlicht. Als er es auf den Steg führte, scheute es beim Anblick des wackligen
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