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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller
Autoren: Randy Siger
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diesem Tag auf dem Weg nach unten ins Labor war O'Leary gesprächig und fröhlich. »Wussten Sie, dass Autopsie ein griechisches Wort ist, das ›Sehen Sie selbst‹ heißt?«
    »Eigentlich nicht.«
    »Ich bin genau wie jeder andere Arzt«, erklärte sie. »Meine Patienten sind nur zufällig tot. Trotzdem haben sie eine Geschichte zu erzählen, und es ist mein Job im Zeugenstand, ihnen dabei zu helfen.«
    Mir wurde langsam klar, warum die Staatsanwälte sagten, O'Leary sei die beste Geheimwaffe, die wir in Milton County hatten.
    Während der äußeren Untersuchung hielt ich mich recht gut – O'Leary notierte die Größe und das Gewicht des nackten, blauen Leichnams und diktierte Anmerkungen zu unveränderlichen Kennzeichen, Narben und Tätowierungen. Während sie plapperte, wurde mir langsam ein bisschen flau, allein bei dem Gedanken daran, dass der Mann vor uns vor nicht einmal achtundvierzig Stunden aufgehört hatte zu atmen. Die Leichenstarre hatte eingesetzt, und O'Leary behandelte ihn wie ein Stück Fleisch.
    Meine Knie wurden weich, als sie den Y-förmigen Einschnitt von beiden Schultern nach unten durchs Brustbein machte und dann die Haut und das darunterliegende Gewebe zurückklappte. Ich wurde ohnmächtig, bevor sie dazu kam, das Gehirn zu entnehmen.
    Als ich an diesem Tag in mein Büro zurückkehrte, fand ich heraus, dass bisher nur drei Staatsanwälte eine komplette Autopsie durchgestanden hatten. Aber es war mir ein bisschen peinlich zu erfahren, dass neun von zehn es weiter als ich geschafft hatten. Von da an beschloss ich, O'Leary habe die Prozessvorbereitung nicht nötig, die die meisten Zeugen brauchten.
    »Jamie, wie schön, Sie wiederzusehen!«, sagte O'Leary, als ich ankam, um über Rikki Tates Autopsie zu sprechen. Dankenswerterweise unterhielten wir uns in ihrem Büro. Auf dem Weg dorthin hatte mir vor dem Gedanken gegraut, sie könne mich ins Labor einladen, damit wir reden konnten, während sie einen neuen toten Menschen zerstückelte.
    »Wollen Sie sich setzen, bevor ich Ihnen die Fotos zeige?«, fragte sie.
    »Danke«, sagte ich und setzte mich. Es war sinnlos, den Macho vor jemandem spielen zu wollen, der mich schon einmal dazu gebracht hatte, ohnmächtig zu werden.
    In den nächsten Minuten ging Dr. O'Leary die Autopsie mit mir durch, illustrierte jeden Schritt mit eindeutigen Fotos und warf immer wieder Geschichten von anderen Autopsieopfern ein. O'Leary hatte keine Anzeichen von Traumata, Würgemale oder sonstige Hinweise auf eine Todesursache abseits einer Überdosis Drogen gefunden. Chronische Herzinsuffizienz und akutes Herzversagen hatte sie ausgeschlossen.
    »Rikkis Lungen wiesen Ödeme auf, was ein gängiger Befund ist bei Leuten, die an Überdosen sterben. Es bedeutet, ihre Lungen waren mitFlüssigkeit gefüllt und sie ist im Grunde erstickt. Es ist kein gängiger Befund bei Leuten, die an einer Herzrhythmusstörung sterben.«
    Sie erklärte, sie habe Blut aus einer Oberschenkelarterie entnommen und dieses Blut und Rikkis Mageninhalt an das Toxikologielabor des Bundesstaates geschickt. Sie prüfte die genauen Zahlen auf dem Toxikologiebericht.
    »Wir haben 134 Gramm Mageninhalt verschickt. Das Labor fand 16 Milligramm Oxycodon und 9 Milligramm Codein. Im Blut fanden sie 0,74 Milligramm pro Liter an Oxycodon und 0,27 Milligramm pro Liter an Codein.«
    »Wie lassen sich diese Werte mit anderen Fällen aus ihrer Erfahrung vergleichen?«
    »Sie sind toxisch«, sagte O'Leary bestimmt. »Das Codein allein hätte sie getötet. Das Oxycodon allein hätte sie getötet. Zusammen haben sie einen additiven Effekt und sind eindeutig die Todesursache. Bei Hospizpatienten kann man vielleicht manchmal höhere Werte finden, aber selbst für Süchtige sind diese Werte hoch.«
    Ich hatte schon über den Flurfunk gehört, dass das Labor erhöhte Medikamentenwerte gefunden hatte. Aber das beantwortete nicht die wichtigste Frage: »Können Sie mir sagen, ob das eine versehentliche Überdosis war oder ob sie vergiftet wurde?«
    O'Leary ordnete ihre Papiere und stapelte sie hübsch ordentlich. Wir waren fertig mit den harten Fakten. Jetzt kam die Analyse. »Das ist die Frage, nicht wahr?« Ohne auf meine Antwort zu warten, stürzte sie sich in ihre Theorie.
    »Der beste Weg, das herauszufinden, wäre eine Laboruntersuchung der Haare. Medikamente und Drogen im Blut gehen über in die Haarwurzeln. Wenn die Haare wachsen, werden die Substanzen ein fester Bestandteil des Haares. Haare wachsen ungefähr
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