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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller
Autoren: Randy Siger
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involviert sein. Wie ich es vor jedem Kreuzverhör tat, war ich das Gespräch in Gedanken hundert Mal durchgegangen und hatte eine Antwort auf jeden Einwand, eine Erwiderung auf jedes Argument.
    »Ich würde gerne an dem Tate-Fall arbeiten«, sagte ich.
    »Den bearbeite ich selbst«, antwortete Masterson und nahm einen weiteren Löffel Eis. »Aber ich könnte eine Stellvertreterin gebrauchen.«
    Ich brauchte eine Sekunde, um den Gang zu wechseln – ich hatte eine Diskussion erwartet, keine Kapitulation. »Ernsthaft?«
    »Unter einer Bedingung.«
    »Alles!«, sagte ich eilig. Vielleicht zu eilig.
    Masterson beugte sich vor und schuf damit diese schwergewichtige Ausstrahlung, mit der er jeden Verteidiger einschüchterte. Sein Blick machte mir nichts aus; ich wusste, er war nur ein großer Teddybär.
    »Ich bestimme, wo es langgeht«, sagte er. »Ich werde Sie um Ihren Beitrag bitten, aber letztendlich treffe ich alle strategischen Entscheidungen. Falls wir vor Gericht gehen, werden Sie ein paar Zeugen übernehmen und vielleicht sogar die Eröffnung. Zum Henker, vielleicht lasse ich Sie sogar den ganzen Fall verhandeln. Aber wenn es darum geht, ob wir ihn anklagen, und falls ja, wofür – das ist alles meine Sache.«
    Masterson musterte mich einen Augenblick, und ich wusste, ich hatte keinen Verhandlungsspielraum.
    »Verstanden?«
    »Alles, was Sie sagen, Boss.«

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3
    Auf dem Heimweg rief ich Regina an. »Er hat sich nicht einmal gewehrt«, sagte ich aufgekratzt. »Er sagte, ich könne die zweite Anwältin sein, solange er die Strategie bestimmt.«
    Am anderen Ende der Leitung herrschte Schweigen, während Regina diese Information verarbeitete. »Das hatte ich befürchtet«, sagte sie schließlich.
    »Häh?«
    »Ich vermute, dass der Chef vorhat, Tate entweder nicht anzuklagen oder eine schnelle Einigung auszuhandeln. Und er weiß, wenn er dich mit im Boot hat, wird ihm die Presse in diesem Fall schwerlich vorwerfen können, zu nachgiebig zu sein, denn sie wissen, wie sehr du Tate hasst. Du bist sein Puffer, Jamie. Du fängst jede mögliche Kritik mitten in seiner Wahlkampagne ab.«
    Daran hatte ich nicht einmal gedacht. Und einen Moment lang fragte ich mich, ob ich je auch nur eine halb so gute Anwältin werden würde wie meine Mentorin. Oder wie Masterson offensichtlich.
    »Aber die Autopsie ist noch nicht einmal durchgeführt.«
    »Wann hat der Chef das letzte Mal reagiert, statt selbst die Initiative zu ergreifen?«
    Regina hatte recht.
    »Du sagst also, ich sollte den Fall nicht übernehmen?«
    »Nein; er will dich dabeihaben«, erklärte Regina. »Und du kennst Bill. Wenn er überzeugt ist, dass Tate seine Frau vergiftet hat, wird er mit einer Wasserpistole die Hölle stürmen, um ihn zu überführen. Er sorgt nur für Deckung, falls er beschließt, den Stecker zu ziehen.«
    »Wie schön zu wissen, dass ich so wertgeschätzt bin«, sagte ich.

    Meine Laune stieg, als ich mein Haus betrat und von meinem schwarzen Labrador wie ein Rockstar begrüßt wurde. Wir rauften eine Weile auf dem Boden und spielten Tauziehen mit ein paar abgenutzten verschlungenen Gummiringen. Er knurrte wie ein ganzer Kerl und ruckte mitseinen starken Halsmuskeln, um mir das Spielzeug aus den Händen zu reißen. Ich knurrte zurück, knuddelte ihn und machte ihm Abendessen. Er war seit mehr als zwölf Stunden im Haus eingesperrt gewesen und hungerte nach Aufmerksamkeit.
    »Es war ein guter Tag für die Guten«, sagte ich zu Justice. Er blickte mit seinen bewundernden Welpenaugen zu mir auf und legte den Kopf schräg.
    »Wir kriegen den Kerl«, versprach ich ihm.

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4
    Am Mittwoch klingelte mein BlackBerry-Wecker um fünf Uhr, eine halbe Stunde früher als sonst, und Justice beschloss, es sei Essenszeit. Normale Leute konnten ihre Schlummerfunktion gute fünfzehn oder zwanzig Minuten ausreizen, aber ich nicht. Wie ein pawlowscher Hund war Justice überzeugt, dass der Weckerton des BlackBerry allein für ihn geschaffen war und nur eines bedeute. Er schlug mit der Pfote nach meiner Hand, bis ich widerstrebend aufstand und nach unten in die Küche tappte. Ich machte eine Tasse Kaffee für mich und Frühstück für meinen Mitbewohner.
    Ich lebte im Haus meiner Eltern, dem Haus, in dem ich aufgewachsen war. Es war ein hübsches Haus im vornehmen Viertel Seven Oaks von Alpharetta in Georgia. Das Haus war fast dreihundert Quadratmeter groß, und Justice und ich benutzten im Großen und Ganzen
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