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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller
Autoren: Hänssler-Verlag
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getötet hatte, sollte die Todesspritze bekommen.
    In dieser Nacht damals hatte er auch meinen Vater angeschossen und sterbend liegen lassen. Mein Dad hatte anderthalb Liter Blut verloren, aber überlebt und gegen ihn ausgesagt. Wie konnte ich ihn dann jetzt sterben lassen?
    Â»Wir erwarten die Laborergebnisse für Rikki Tate für morgen«, erzählte ich meinem Dad. Ich berichtete ihm jeden Tag von dem Fall. Rikki war vor dem zweiten Schlaganfall meines Vaters gestorben, und wir wussten beide, dass an diesem Tod etwas faul war. »Caleb Tate redet sich schonheraus. Sagt, er habe von Rikkis Medikamentensucht gewusst, habe sie aber nicht davon abhalten können.«
    Ich beugte mich dichter an sein Ohr. »Du hattest recht, Dad. Er hat sie vergiftet. Das kann ich riechen.«
    Caleb Tate hatte Antoine Marshall in seinem Prozess vertreten. Ich würde den Tag nie vergessen, als er meinen Vater ins Kreuzverhör genommen hatte, den einzigen Augenzeugen des Verbrechens. Dad war ein großartiger Anwalt, aber es stimmt, was man sagt: Die besten Anwälte geben die schlechtesten Zeugen ab. Es war schmerzhaft gewesen, zusehen zu müssen, wie Tate die Zeugenaussage meines Vaters Stück für Stück auseinandergenommen hatte. Wäre Richterin Snowden nicht gewesen – die Jury hätte Marshall womöglich freigesprochen.
    Ich nahm die Hand meines Vaters zwischen meine Hände. »Ich werde Caleb Tate festnageln«, versprach ich ihm. Antoine Marshall und Caleb Tate waren dafür verantwortlich, dass mein Vater hier lag. Er hatte die Schießerei überlebt, sich aber psychisch nie ganz erholt. Sie waren außerdem der Grund, warum ich seit drei Jahren bei der Staatsanwaltschaft arbeitete und noch in keinem Fall einen Vergleich geschlossen hatte. Selbst jetzt, als ich in das bleiche Gesicht meines Vaters blickte und ihm die grauen Haare aus der Stirn strich, fraß die Bitterkeit an meiner Seele wie der Krebs.
    Mein Traum war, Caleb Tate innerhalb von dreißig Tagen nach der Hinrichtung seines ehemaligen Mandanten anzuklagen.
    Mein Vater würde nicht dabei sein und sehen, wie seine Tochter das Andenken einer Frau rächte, die wir beide geliebt hatten. Aber ich würde es tun, um das Andenken meines Vaters zu ehren. Und ich würde es auf das Grab meiner Mutter schwören.

    Zu Hause wartete ich an diesem Abend mit einer Mischung aus Vorahnung und Ekel auf den aktuellen Fernsehbericht über Antoine Marshalls Berufung. Ein Kollege aus der Staatsanwaltschaft hatte mich auf die Sendung auf WDKX aufmerksam gemacht. »Das zeigt, wie verzweifelt er ist«, hatte mein Freund gesagt.
    Die Story war um sechs gesendet worden und sollte um elf wiederholt werden. Ein Sprecher kündigte die Reportage direkt vor der Werbepause an, und meine Handflächen begannen zu schwitzen. Ich wappnete mich innerlich, denn ich wusste: Marshalls Verteidigerteam machte vor nichts halt.
    Nach der Werbepause schaltete der Sender zu einem Interview mit Professor Mason James von der Southeastern-Lawschool, Antoine Marshalls leitendem Berufungsanwalt.
    Das Interview fand in James' vollgestopftem Universitätsbüro statt. Der Mann sah eher aus wie ein Wrestler als wie ein Professor. Er trug ein enges, schwarzes T-Shirt, das eine Bodybuilder-Statur zur Geltung brachte – muskulöser Hals, Trapezmuskeln, die sich abzeichneten wie Drahtseile, riesige Bizepse mit Tätowierungen, die beide Arme wie Ärmel bedeckten. Er war komplett kahl, mit dunkler Haut, eckigem Kinn und einer breiten Nase, die zu viele Fäuste gesehen hatte.
    Er war, das wusste ich, das Aushängeschild der Southeastern – geliebt von den meisten Studenten, aber gehasst von Jura-Absolventen wie mir. Ein verurteilter Verbrecher, der bei einem Gefängnisaufstand einem Wärter das Leben gerettet hatte und vom Begnadigungsausschuss des Bundesstaates Georgia begnadigt worden war. Als einer von nur drei ehemaligen Straftätern, die als Anwälte in Georgia zugelassen waren, war er jetzt der Vorsitzende des Innocence Project der Southeastern-Lawschool, einer gemeinnützigen Kanzlei, die tonnenweise Berufungsanträge für verurteilte Verbrecher bearbeitete.
    Die Kamera zoomte auf James, mit einem Whiteboard im Hintergrund. Noch 4 Tage stand darauf geschrieben.
    Â»Ach, verschon mich!«, murmelte ich.
    Â»Das können Sie nicht ernst meinen!«, sagte die Reporterin. Sie bezog sich auf James' neuesten
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