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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller
Autoren: Hänssler-Verlag
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dem Polizisten in den Flur und die Treppe hinunter ins Esszimmer. Er beantwortete alle Fragen, kämpfte gegen Benommenheit und Erschöpfung, während die Ereignisse der Nacht langsam in sein Bewusstsein drangen. Rikki war tot, und sie würde nicht zurückkommen. So jung. So viel Potenzial. So wild entschlossen, etwas aus ihrem Leben zu machen. So begeistert für ihren neu entdeckten Glauben.
    Nichts davon zählte mehr. Es würde alles untergehen im Strudel der Gerüchte um die Drogen, die sie in ihrem Körper finden würden. Es war eine amerikanische Leidensgeschichte – schlicht und einfach.
    Marilyn Monroe. Anna Nicole Smith. Und jetzt Rikki Tate.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
1
    Den vierten Tag hintereinander ging ich durch die gewundenen Flure des Piedmont Hospitals, meine Absätze klapperten auf dem Fliesenboden. Ich hatte mich mit der Zeit an den antiseptischen Geruch gewöhnt und an die langsamen, schwerfälligen Aufzüge, die mich in den dritten Stock brachten. Vor dem Zimmer meines Vaters spritzte ich mir ein bisschen Desinfektionsmittel auf die Hände, genau wie ich es ein paar Minuten zuvor getan hatte, als ich das Krankenhaus betreten hatte. Es war so etwas wie ein Ritual geworden.
    Es war keine Krankenschwester im Zimmer meines Vaters, kein Anzeichen von etwas, das nach Leben aussah.
    Mein Name ist Jamie Brock. Staatsanwältin in Milton County. Single, fleißig, keine Zeit für das männliche Geschlecht, abgesehen von meinem Vater, meinem schwarzen Labrador und den dreiundachtzig Angeklagten, die ich hinter Gitter zu bringen versuche.
    Aber in diesem Moment, als ich mir einen Stuhl ans Bett meines Vaters zog und eine Hand auf seinen Unterarm legte, war ich außerdem Jamie Brock, Tochter meines Vaters.
    Und mit achtundzwanzig Jahren sollte ich bald Waise sein.
    Mein Vater hatte seit seinem zweiten Schlaganfall vor vier Tagen nicht mehr gesprochen. Der erste Schlaganfall hatte ihn in einen Mann verwandelt, den ich nicht wiedererkannte. Der scharfe Verstand und sein beißender Witz waren verschwunden, und an ihre Stelle war eine zerbrechliche und verwirrte Person getreten, die aussah wie mein Vater, aber Schwierigkeiten mit komplexen Sachverhalten hatte. Manchmal erkannte er nicht einmal Familie und Freunde. Seit dem zweiten Schlaganfall vegetierte er nur noch dahin. Er lag seit vier Tagen hier im selben Bett, an dieselben Maschinen angeschlossen, dieselben Krankenschwestern und Ärzte kümmerten sich um ihn. Sein behandelnder Arzt, ein kompetenter indischstämmiger Arzt namens Kumar Guptara, hatte mir gesagt, mein Vater werde sich nicht mehr erholen. Mich nie wieder beruhigend in den Arm nehmen. Seine Augen würden nicht mehr aufgehen und beim Anblick seiner einzigen Tochter leuchten. Er würde mir nie wieder sagen, dass er mich liebte.
    Trotz Guptaras Pessimismus, den auch jeder andere Arzt teilte, den wir konsultiert hatten, hatte ich noch die vage Hoffnung, dass mein Vater eines Tages aufwachen und sich von den Maschinen lösen würde, sein Krankenhausnachthemd gegen seine eigenen Kleider tauschte und den Raum verließ, obwohl die Krankenschwestern ihm nachriefen, er solle hierbleiben. Mein Vater war ein Kämpfer. Diese Eigenschaft hatte ich von ihm geerbt.
    Mein Bruder wollte die Geräte abschalten. Aber mein Dad, wie die meisten Anwälte, hatte sich um seine Mandanten gekümmert, bevor er sich um sich selbst gekümmert hatte. Er besaß keine Patientenverfügung, und die Ärzte waren nicht bereit, die Nabelschnur zu den Maschinen zu durchtrennen, solange die Kinder sich nicht einig waren. Vor allem, wenn eines der Kinder Anwältin war.
    Und so streichelte ich seinen Unterarm und versuchte zu ignorieren, dass er vor meinen Augen verfiel, immer dünner wurde, obwohl er künstlich ernährt wurde, und man förmlich zusehen konnte, wie seine haarigen Arme trocken und spröde wurden.
    Â»Hey Dad, ich bin's, Jamie. Sie sagen, du kannst mich nicht hören, aber wer weiß das schon sicher – stimmt's?« Der Raum war still, die Maschinen pochten rhythmisch, die Brust meines Vaters hob und senkte sich langsam.
    Ich senkte die Stimme. »Noch vier Tage, Dad. Kannst du noch vier Tage durchhalten?«
    Nach elf Jahren Berufungen sagten die Experten, diesmal wäre es endlich soweit. Antoine Marshall, der Mann, der drei Monate nach meinem sechzehnten Geburtstag in unser Haus eingebrochen war und meine Mutter
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