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Die Staatsanwältin - Thriller

Die Staatsanwältin - Thriller

Titel: Die Staatsanwältin - Thriller
Autoren: Hänssler-Verlag
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Berufungsantrag.
    Â»Todernst«, sagte James. »Verzeihen Sie das Wortspiel. Im Moment ist landesweit das Thiopental knapp – es gehört zu dem Cocktail aus drei Medikamenten, mit dem in Georgia Gefangene getötet werden. Meine Quellen sagen mir, dass der Staat das Medikament von einem Expresslieferanten bekommt, der aus einem Hinterzimmer einer Fahrschule in England operiert.«
    James schaute mit festem Blick in die Kamera. »Sie würden nicht einmal Ihren Hund mit solchen Medikamenten einschläfern lassen«, sagte er. »Wir bitten nur um dreißig Tage Zeit für die Untersuchung.«
    Ich blickte verächtlich auf den Schirm. Die Szene hätte lustig sein können, wenn der Hintergrund nicht so herzzerreißend traurig gewesen wäre. Antoine Marshall hatte meiner Mutter ohne nachzudenken in den Kopf geschossen, weil er Geld für Speed gebraucht hatte. Und jetzt, zwölf Jahre nach der Schießerei, elf Jahre nach seiner Verurteilung, beschwerte er sich über die Herkunft der Medikamente, die sie benutzen würden, um sein Leben auf sanfte Weise zu beenden.
    Ich konnte es nicht erwarten, den Freitag hinter mich zu bringen.

[ Zum Inhaltsverzeichnis ]
2
    Die Debatte fand im Auditorium der Milton-Highschool statt. Es war nicht einmal halb voll, und ich saß neben meiner Freundin und Mentorin Regina Granger, gleichzeitig auch meine Vorgesetzte bei der Staatsanwaltschaft von Milton County. Regina, eine kräftige und laute Frau, hatte ein ausgelassenes Lachen, das den Eindruck erweckte, sie sei warmherzig und knuddelig. War sie nicht. Regina war einer der taffsten Menschen, die ich kannte, eine Afroamerikanerin, die sich ihre Sporen vor dreißig Jahren in der Männergesellschaft von Milton County verdient hatte.
    Wenn man in unserem County eines Verbrechens beschuldigt wurde, war die schlimmste Nachricht, dass Regina Granger den eigenen Fall übernommen hatte. In meinen drei Jahren bei der Staatsanwaltschaft hatte sie nicht einmal verloren.
    Wir sahen den republikanischen Kandidaten für das Amt des Generalstaatsanwalts von Georgia beim Debattieren zu. Ich hätte lieber eine Wurzelbehandlung über mich ergehen lassen oder mir eine Oper angesehen. Regina und ich waren beide aus demselben Grund hier – unser Boss war einer der Kandidaten.
    Bezirksstaatsanwalt William Masterson füllte jeden Zentimeter seines Stuhls in der Mitte des Tisches von Kandidaten aus, und noch ein bisschen mehr. Er war der John Madden 1 des Gerichts von Milton County – überzeugend, ruppig und bodenständig. Alle von der Staatsanwaltschaft liebten ihn oder respektierten ihn zumindest. Aber er steckte auch auf dem dritten Platz eines Rennens von fünf Kandidaten fest, und es waren nur noch vier Monate bis zu den innerparteilichen Vorwahlen.
    Der führende Kandidat war der leitende Assistent des momentanen Generalstaatsanwalts, ein Mann namens Andrew Thornton. Im Gegensatz zu Masterson war Thornton dünn, belesen und todernst. Ich hatte ihn schon zweimal vor dem Berufungsgericht von Georgia gegen Antoine Marshalls Revisionen argumentieren sehen, hatte ihn telefonisch aber noch nie erreichen können. Er ließ jüngere Mitarbeiter der Generalstaatsanwaltschaft sich um lästige Opfer wie mich kümmern.
    Gegen Ende der Debatte stellte der Moderator eine Frage zur Todesstrafe, und Masterson stürzte sich darauf. »Ich werde mich nie dafür entschuldigen, dass ich die Todesstrafe für diejenigen Mitglieder unserer Gesellschaft fordere, die kaltschnäuzige Gleichgültigkeit gegenüber dem Leben anderer zeigen. Es wird viel über die Rechte der Angeklagten gesprochen, aber ich kann Ihnen eines sagen …« Masterson machte eine effektvolle Pause, um sich die volle Aufmerksamkeit aller zu sichern. »In jedem Fall, in dem ich die Todesstrafe gefordert habe, hat das Opfer weit mehr erlitten als jeder Angeklagte, der vom Staat hingerichtet wurde. Ich könnte Ihnen ein paar grausame Geschichten erzählen, wie diese Opfer gefoltert, vergewaltigt und getötet wurden. Und im Gegensatz zu den Angeklagten hatten die Opfer keine Wahl.«
    Es folgte vereinzelter Applaus von den Erzkonservativen, die zu der Debatte aufgetaucht waren. Ich fand das Ganze ein bisschen peinlich.
    Â»Mein größtes Problem mit der Todesstrafe: Wir lassen zu, dass sich diese Fälle über Jahre hinziehen und die Steuerzahler Millionen kosten«, fuhr Masterson
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