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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen
Autoren: G.M. Ford
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sich ein halbes Dutzend scharfkantiger Steine in ihre Fußsohlen gebohrt hatten. Auf dem Teppich im Wagen strich sie sich die Füße ab und fuhr dröhnend wieder los. »Eins-neun-sechs-vier-zwei«, murmelte sie vor sich hin und hielt sich die Seite aus dem Telefonbuch dicht vor die Augen. »Zwei-vier-sieben-acht-acht.« Sie drückte das Gaspedal durch und fuhr mit schleuderndem Heck weiter.
    Die Route 10 auf dieser Seite des Flusses hatte im Vorstadtbezirk mit hübsch hergerichteten Häusern und sauber gemähten Wiesen begonnen. Nummern im Bereich von eins- vier-vier-fünf-irgendwas. Briefkästen auf beiden Seiten der Straße. Acht Kilometer später fuhr sie durch eine rein ländliche Gegend, und die Briefkästen standen nur noch auf der rechten Seite, so dass der Postbote bequem seine Runde drehen konnte.
    Nach fast fünfzehnhundert weiteren Metern stand wieder eine Gruppe von Briefkästen am Straßenrand. Da sie nicht mehr rechtzeitig bremsen konnte, musste sie ein Stück zurücksetzen. Der Briefkasten für zwei-eins-vier-sechs-acht war angemalt, so dass er wie ein Schuppen aussah. Ein Pfeil auf der Oberseite zeigte nach rechts auf eine lange Zufahrtzu einem Farmhaus in der Ferne. »Selbst die Nummern stehen auf der rechten Seite«, murmelte sie und legte den Gang wieder ein. »Ganz hier in der Nähe«, keuchte sie. »Ganz in der Nähe.«
    Sarah Fulbrook fuhr sich mit beiden Händen durch das stoppelige Haar. Sie zog ein Papiertuch aus der Schachtel auf dem Schreibtisch und wischte sich zuerst die Augen, dann putzte sie sich die Nase. Die Worte von Billys Mutter hallten noch immer in ihrem Kopf wider. »Ruf hier bitte nicht mehr an.« Immer wieder hörte sie diesen Satz. Was als leise Stimme am Telefon begonnen hatte, war in ihrem Kopf zu einem Schrei angestiegen. Sie ließ das nasse Tuch auf den Schreibtisch fallen und schaukelte, den Kopf in beiden Händen, auf dem Stuhl vor und zurück, summte vor sich hin, immer lauter, bis sie einen inneren Rhythmus und den richtigen Klang in sich gefunden hatte, um die Worte auszuschließen, die ihre Seele quälten.
    Als sie immer lauter summte und immer heftiger schaukelte, löste sich das Zimmer um sie herum auf... sie sah den blauen Himmel und eine Schaukel... sie schaukelte ... in der Schule. Jemand schubste sie an, doch sie konnte nicht sehen, wer. Mit jedem Stoß schwang sie höher hinauf zum Himmel, bis ihr Kopf beinahe so hoch war wie die Stange und der Sitz an den Ketten ruckte, wenn sie wieder nach unten raste.
    Eine Ewigkeit schien sie so zu schaukeln, bis sie auf einmal nicht mehr angeschubst wurde. Als sie über ihre Schulter nach unten blickte, war niemand mehr da. Der Schwung ließ nach, bis die Schaukel schließlich anhielt und sie keinen Luftzug mehr spürte.
    Sarah erhob sich von ihrem Stuhl, ging langsam zum Schrank und holte ihren Mantel heraus. Immer noch summend, kletterte sie aus dem Fenster auf das Dach über der Veranda.
    Teresa Fulbrook drehte den kleinen Messingknopf an der Lötlampe. Das Geräusch von ausströmendem Gas erfüllte die Küche. Gekonnt zog Tommie ein Streichholz aus der Tasche, entzündete es mit der Spitze seines Fingernagels und hielt es an die Lötlampe. Teresa fummelte am Knopf, bis die röhrende Flamme schön blau war. Dann blickte sie Corso an.
    »Die Suppe hast du dir ganz alleine eingebrockt. Vergiss das nicht.« Sie machte einen Schritt auf ihn zu. Als Corso sich auf seinem Stuhl hin und her warf, hielt ihn nur Tommies Hand oben auf der Rückenlehne davon ab umzukippen. »Hättest du mich nicht angelogen, wäre das alles nicht passiert, also gib nicht mir die Schuld.«
    Während sie mit der zischenden Flamme vor Corsos Gesicht her um wedelte, sprach sie weiter. »Ich wollte von dir nur die Wahrheit hören. Danach hätte ich Tommie gesagt, er soll dich von deinem Elend erlösen.« Sie fuhr mit der Lötlampe über Corsos Stirnhaar, das leise knisterte und zu stinken begann. Es nützte nichts, dass er noch heftiger versuchte auszuweichen, weil er sich auf seinem Stuhl nur vor und zurück bewegen konnte. »Weißt du, dieses Gerede darüber, dass nur ihr zwei uns gefunden hättet, hört sich ja ganz gut an, aber...« Sie ging die drei Schritte zum Küchentisch hinüber. Kam mit dem Plakat mit ihrem Gesicht zurück. »Aber das sagt nichts darüber, wie dieses Bild in eure Hände gekommen ist, verstehst du ... weil ich weiß, woher dieses Bild stammt, und ich weiß, wer es gemacht hat.« Sie hielt die Lötlampe an eine Ecke des
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