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Die Spur des Boesen

Die Spur des Boesen

Titel: Die Spur des Boesen
Autoren: G.M. Ford
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Schicken Sie bitte jemanden her.«
    »Ich kann niemanden einsetzen, wenn ich nicht...«
    Dougherty ließ das Telefon auf den Sitz fallen. Die metallene Stimme drängte, bis Dougherty die Austaste drückte und das Licht erlosch.
    Nach weiteren vierhundert Metern kam das Haus in Sicht. Erst jetzt merkte sie, dass sie keinen Plan hatte. Keine Ahnung hatte, wo sie hineingeraten könnte, so dass sie den Motor ausschaltete und leise die letzten hundert Meter dahinrollte. Kurz bevor sie stehen blieb, fuhr sie einen großen Bogen, damit die Schnauze des Wagens für den Notfall Richtung Ausfahrt zeigte. Sie schnappte sich das Plakat vom Beifahrersitz und drückte vorsichtig die Tür zu. Im Haus brannte oben und unten Licht. Im Zimmer unten flackerte an Wänden und Decke das blaue Licht eines Fernsehers. Dougherty ging darauf zu. Zuckte zusammen, als sich die Steine in ihre nackten Füße bohrten.
    Sie trat über eine Abgrenzung aus Backsteinen in ein Blumenbeet, stellte sich auf Zehenspitzen und spähte ins Zimmer. Die Gasflamme im Kamin lieferte außer dem Fernseherdas einzige Licht. Eine ältere Frau in schwarzem Trainingsanzug lag mit offenem Mund und herunterhängenden Armen auf dem Sofa. Dougherty trat zwei Schritte nach rechts und schaute auf den Fernseher.
    Notruf.
    Corso lag auf der Seite und blickte in den grauen Nachthimmel hinauf. Ihm schwanden die Sinne. Er wusste, dass er Gefahr lief, ins dunkle Nichts abzugleiten, aus dem er nie wieder zurückkehren würde. Also lauschte er angestrengt, wie neben ihm Benzin in den Tank gefüllt wurde. Er zwang sich mitzuzählen, wie oft es gluckerte. Zwang sich, dem Scheppern zu lauschen, wenn die leeren Kanister zur Seite geworfen wurden, lauschte dem unmelodischen Pfeifen und dem Stapfen der Stiefel, die über den Boden schlurften. Er spreizte die Nasenflügel und schnupperte das Benzin, hoffte, der Geruch würde ihn über Wasser halten. Er wusste genau: Einschlafen hieß sterben. Dann flackerte das Licht über ihm, und Tommie de Groot blickte mit seinem kleinen Kopf auf ihn herab in den Kofferraum, bevor er eine Hacke und eine Schaufel hineinwarf und den Deckel zuknallte.
    39
    Emilys Kehle brannte. Auch ihre Augen brannten, wie damals, als sie sich beim Zelten aus Versehen das Harz einer Giftpflanze ins Auge gewischt hatte. Das Zimmer lag auf der Seite. Drehte sich. Alles schien wie in einem Comic auseinander zu brechen und davonzuschweben. Sie schob ein Bein aus dem Bett, und eh sie sich's versah, fiel sie mitsamt der Decke auf den Boden. Sie blinzelte, um wieder normal sehen zu können, doch das Zimmer war immer noch völlig verzerrt. Alles in ihrem Kopf drehte sich, als sie sich aus der Decke strampelte und zur Tür krabbelte. Von unten hörte sie ein lautes Dröhnen und die Stimme ihrer Mutter. Sie versuchte aufzustehen, schaffte es aber nicht und musste auf allen vieren den Flur entlangkrabbeln. Oben an der Treppe versuchte sie wieder aufzustehen, doch ihre Beine verweigerten ihr den Dienst. »Papa«, krächzte sie. Das Dröhnen aus der Küche schien lauter zu werden. Lauter noch als das Dröhnen in ihren Ohren, als sie auf allen vieren rückwärts die Treppe hinunterklettern wollte, aber den Halt verlor und auf dem Bauch bis nach unten rutschte, wo sie wie ein Häufchen Elend liegen blieb. Sie rappelte sich wieder hoch, Tränen rannen über ihr Gesicht, während sie hustend zum Hinterausgang krabbelte.
    Jetzt war Mama May alles andere als schlapp, als sie die Treppe hinunterrannte. »Sie sind nicht oben«, verkündete sie mitbesorgtem Gesicht. »Müssen sich rausgeschlichen haben, als ich eingenickt bin.« Sie drückte die Tür mit der Schulter auf und stellte sich neben Dougherty auf die Veranda, wo sie in der Ferne auf ein hell erleuchtetes Haus zeigte.
    »Da drüben wohnt mein Sohn.«
    Dougherty wartete nicht. Sie drehte sich um und rannte zum Wagen, dicht gefolgt von der Frau. Gleichzeitig sprangen sie in den Wagen. Mama May war noch dabei, die Beifahrertür zu schließen, als Dougherty den Motor schon anließ und Richtung Highway fuhr. Erst als sie auf der Route 10 waren, merkte Mama May, dass sie immer noch das Plakat in ihren schwieligen Händen hielt.
    Auf Zehenspitzen schlich Sarah hinter der Tür hervor, hielt das Rohr in ihrer Hand wie eine Opfergabe. Das Geräusch des ausströmenden Gases übertönte alles, auch ihre Schritte auf dem Linoleum. Der Gestank war unerträglich, das Gas brannte in ihren Lungen wie Feuer. Ihre Mutter hustete und keuchte, während
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