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Die Spur der Woelfin

Die Spur der Woelfin

Titel: Die Spur der Woelfin
Autoren: Sarah Baines
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Bekannte — oder besser noch: Freund. Und sie
musste sich zwingen, bei dieser Farce nicht einfach laut aufzuschreien. »Oder
hast du andere Pläne?«
    Sie spürte, wie seine Hand sich schmerzhaft in ihre Seite grub, eine
Warnung, dass sie die Frage nicht falsch beantwortete. Aber auch, wenn sein
Vorschlag sie schockierte, so wäre sie ohne diese Drohung nicht in der Lage,
etwas anderes zu tun, als zu verneinen. Sie hatte nämlich keine Ahnung, wo sie
hingekonnt hätte. Alle ihre Freunde
    wohnten während des Semesters auf dem Campus. Doch jetzt waren Ferien,
und sie waren alle für die Zeit nach Hause zu ihren Eltern gefahren. Außerdem
ahnte sie, dass er es nicht hingenommen hätte, wenn sie sein Angebot
ausgeschlagen hätte. »Ich muss nur meine Sachen packen«, murmelte sie und
spürte, wie der Druck auf ihre Seite weniger wurde.
    »Und darf man fragen, wer Sie sind?« Misstrauisch
musterte der Detective, dessen Namen sie schon wieder vergessen
hatte, Patrick Tremaine, der das Ganze jedoch gelassen
hinnahm.
    Ruhig streckte er dem Mann die Hand entgegen, doch an seiner Seite
konnte Laura spüren, wie jeder Muskel sich in ihm spannte. »Patrick Tremaine, Officer. Laura hat mich angerufen und gebeten, dass
ich herkomme.«
    Der Mann machte ob der falschen Anrede ein sauertöpfisches
Gesicht. »Detective Foley, Mr. Tremaine.« Und als dieser sich abwenden wollte: »Könnten Sie mir zunächst ein paar Fragen beantworten?«
    Patrick nickte gelassen und gab Laura frei, als diese sich
entschuldigte, um ihre Sachen zu holen.
    Sie hatte es nicht gewagt, auch nur einen winzigen Blick in Richtung
Wohnzimmer zu werfen, als sie die Halle durchquerte. Sie hörte, wie die Männer
und Frauen der Spurensicherung dort ihrer Arbeit nachgingen, aber sie spürte
schon Übelkeit in sich aufkommen, wenn sie auch nur an das dachte, was dort im
Wohnzimmer lag. Und sie fragte sich, wie diese Menschen so etwas tagtäglich
sehen konnten.
    Oben in ihrem Zimmer hatte sie sich zunächst auf das Bett gesetzt. Ihr war
schlecht, und noch immer zitterte sie am ganzen Leib, schien gar nicht mehr
aufhören zu wollen. Und kurz verspürte sie den Drang, aus dem Fenster zu
klettern und all das hinter sich zu lassen. Das alles kam ihr wie ein
schlechter Scherz vor. Noch immer weigerte
    sich ihr Verstand zu begreifen, dass die D'Abots tot waren und zwei
kleine Kinder bei deren Tante in Baton Rouge zurückgelassen hatten. Sie hatte
Josh und Sandra heute Morgen noch selbst hingefahren, überlegte sie, während
sie mit dem Fuß die Tasche unter dem Bett hervorzog. Es war strahlender
Sonnenschein gewesen. Die Kinder hatten sich auf das Wochenende bei ihrer Tante
gefreut und hatten die Fahrt zu einer Tortur für sie werden lassen. Es war ein
vollkommen normaler Tag gewesen.
    Aus ihrer jetzigen Perspektive war es nur diesem Besuch zu verdanken,
dass die Kinder nicht mit ihren Eltern zusammen gestorben waren. Oder sie! Wenn
sie nicht weggefahren wären, wäre sie nicht zur Uni gefahren, sondern hätte die
Rolle des Babysitters übernommen. Dann
    Ein Glas erschien vor ihrem Gesicht, und jemand hob ihre Hand und
schloss sie darum.
    »Trink«, hörte sie eine Stimme über sich sagen, und als sie aufsah,
erkannte sie Patrick, der unbemerkt den Raum betreten haben musste.
    »Nein, danke.« Sie wollte ihm das Glas mit der bernsteinfarbenen
Flüssigkeit zurückgeben, doch er schüttelte den Kopf.
    »Du wirst brav trinken, Laura.« Es war der gleiche Tonfall, den er auch
verwendet hatte, als er die anderen Männer fortgeschickt hatte. Ruhig und
gelassen, duldete er dennoch keinen Widerspruch. Er hatte sich etwas in den
Kopf gesetzt und erwartete, dass sie tat, was er wollte. Zögernd roch sie am
Inhalt des Glases und rümpfte die Nase ob des modrigen Geruchs.
    »Ich mag keinen Whisky«, entgegnete sie pikiert und wollte das Glas
wegstellen, doch er hielt es fest und drückte es ihr an die Lippen.
    »Du zitterst wie Espenlaub, der Alkohol wird dich beruhigen. Wenn du
dich weigerst, hole ich den Arzt.«
    Laura verzog gereizt die Lippen, setzte dann aber gehorsam an und trank
das Glas aus, ehe sie es, das Gesicht zu einer Grimasse verzogen, auf den Boden
stellte.
    Sie kannte die amerikanischen Ärzte, und seine Worte waren besser als
jede Drohung. Sie wollte nicht mit Valium voll gepumpt werden, nur um dann mit
einem dümmlichen Grinsen in der Ecke zu sitzen und sich wie ein Kleinkind
aufzuführen, sofern sie nicht schlicht an Ort und Stelle einschlief. Alkohol
war die
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