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Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)

Titel: Die Spur der Hyäne: Thriller (German Edition)
Autoren: Nick Brownlee
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auseinanderspreizte. Bei der Arbeit summte er ein tonloses Klagelied, das voll und ganz zu seinem leichenschänderischen Treiben passte. Im Grunde fehlte nur noch wabernder Nebel zu seinen Füßen und ein Geier auf seiner Schulter, und schon wäre das makabre Bild vollständig gewesen.
    »Ich finde es immer wieder schade, wenn man die Arbeit eines anderen zerstören muss, vor allem so kurz nach der Vollendung«, bemerkte der Pathologe. »Insbesondere, wenn der Chirurg offensichtlich ein Experte auf seinem Gebiet war. Was sagten Sie, Jouma, wer war dieser Mann noch mal?«
    »Ein pensionierter Sergeant der Königlichen Polizei von Ulster.«
    Christie nickte anerkennend. »Man kann über die britische Polizei ja sagen, was man will, aber die kümmern sich um ihre Leute. Wenn der bei Ihrer Krankenkasse gewesen wäre, Jouma, dann hätten sie ihm ein paar Schweineherzklappen reingestopft und ihn zum Sterben wieder auf die Straße geschickt, bevor er überhaupt das Pensionsalter erreicht hätte. Aber das hier …« Er deutete auf irgendetwas in der freigelegten Brusthöhle, was sich Jouma ganz bestimmt nicht näher angucken wollte. » … das ist vollendete Handwerkskunst. Für die Ewigkeit gemacht sozusagen. Und dann so was – zu dumm.«
    Sein Finger wanderte hoch bis zu der Stelle über Lol Quarries Augenbrauen, wo sein Schädel sichtlich abgeflacht war. »Wäre das nicht gewesen«, stellte er traurig fest, »hätte unser Freund hier gut und gern noch zwanzig Jahre leben können.«

    Superintendent Elizabeth Simba drückte mit einem rotlackierten Fingernagel einen Knopf ihrer Telefonanlage.
    »Wendy, könnten Sie mir bitte ein Glas Mineralwasser bringen?« Sie warf Jouma, der ihr gegenübersaß, einen Blick zu. »Für Sie vielleicht einen Tee, Daniel? Englische Frühstücksmischung, oder irre ich mich da?«
    Sie befanden sich in ihrem Büro im Gebäudekomplex des Polizeipräsidiums der Küstenprovinz auf dem Mama Ngina Drive, der Durchgangsstraße an der Südküste von Mombasa Island mit seinen städtischen Verwaltungsgebäuden und den staatlichen Anwesen. Hinter Elizabeth Simba, einer kräftig gebauten Frau Anfang fünfzig, gewährte ein riesiges Fenster den Blick auf den Indischen Ozean. Ab und zu klapperte es in der spätabendlichen Brise, die auch die Palmen auf der Landzunge zerzauste. Simba lehnte sich zurück und setzte eine Brille mit schmalem Gestell auf.
    »Also, was haben wir denn?«, fragte sie.
    Jouma räusperte sich und studierte seine Schuhspitzen. Er wusste nicht recht, wie er anfangen sollte. Sie war seit einem Monat auf ihrem Posten, und in dieser Zeit war sie immer sehr höflich zu ihm gewesen – nichtsdestoweniger fühlte er sich in ihrer Gegenwart immer noch befangen. Vielleicht weil sie der aus Nairobi geschickte Ersatz für den in Ungnade gefallenen Superintendent Teshete war? Oder weil er , Jouma, direkt dafür verantwortlich war, dass sein ehemaliger Vorgesetzter im Gefängnis saß und auf seinen Prozess wegen Korruption wartete? Natürlich würde sie zu schätzen wissen, dass er seine Arbeit getan hatte, und wenn Teshete sich wirklich an den Schmiergeldern aus der Unterwelt von Mombasa bereichert hatte, war es nur seine Pflicht gewesen, ihn seiner gerechten Strafe zuzuführen.
    Doch Jouma wusste nur zu gut, dass gewisse hochrangige Funktionäre, sei es nun im Polizeikorps oder in der Regierung, ihn zwar öffentlich für seine Tat belobigten, ihn insgeheim aber für seinen Mut hassten, die schmutzige Wäsche des Staates Kenia ans Licht gezerrt zu haben. Sie wollten, dass er pensioniert oder zumindest irgendwo ins Hinterland versetzt wurde, wo er keinen Ärger mehr machen konnte. Die Tatsache, dass er immer noch am Mama Ngina Drive saß, weil er unerschütterlich jede Beförderung oder lukrative Versetzung abgelehnt hatte, musste sie über die Maßen irritiert haben.
    »Der Tote heißt Lawrence Quarrie. Er war neunundfünfzig Jahre alt«, begann er. Er nannte die Adresse in Nyali, einer vornehmen Vorstadtsiedlung an der Nordküste, und Elizabeth Simba, der die Gegend durchaus ein Begriff war, wirkte überrascht. »Mr.Quarrie war bis zu seiner Pensionierung vor neun Jahren Police Sergeant in Belfast, bei der Königlichen Polizei von Ulster.«
    »Verheiratet?«
    »Seine Frau ist im Juni 2000 gestorben. Er ist kurz danach hierhergezogen. Wenn ich das richtig verstanden habe, ist das Paar regelmäßig zur Safari nach Kenia gefahren.«
    »Was hat er gestern in Mombasa gemacht?«
    »Er hat im
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