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Die Spur der Hebamme

Titel: Die Spur der Hebamme
Autoren: Sabine Ebert
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hier ein gutes Auskommen. Dein Vater hat sein Leben gegeben, um Marthe zu retten. Nimm es als dein rechtmäßiges Erbe.«
    Er sah zu Jonas hinüber. »Was hältst du davon, wenn er dort eine zweite Schmiede einrichtet? Du klagst doch, dass ihr die Arbeit kaum noch schafft. Dann kann sich jeder einen Gehilfen nehmen, und ihr könnt euch die Aufträge aufteilen – soll einer für die Bergleute arbeiten und der andere Nägel und Hufeisen schmieden und Pflugscharen ausbessern. Oder wie ihr es sonst wollt. Ich rede euch da nicht hinein. Mit einer Ausnahme: Um die Waffen kümmerst du dich.«
    Jonas nickte. »Ein guter Vorschlag. Besprechen wir gleich die Einzelheiten?«
    Karl wirkte geradezu überwältigt. »Lass mich erst zu Agnes, ihr die gute Nachricht bringen.« Und schon war er aus dem Haus gelaufen.
    Jonas und Emma tauschten einen innigen Blick, bevor auch sie sich verabschiedeten.
    »Hast du davon gewusst?«, erkundigte sich Christian bei Marthe, immer noch überrascht von dieser Neuigkeit.
    »Da bahnt sich schon eine ganze Weile zwischen den beiden etwas an«, antwortete sie lächelnd. »Und bevor du weiterfragst: Ja, er hat mit mir gesprochen, weil er sich nicht sicher war, ob der Zeitpunkt günstig ist für seine Frage und wie du reagieren würdest.«
    Er schob sie die Treppe hoch in die Kammer, in der sie schliefen. »Warum sollte ich etwas dagegen haben? Er ist ein anständiger Kerl und tüchtig dazu«, brummte er.
    »Sie werden bestimmt glücklich miteinander«, meinte Marthe, als sie oben angekommen waren. Dann griff sie nach einem Krug und schenkte zwei Becher voll.
    »Nun raus damit: Was hast du verschwiegen, um es jetzt erst loszuwerden?«
    Resigniert ließ sich Christian auf einen Schemel sinken. Ihr konnte man wirklich nichts vormachen. Mit einem Mal müde, strich er sich das dunkle Haar zurück. »Zum einen ist es ärgerlich, dass ich bald wieder wegmuss. Und diesmal kannst du nicht mitkommen zum Hoftag.«
    »Clara ist sowieso noch zu klein für solch eine Reise. Und dass ich sie selbst stille, würde nur für Befremden sorgen. Außerdem hast du es ja gehört, es geht ein gefährliches Fieber um, drei Kinder sind schon gestorben. Ich bin mit Johanna von früh bis spät unterwegs, um nach den Kranken zu sehen.«
    »Bei Gott, das hätte ich fast vergessen!« Christian sprang auf und lief mit großen Schritten die Treppe hinunter. Verdutzt sah Marthe ihm nach. Wenig später kam er mit einem weichen Bündel wieder.
    »Für dich.«
    Verwundert schlug sie es auseinander und hielt vor Staunen den Atem an. Es war ein Umhang aus tiefblauem Tuch und mit Kapuze, am Rand mit Fell verbrämt. Gerührt legte sie sich das schöne Stück um die Schultern und strich über den weichen Stoff.
    »Er ist wunderschön, aber er muss ein Vermögen gekostet haben. Können wird uns das überhaupt leisten?«
    »Das sagst du jedes Mal, wenn ich dir Kleider kaufe. Du weißt doch, dass ich das nicht nur tue, um dich herauszuputzen.« Marthe blickte ihn skeptisch an. »Du willst, dass ich damit Krankenbesuche mache?«
    Er nickte nachdrücklich. »Teure Kleider zeigen deinen Stand an. Wenn du schon weiterhin diese Arbeit verrichten willst, darf niemand glauben, du wärst immer noch die kleine, schutzlose Heilerin, die sie nach Belieben herumstoßen können. Vergiss nicht – einmal wollten sie dich als Hexe erschlagen.«
    Marthe seufzte innerlich. Sie hatten dieses Gespräch schon oft geführt, und das Thema bereitete ihr immer wieder Unbehagen. Nicht nur aus Sorge ums Geld. Ein einziges Dorf als Lehen genügte nicht, damit ein Ritter seine Ausrüstung bezahlen und seinen Verpflichtungen gegenüber seinem Lehnsherrn nachkommen konnte, doch ihr Dorf war durch das Silber reich und groß geworden. Christian aber setzte fast seine gesamten Einkünfte dafür ein, Wachen einzustellen und auszurüsten. Aus gutem Grund: Das Silber war eine große Verlockung für Diebe, und bereits mehrfach mussten sie Angriffe auf das Dorf abwehren.
    Sie aber hatte auch andere Feinde – wenn vielleicht nicht hier, dann im Nachbarort, der von Gegnern Christians regiert wurde und in dem nun auch die Frau lebte, die sie einst der Hexerei beschuldigt hatte. Marthe hatte damals den Verfolgern nur entkommen können, weil sich ihr erster Mann ihnen in den Weggestellt und sein Leben geopfert hatte. Damit hatte er wohl sühnen wollen, wie schlecht er sie in der erzwungenen Ehe behandelt hatte.
    Teure Kleider würden sie schützen wie ihn ein Kettenpanzer, sagte
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