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Die Spieler

Die Spieler

Titel: Die Spieler
Autoren: Markus Griesheim
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Bericht von der Gerichtsmedizinischen. Und der Liste der
Hochzeitsgäste, die er selber befragen möchte.
    Doch plötzlich fährt es wie ein Schlag durch van de Hoogten massigen Körper, ausgelöst von
seinem Kopf, oder besser: von seiner Kopfdatenbank. Er hat sich zu sehr ablenken lassen von den
Umständen des Leichenfunds, das Wasser und der Fähre. Kann es sein, dass der Ring ein alter
Bekannter ist? Beziehungsweise das Drachenwappen auf dem Ring? Er hastet zu Tür. Am Flurende
sieht er noch Yvonne Hassinger, die Gerade in den Aufzug einsteigen will.
„Yvonne! Beschaff uns die Kowalczyk-Akte !“ brüllt van de Hoogten den Flug
hinunter.
     
Yvonne Hassinger bleibt vor der sich schließenden Aufzugtür wie vom Schlag gerührt stehen. Der
Fahrstuhl setzt sich ohne sie in Richtung Dach in Bewegung. Ungläubig ruft sie zurück:
     
„Die … was? Bist du sicher?“ Fast hätte Sie ihre Zigarettenschachtel in diesem
Moment zerdrückt. Doch van de Hoogten scheint es ernst zu meinen.
     
„Ja, bitte! Besorg sie einfach.“
    Dann verschwindet van de Hoogten wieder hinter seiner Bürotür. Yvonne Hassinger drückt erneut
den Fahrstuhlknopf und nestelt sich eine Zigarette aus der Schachtel. Mürrisch wartet sie, bis die
Kabine wieder in ihrem Stockwerk angekommen ist.
„Bin ich hier die Aysha von der Post oder was?“
    Auf dem Dach raucht Yvonne Hassinger wie gewohnt in ihrer Ecke äußerlich ruhig, ja fast
apathisch, und schaut auf Wiesbaden hinunter. Doch in Ihrem Kopf wuseln ihre Gedanken wie in
einem Ameisenhaufen. Es wird Zeit, dass der JP endlich der ihre wird. Es wird Zeit für eine eigene
Gründerzeitvilla auf dem Neroberg. Schließlich hat Yvonne Hassinger Stil. Sie ist definitiv kein
Postbote. Schon gar nicht für den Dicken!
*
    Ihr altes Käfer-Cabriolet tut sich schwer mit der Steigung auf der Saalburg-Chaussee. Heike
Petzold muss jedes Mal lachen, wenn sie auf der Kuppe an der neu aufgestellten Blitzfalle vorbei
schnaubt. 80 km/h sind erlaubt. Wenn sie nicht ausgebremst wird von den anderen Wagen, die von
der linken auf die rechte Spur wechseln, schafft der Käfer an dieser Stelle mit letzter Kraft gerade
65km/h laut der zittrigen Tachonadel. Heike Petzold ist kein gehässiger Mensch. Trotzdem freut es
sie aber, wenn die anderen geblitzt werden. Besonders, wenn sie Heike weiter unten, noch vor dem
rekonstruierten Römer-Kastell, rasant überholt oder gar belächelt haben wegen ihres Gefährts.
Eines Tages wird sie ein schönes neues Sportcabrio fahren. Mit vielen PS. In Rot natürlich. Wenn
Sie erst mal die Zulassung als Steuerberaterin hat, wird ihr Leben ganz anders verlaufen. Heike
Petzold hat schon an genaues Bild im Kopf, wie ihre Kanzlei aussehen wird. Im Gegensatz zu dem
dunklen und beengten Steuerberaterbüro Soller in Wellersheim, in dem sie freiberuflich als
Buchhalterin während ihrer Ausbildung tätig ist, soll es in ihren Räumen hell und großzügig
zugehen. Sie denkt an weiße Möbel mit plakativer Kunst. Frau Soller macht sich nichts aus diesen
Dingen. Die Soller ist vielmehr Hausfrau als Steuerberaterin. Das Haus, in dem die Kanzlei
untergebracht ist, ist aus den frühen 70ern und dringend renovierungsbedürftig. Aber die Soller ist
sparsam. Im Gegensatz zu vielen ihrer Klienten gibt sie nicht mehr aus als sie einnimmt. Die Soller
hat ihren Beruf im Schwabenland gelernt.
    Heike Petzold nimmt die Ausfahrt nach Wellersheim. Sie muss zwei Ampelschaltungen warten,
bis sie die Kreuzung passieren kann, um in den Ort zu kommen. Seit dem in der neuen Ortsmitte
gebaut wird,
sind auf
der Straße
ständig
Kipper und Baufahrzeuge
unterwegs. Über die
Wintermonate ruhte das ehrgeizige Projekt. Viele in der Gemeinde halten das Vorhaben für
überdimensioniert und für unsinnig. Aber die von der CDU haben sich durchgesetzt. Seit letztem
Jahr klafft daher ein Krater in der Mitte des alten Ortskerns von der Größe eines Fußballplatzes. Die
Wellersheimer
nennen
die
Baustelle
gern
das schwarze
Loch .
In Anspielung
auf
die
Mehrheitsverhältnisse im Rat. Hier sollen einmal Autos parken, Menschen in Geschäftsgalerien
einkaufen gehen und Messegäste aus Frankfurt nächtigen. Die Soller hält den Bürgermeister für
größenwahnsinnig. Welcher Messegast aus China wird sich schon in den kleinen Taunusort zum
Übernachten verirren? Wenn man kein Auto hat, dauert es eine gute Stunde vom Frankfurter
Hauptbahnhof mit der S-Bahn nach Bad Homburg und von da weiter mit der
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