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Die Spieler

Die Spieler

Titel: Die Spieler
Autoren: Markus Griesheim
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Straßendecke
verschwanden und erst an einer
entfernteren Stelle auf
dem Kanal wieder
hervorkamen. Er hat die Schachtel ins Wasser fallen lassen. Sie trieb den Booten hinterher wie ein
kleines Papierschiffchen. Katja hat ihn dafür beschimpft. Der Kanal war doch so sauber sonst.
Palmstedt und Katja küssten sich viel in Paris. In der Öffentlichkeit. Auf den Boulevards. In den
Bistros. Und sie fickten miteinander. Sie fickten vor dem Aufstehen. Vor dem Mittagessen. Vor dem
Abendessen. Und die halbe Nacht. Damals war Katja unersättlich. Damals wurde ihre Muschi noch
feucht. Ihr reichte schon der Gedanke an Palmstedts großen Schwanz, um feucht zu werden. Es
schien, als würde Katja ihre Rolle als Mustermutti in Paris abstreifen und zur fame fatale mutieren.
Von der Volksbühne ins Cabarét, vom Schauspielhaus ins Moulin Rouge. Vor Katjas Kindern
küssten sie sich nicht. Auch nicht vor den anderen Angestellten. Es dauerte lange, bis diese
begriffen, das Palmstedt und Katja das Bett in der Nacht teilten. Und oft auch am Tag. Zuhause, in
Frankfurt, war Katja zurückhaltend. Zuhause waren die Kinder. In Paris schrie sie ihre Orgasmen
hinaus. Manchmal legte Palmstedt seine Hand auf ihren Mund, wenn er sie fickte. Doch das machte
es nur noch schlimmer.
    Palmstedt geht am Computer seine Mails durch. Ein Vorstandsmitglied der Bank muss zum
Flughafen gefahren werden. Dort wird der Firmen-Jet bereitgestellt um 13h. Ungefähr um diese Zeit
wird Marlon, der Nachbarjunge, Arka in Palmstedts Wohnung nach der Schule abholen und mit ihr
im Grüneburgpark spazieren gehen und herumtollen.
    Er überlegt, welche Fahrer und Personenschützer er einteilen wird. Palmstedt braucht zwei Wagen.
Zusammen sind es sieben Personen. Ein Wagen für den Personenschutz und einer für den
Vorstandsherrn, jeweils hälftig besetzt. Früher hatte Palmstedt Morde aufgeklärt und zukünftige
Kommissare unterrichtet. Für ein kleines Beamtengeld. Heute hält er seinen Kopf hin für das Leben
von Wirtschaftsbossen, Bankvorständen und Prominenz. Für ein gutes Honorar. Aber wieviel
Honorar ist ein Schuss in die Brust wirklich wert? Oder ins Knie? Oder ein Messerstich in die
Kehle? - Hätte Katja ihn nicht deswegen verlassen können, wegen seines Berufes? Das hätte er
verstanden. Dafür hätte er sich nicht gehasst. Aber sein Beruf ist ihr Firmengewinn. Palmstedt war
nicht nur im Bett ihr bester Mann. Er ist es auch in Katjas Betrieb.
    Palmstedts Handy surrt. Es ist Henks Dienstnummer. Er ruft aus dem Büro in Wiesbaden an.
Palmstedt versucht seine Hand anzuspannen, damit er das Zittern besser kontrollieren kann. Er sieht
sich kurz um. Es sind nur zwei Mitarbeiter im Raum, die die Monitore beobachten und sich
unterhalten. Palmstedt drückt auf die Abhebetaste.
„Henk, was gibt’s, hast Du Karten für die Eintracht bekommen?“ Seit Wochen
wollen Sie sich schon ein Spiel in der Commerzbank-Arena ansehen.
     
„Hallo Peer! Nein! - Du, Dein äh, Polen... äh...Problem damals...“
     
„Was ist damit?“ Palmstedt klingt jetzt nicht mehr so gut gelaunt. Er dreht sich noch
weiter von seinen Kollegen weg und versucht, seine Stimme zu dämpfen.
     
„Entschuldigung, ich weiß! Aber, gab es da nicht eine Tätowierung? Eine rote
Drachenburg auf einer schwarzen Wolke?“
    Palmstedts Atmung wird flacher. Er denkt nach, obwohl er gar nicht nachdenken muss. Er kennt
die Bilder, hat sie jede Nacht im Kopf. Er sieht sie an der Ampel, wenn die Rotphase ihn warten
lässt, er sieht sie auf der Rolltreppe im Kaufhaus, wenn er umgeben ist von wildfremden Menschen.
Er sieht sie im Schaufenster und im Glasboden von Glennlidl. Doch Palmstedt antwortet van de
Hoogten nicht.
„Peer? Bist Du noch dran? Hör zu, wenn Du es nicht mehr weißt, ich kann mir auch
die Akte...“. Doch Palmstedt unterbricht ihn jäh.
    „Ja doch! Warum willst Du das wissen, Henk, zum Teufel?“ Palmstedts Stimme ist
wieder lauter geworden. Das Zittern in seiner rechten Hand wird stärker, darum presst er das Handy
an sein Ohr. Am liebsten würde er das Gerät mit der Hand zerquetschen, bis die Elektronikteile und
der Kunststoff durch seine Finger bersten. Einer der Wachleute an den Monitoren dreht sich nach
Palmstedt herum, konzentriert sich aber gleich wieder auf die Bildschirme und das Gespräch mit
dem zweiten Wachmann.
„Weil da wieder eine … Drachenburg ist. Auf einem schwarzen Ring.“ erklärt van de
Hoogten. „Mit einem eingravierten Motto. Auf
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