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Die Spiele des Computer-Killers

Die Spiele des Computer-Killers

Titel: Die Spiele des Computer-Killers
Autoren: Denise Danks
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nur zu seinem eigenen Vergnügen. Vielleicht könnten Sie darüber reden. Ich meine, ein Mann mit einem achtbaren, gutbezahlten Job wird ja nicht anfangen, sich im Versandgeschäft zu betätigen, oder? Reden Sie mit ihm.«
    Die Lunte brannte. Die Krempe ihres schicken schwarzen Hutes wippte aggressiv nach vorn. Ihr kraftvolles Kinn reckte sich mir ebenfalls entgegen.
    »Mit ihm reden? Er ist die sprichwörtliche Wand. Reden Sie über seinen Job, seine Computer, seine Arbeit — prima. Reden Sie über was anderes mit Dr. David Jones — vergessen Sie’s.«
    Sie mochte mir das Kinn hingehalten haben, aber ich war diejenige, die einen Volltreffer auf das ihre bekam. Ebensogut hätte sie mich mit einem Vorschlaghammer erwischen können, und die Wucht des Schlages ließ meinen Verstand stammelnd bis dahin zurückpurzeln, wo sie seinen Namen genannt hatte. Dr. David Jones. Wie viele gab’s davon, um Gottes willen? Computerexperte. Dr. David Jones. Er mußte es sein. Meine Augen brannten hinten den Brillengläsern.
    »Der Dr. David Jones mit der virtuellen Realität?«
    »Genau der.«
    »Aber Sie...«
    »Ich benutze gern meinen Mädchennamen.«
    Ich sammelte die Trümmer meiner Selbstbeherrschung ein. Ich wollte sie unauffällig loswerden. Hinaus durch die Doppeltür und durch die hellen Straßen von Soho dahin zurück, wo sie hergekommen war. Aber ich tat cool, schaltete den Computer aus und gab ihr die Diskette.
    »Tut mir leid, aber es ist immer noch keine Story, für die ich mich interessiere — es sei denn, Sie wollten sich und Ihren Mann dem ganzen Horror der Boulevardpresse aussetzen«, sa gte ich.
    »Verstehe ich nicht.«
    »Die würden dafür einen Mord begehen, aber, um ehrlich zu sein, meine Art Story ist es nicht. Hören Sie auf meinen Rat. Gehen Sie nach Hause. Klären Sie das untereinander.«
    »Hören Sie, ich will ja gar nicht, daß Sie etwas drucken.«
    »Warum sind Sie dann zu mir gekommen?«
    »Ich wollte Sie um Hilfe bitten. Ich habe Ihre Story in der Zeitung gelesen. Ich dachte, Sie wissen, wie ein solches Programm zustandekommt.«
    »Jetzt wissen Sie es auch.«
    »Jetzt weiß ich es auch.«
    »Ein gefährliches Spiel.«
    »Das Risiko mit Ihnen mußte ich eingehen.«
    »Dann gehen Sie jetzt nach Hause.«
    »Hören Sie, was ist, wenn mein Mann die Bilder nicht gefälscht hat? Was ist, wenn jemand anders es getan und sie ihm geschickt hat, um ihn zu erpressen? Er hat ja einen sehr wichtigen Job, wissen Sie... Das ist doch wohl eine Story, oder?«
    Ich wußte, wie wichtig sein Job war. Ich wußte auch noch manches andere. Ich dachte plötzlich, wenn die Vorstellung einer Blasnummer sie derart schockierte, dann hatte sie keine Ahnung davon, was ihr Mann in Wirklichkeit gern tat. Meine Gedanken richteten sich hastig auf Schadensbegrenzung, aber sie redete immer noch und wurde allmählich verzweifelt.
    »Es könnte sein, daß jemand ihn erpreßt, sehen Sie das nicht?« sagte sie.
    Ich gab keine Antwort, sondern schaute mich nach meiner Handtasche um. Ich wollte gehen, aber sie packte meine Hand.
    »Hören Sie, ich dachte, Sie als Frau könnten mir helfen«, sagte sie.
    Ich wollte zu einem Nichts zusammenschrumpfen, zu einem winzigen Stäubchen der Unschuld. Sie wollte ihr Problem mit mir teilen, weil wir Schwestern unter der Haut waren. In Wirklichkeit allerdings waren wir Schwestern unter seiner Haut. Wir konkurrierten um seine Küsse. Ich hatte das tödliche Mal der Untreue errungen, sie den zärtlichen Ausdruck ehelicher Liebe. Vor David war ich noch nie mit einem verheirateten Mann zusammengewesen. Nie war ich mit der Ehefrau eines Liebhabers, ja, nicht einmal mit der Geliebten eines Liebhabers konfrontiert gewesen. Zu den Partnern anderer Leute hatte ich immer große Distanz gehalten. Ich hatte meinen eigenen Mann mit meiner besten Freundin erwischt, und das Ende war die Scheidung gewesen. Ich war in die Privatsphäre meines eigenen Heims gestolpert und hatte den Vorhang vor einer fremden Privatsphäre aufgerissen, hatte gesehen und gehört, wie sie vor meinen Augen auseinanderfuhren. Das war nichts, was ich jemand anderem antun wollte.
    Allmählich fühlte ich mich warm und nervös in meinem weiten T-Shirt. Ich warf einen Blick auf Julie Wentworths verzweifeltes Gesicht. Was wollte sie wirklich hier? Ich griff nach einer Zigarette und zündete sie an, bevor ich bemerkte, daß im Aschenbecher noch die letzte qualmte.
    »Wenn Sie glauben, daß jemand Ihren Mann zu erpressen versucht, rufen Sie die
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