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Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)

Titel: Die sonderbare Buchhandlung des Mr. Penumbra (German Edition)
Autoren: Robin Sloan
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Edgar. Ehrlich.«
    Deckle nickt. »Wir passen auf ihn auf. Wir müssen sehen, wie es jetzt weitergeht.«
    »Naja«, sage ich, »also ich hab da was, womit ihr anfangen könnt.« Ich bücke mich und hole einen zweiten Pappkarton unter einem Stuhl hervor. Dieser ist nagelneu und mit einem frischen Klebeband in einem breiten X über dem Deckel versiegelt. Ich reiße das Band ab und klappe die Laschen auf; die Box enthält lauter Bücher: eingeschweißte, fest verpackte Paperbacks. Ich steche ein Loch in die Folie und nehme eins der Taschenbücher heraus. Es hat nur einen schlichten blauen Um schlag, auf dem vorn in großen weißen Lettern M ANVTIVS steht.
    »Das ist für dich«, sage ich und überreiche es Deckle. »Hundert Exemplare des dechiffrierten Buchs. Im lateinischen Original. Ich dachte mir, dass ihr es lieber selbst übersetzen wollt.«
    Penumbra lacht und sagt zu mir: »Und jetzt bist du auch noch unter die Verleger gegangen, mein Junge?«
    »Print-on-Demand«, sage ich. »Zwei Dollar das Stück.«
    Deckle und seine Schwarzroben schaffen ihre Schätze – einen alten Karton, einen neuen – zu ihrem Miettransporter, der draußen wartet. Der grauhaarige Geschäftsführer des Pygmalion schaut ihnen vom Café aus argwöhnisch hinterher, als sie schwungvollen Schritts hinausgehen und ein fröhliches Lied auf Griechisch anstimmen.
    Penumbra scheint über etwas nachzudenken. »Ich bedaure nur«, sagt er, »dass Marcus meinen Codex Vitae mit Sicherheit verbrennen wird. Wie der unseres Gründers stellt er eine Art Zeitgeschichte dar, und ich bedaure, dass er vernichtet werden soll.«
    Jetzt kann ich ihn ein zweites Mal vom Hocker reißen. »Als ich da unten in der Bibliothek war, Sir«, sage ich, »habe ich nicht nur Manutius eingescannt.« Ich wühle in meiner Hosentasche, hole einen blauen USB -Stick hervor und drücke ihn ihm in die langen Finger. »Es ist nicht so schön wie das Original, aber vollständig.«
    Penumbra hält ihn hoch. Das Plastik glänzt im Licht der Buchhandlung, und seine Lippen umspielt ein ungläubiges Halblächeln. »Mein Junge«, haucht er, »du steckst voller Überraschungen.« Dann zieht er eine Braue hoch. »Und ich könnte es für nur zwei Dollar drucken lassen?«
    »Absolut.«
    Penumbra legt mir einen dünnen Arm um die Schulter, drückt mich und sagt leise: »San Francisco – ich habe zu lange gebraucht, um es zu begreifen, aber wir leben in einer Stadt, die so innovativ ist wie das Venedig von einst. Wir sind das neue Venedig .« Seine Augen werden rund, dann kneift er sie zu und schüttelt den Kopf. »Genau wie der Gründer.«
    Ich verstehe nicht ganz, worauf er hinauswill.
    »Was ich jetzt endlich verstehe«, sagt Penumbra, »ist, dass wir wie Manutius denken müssen. Fedorov hat Geld und dein Freund auch – der lustige.« Wir schauen jetzt beide über die ganze Buchhandlung. »Was würdest du dazu sagen, wenn wir uns einen Gönner suchen oder auch zwei … und noch einmal von vorn anfangen?«
    Ich fass es nicht.
    »Ich muss gestehen«, sagt Penumbra kopfschüttelnd, »dass ich großen Respekt für Griffo Gerritszoon habe. Seine Leistung ist unerreichbar. Aber mir bleiben schon noch ein paar Jährchen, mein Junge« – er zwinkert –, »und es gibt noch so viele Rätsel, die ihrer Lösung harren. Bist du dabei?«
    Mr. Penumbra. Sie haben ja keine Ahnung.

EPILOG

U nd, was passiert dann?
    Neel Shah, Kerkermeister, wird die Mission, seine Firma an Google zu verkaufen, erfolgreich zu Ende führen. Kat wird dem PM einen Vorschlag machen, und sie werden ihn annehmen. Sie werden Anatomix erwerben, es in Google Body umtaufen und als neue Software auf den Markt bringen, die jeder kostenlos herunterladen kann. Die Busen werden immer noch das Beste daran sein.
    Danach wird Neel endlich sagenhaft reich sein und den Status eines Vollzeitmäzens erlangen. Als Erstes wird die Neel-Shah-Stiftung für Frauen in der Kunst einen Etat, ein Büro und eine Geschäftsführerin bekommen: Tabitha Trudeau. Sie wird das Parterre der Feuerwache mit Zeichnungen, Gemälden, Textilien und Gobelins füllen, alles Werke von Künstlerinnen, alle abgestaubt bei der Con-U, und dann wird sie anfangen, Stipendien zu verteilen. Fette.
    Als Nächstes lockt Neel Mat Mittelbrand von ILM weg, und sie gründen gemeinsam eine Produktionsfirma, in der Pixel, Polygone, Messer und Klebstoff zum Einsatz kommen. Neel wird die Filmrechte für die Drachenlied-Chroniken erwerben. Nach der Anatomix-Übernahme wirbt er Igor
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