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Die Söhne der Sieben

Die Söhne der Sieben

Titel: Die Söhne der Sieben
Autoren: A.C. Lelis
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unangenehm berührt und legte meinen Kopf mit gewisser Skepsis schief. Offenbar kannte mein Vater diesen Engel, doch woher sollte er einen Engel kennen? Sein Sturz lag Jahrhunderte, wenn nicht gar Jahrtausende zurück.
    „Und er hat dich für ein Menschenkind gehalten?“ ein humorloses, kaltes Lächeln schlich sich auf die ausgehärmten Züge des Dämonenfürsten „Was hast du dann gemacht? Mein lieber, niedlicher Sohn?“
    Er verspottete mich. Dabei war es doch sein eigener Samen, dem ich in diese scheußliche Hülle zu verdanken hatte. Mit meinen dunklen Schopf, den großen dunklen Augen und dem zierlichen Körper sah ich wirklich aus wie ein Kind. Hinzu kamen diese grässlich lieblichen Züge, die kurze Nase, die vollen roten Lippen, die kleinen Ohren, das herzförmige Gesicht…
    „Ich bin gegangen.“ knurrte ich unwillig und wandte mich ab „Ich sollte jetzt das Gleiche machen…“
    „Nein.“ lehnte mein Vater gebieterisch ab „Erzähl mir die ganze Geschichte, - ausführlich.“
    Ich fuhr gehorsam zurück, stöhnte aber widerwillig auf, bevor ich ihm wirklich alles erzählte. Mein Vater unterbrach mich nicht ein einziges Mal. Im Gegenteil, er wirkte immer interessierter. Mich beschlich ein ungutes Gefühl. Mein Vater zeigte ansonsten so gut wie kein Interesse an Engeln. Seine ganze Aufmerksamkeit lag auf den Menschen, die er zu sich in die Hölle zog, indem er sie meist zu seiner liebsten Todsünde verführte. Engel waren ihm zu keusch. Er hatte in meinem ganzen Leben noch nicht einmal das Wort Engel überhaupt in den Mund genommen, und dass obwohl er selbst einmal einer gewesen war.
    „Das ist ungewöhnlich.“ war alles, was Asmodi bemerkte, als ich geendet hatte. Mir platze fast der Kragen: „Ja in der Tat, ich bin kein Mensch! Wie…“
    „Nein, dass du nicht besonders dämonisch aussiehst, meinte ich nicht.“ höhnte mein Vater gemein „Ich hatte gehofft, du würdest mehr nach deiner Mutter schlagen. Aber du siehst aus wie ich damals. Wie ein kleiner Engel… Noch nicht einmal Hörner sind dir gewachsen, geschweige denn Schuppen.“
    Meine Mutter war eine sehr weibliche Schlangendämonin. Sie hatte Schuppen statt einer normalen Haut, eine gespaltene Zunge, entsprechende Augen, aber ansonsten einen menschlichen Körper, abgesehen von dem Schwanz und den spitzen Zähnen. Eigentlich bin ich ganz froh, dass ich nichts von ihr geerbt hatte. Aber meinem Vater waren Hörner gewachsen und er hatte klauenartige Fingernägel und spitze Ohren bekommen. Ich beneidete ihn darum, aber es gab immer noch Hoffnung, dass mir irgendwann auch so etwas wuchs, wenn ich älter werden würde.
    „Was meintest du dann?“ knurrte ich und blitzte ärgerlich mit meinen Augen. Dem wirklich einzigen dämonischen an mir, denn in richtigen Lichtverhältnissen funkelten sie schwarzviolett.
    „Ich meine, dass Lilium dich für einen unschuldigen Jungen gehalten hat. Normalerweise sollte er einen Dämonen selbst im Schafpelz erkennen.“ erklärte mir mein Vater plötzlich ernst. Langsam drängte sich mir das Gefühl auf, dass Asmodi den Engel wirklich kannte. Nachdenklich lehnte er sich nun auf seinem Thron zurück: „Du kannst gehen. Ich werde dich rufen lassen, wenn ich zu einem Entschluss gekommen bin.“
    „Gut.“ willigte ich zwangsläufig ein.
    Er brauchte nicht lange, um seine Entscheidung zu fällen. Es verging noch nicht einmal ein Tag, bis er mich wieder zu sich rief. Ich hatte kein gutes Gefühl bei der Sache, aber ich konnte mich ihm nicht widersetzen.
    „Was ist?“ fragte ich trotzdem ziemlich aufmüpfig.
    „Du wirst zurück auf die Erde gehen und deine Rolle weiter spielen.“ antwortete mein Vater mit merkwürdigen Grinsen. Ich runzelte die Stirn: „Und was dann?“
    „Dich werden ein paar niedrige Dämonen angreifen und Lilium wird dich retten.“ erläuterte Asmodi und sein Lächeln vertiefte sich „Dann wirst du ihm glaubwürdig eine liebe Waise vorspielen, dazu töten wir zwei Menschen. Er wird sich um dich kümmern und dann lässt du ihn fallen. Ich will ihn hier haben, in der Hölle, wie du das anstellst, ist deine Angelegenheit. Lass ihn stehlen, morden oder auf andere Art sündigen. Wie, ist mir gleichgültig.“
    „Im Prinzip heißt das doch, ich soll ihn verführen, oder?“ nannte ich das Einzige, dass er ungewöhnlich taktvoll unerwähnt gelassen hatte. Asmodi entwich ein entzückter Laut: „Genau.“
    „Wie kommst du darauf, dass ich einen Engel zu dergleichen verleiten könnte?“
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