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Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
Autoren: Alexander Wolkow
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unsere Krieger bestimmt steckenbleiben . . ."
    Urfin beruhigte sich ein wenig. Er lud das unversehrt gebliebene Tischlerwerkzeug auf Meister Petz' Rücken und ging das Ufer entlang flußabwärts. Nach anderthalbstündigem schnellem Marsch kam er an eine Stelle, wo der Fluß breiter und seichter wurde. Im Wasser zeigte sich Schilfdickicht, in dem sich bunte Punkte bewegten. Urfin atmete erleichtert auf. Er hatte in den Punkten seine Holzsoldaten erkannt.
    Als er Lan Pirot unter ihnen gewahrte, schrie er:
    „Hallo, General! Befehlt den Holzköpfen, ans Ufer zu schwimmen!"
    „Was bedeutet das, schwimmen?" fragte Lan Pirot.
    „Na, meinetwegen könnt ihr waten, wenn's seicht ist."
    „Was ist das, waten?“

    Urfin spuckte wütend aus und beschloß, ein Floß zu bauen. Die Rettung der Armee nahm mehr als 24 Stunden in Anspruch. Die Holzsoldaten sahen aber jämmerlich aus: Ihre Farbe blätterte ab, die vom Wasser gequollenen Arme und Beine bewegten sich kaum. Eine längere Rast war notwendig. Die Soldaten lagen zugweise, vornean die Unteroffiziere, am Ufer und trockneten, während Urfin sein großes Floß zimmerte.
    Der gelbe Backsteinweg führte von da aus nach Norden weiter. Man konnte leicht erkennen, daß sich schon lange niemand um ihn gekümmert hatte: Er war von Gestrüpp überwuchert, und nur in der Mitte lag ein schmaler Streifen frei.
    Der Zug bewegte sich im Gänsemarsch, als erster Unteroffizier Befar, als Schlußglied in der langen Kette General Lan Pirot. Hinter ihnen ritt Urfin auf dem Rücken von Meister Petz.
    Nur ein Mann in diesem seltsamen Zug verspürte Müdigkeit und Hunger: Urfin, der Begründer und Gebieter der Armee.
    Es war schon Mittag und an der Zeit, Rast zu machen. Unteroffizier Befar aber stapfte unbeirrt vorwärts, gefolgt von den zackig marschierenden, unermüdlichen Soldaten. Urfin, aber hielt es nicht länger aus und befahl Lan Pirot:
    „General, die Armee soll halten. Gebt den Befehl nach vorn weiter."
    Lan Pirot stieß mit seiner Keule den letzten Soldaten in den Rücken und schrie: ,,Weitergeben . . ."
    Der Holzkopf wartete das Ende des Befehls gar nicht ab. Er glaubte, daß sein Vorgesetzter aus irgendeinem Grunde, der ihn, den Mann Gelb Nr. 10, nichts angehe, es für notwendig hielt, daß der Stoß nach vorn weitergegeben werde. Er rief „weitergeben" und stieß seinen Knüppel in den Rücken des Vordermannes, Gelb Nr. 9. Der Stoß war aber kräftiger ausgefallen als der, den er empfangen hatte.
    „Weitergeben!" schrie Gelb Nr. 9 und hieb seinen Knüppel mit solcher Wucht gegen den Rücken von Gelb Nr. 8, daß dieser fast umfiel.
    „Weitergeben! Weitergeben! Weitergeben!" ging der Ruf durch die Kolonne, und die Hiebe wurden immer zahlreicher und stärker.
    Die Holzköpfe waren in Eifer geraten, die Knüppel hämmerten wütend gegen die bemalten Körper, einige Soldaten stürzten . . .
    Erst nach geraumer Zeit gelang es Urfin, die Ordnung wiederherzustellen und seine arg zugerichtete Holzarmee auf eine Lichtung hinauszuführen, wo Rast gemacht wurde. Dann ging es weiter nach Norden.
    Bald zeigten sich zu beiden Seiten des Weges die reichen Farmen des Smaragdenlandes. Alles war hier grün: die Häuser, die Zäune, die Kleider der Leute und ihre spitzen Hüte, an deren breiten Krempen jedoch keine Silberschellen hingen.
    Die auf den Feldern arbeitenden Einwohner des Smaragdenlandes flohen beim Anblick der Holzköpfe, die dröhnend den Backsteinweg daherstampften. Die Leute versteckten sich hinter ihren grünen Zäunen und blickten ängstlich auf die ungebetenen grimmigen Gäste, doch keiner wagte es, sich ihnen zu nähern und zu fragen, wer sie seien und was sie hier begehrten.

DIE GESCHICHTE DER KRÄHE KAGGI-KARR
    Kaggi-Karr, eine geschwätzige und zänkische, im Grunde aber gutmütige Krähe, hatte dem Scheuch den Gedanken eingegeben, sich ein Gehirn zu besorgen. Wir wollen erzählen, was aus ihr geworden ist, nachdem Elli den Scheuch vom Pfahl heruntergeholt und in die Smaragdenstadt mitgenommen hatte.
    Die Krähe war Elli und dem Scheuch nicht gefolgt. Sie betrachtete das Weizenfeld als ihr rechtmäßiges Besitztum und blieb dort in Gesellschaft zahlloser anderer Krähen, Dohlen und Elstern. Sie fraßen dermaßen, daß der Farmer, als er die Ernte einbringen wollte, nichts als leeres Stroh vorfand.
    „Da hat selbst die Vogelscheuche nichts geholfen", seufzte der Farmer. Er kümmerte sich aber nicht weiter um den verschwundenen Scheuch und ging mit leeren Händen nach
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