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Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten

Titel: Die Smaragreihe 02 - Der schlaue Urfin und seine Holzsoldaten
Autoren: Alexander Wolkow
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dann ohne Angst das Tor einrennen."
    „Und was sollen wir tun, Gebieter?" fragte Din Gior.
    „Diese Holzmenschen müssen sich genau wie ich vor Feuer fürchten", sagte der Scheuch nachdenklich. „Daraus folgt, daß wir auf der Mauer möglichst viel Stroh bereit halten und Streichhöher bei der Hand haben müssen."
    Die Vermutung des Weisen Scheuchs sollte sich bestätigen. Bald begann in stockfinsterer Nacht ein neuer Angriff. Urfins Soldaten hielten über ihren Köpfen Torflügel, die sie sich auf den Farmen besorgt hatten, und gingen so die Mauer an. Als sie nahe genug waren, warfen die Verteidiger brennende Strohbündel auf sie hinab. Die Holzsoldaten hatten schon einmal durch Wasser gelitten, weil sie nicht wußten, was Wasser ist. Sie hatten aber auch von Feuer keine Ahnung. Als Urfin sie erschuf, fürchtete er, daß ein Brand ausbrechen könnte, und hatte deshalb zu Hause nicht einmal den Ofen geheizt. Jetzt sollte ihm diese Vorsicht teuer zu stehen kommen.
    Das brennende Stroh fiel auf den Boden und auf die Schilde der Holzköpfe, die über das ungewohnte Schauspiel staunten. Die züngelnden Flammen kamen ihnen in der nächtlichen Dunkelheit wie wunderbare Blumen vor, die sich schnell entfalteten, und sie dachten gar nicht daran, sich vor dem Feuer in acht zu nehmen.
    Manche schoben sogar ihre Hände in die Flammen, spürten aber keinen Schmerz und schauten törichten Angesichts zu, wie ihre Fingerspitzen Feuer fingen. Schon hatte das Feuer mehrere Holzmänner erfaßt und verbreitete einen brenzligen Geruch von verbrannter Farbe…

    Urfin begriff, daß seiner Armee diesmal etwas viel Schlimmeres drohte, als seinerzeit das Abenteuer am Fluß. Aber was sollte er tun? In der Nähe war kein Wasser.
    Da gab ihm Guamoko einen Rat.
    „Überschütte sie mit Erde!" schrie sie dem verwirrten Urfin zu.
    Meister Petz folgte dem Rat als erster. Er stieß einen Unteroffizier um, der mit brennendem Kopf dastand, und begann mit seinen mächtigen Tatzen Erde in die Flamme zu schaufeln. Nun erkannten auch die Holzköpfe die Gefahr und wichen dem brennenden Stroh aus.
    Mit schweren Verlusten zog sich die Armee vom Stadttor zurück. Manche Soldaten hatten angekohlte Köpfe, die durch neue ersetzt werden mußten. Anderen waren die Augen herausgefallen oder die Ohren verbrannt, viele hatten die Finger verloren . . .
    „Ach, ihr Holzköpfe!" seufzte Urfin. „Es wäre ja alles schön und gut, wo ihr doch so stark, tapfer und unermüdlich seid . . . hättet ihr nur etwas mehr Verstand!"
    Aber den hatten sie eben nicht!
    Es war Urfin klar, daß die Smaragdenstadt nur durch Hunger bezwungen werden konnte - ein anderes Mittel gab es nicht. Das wußte aber auch der Scheuch, der einen Kriegsrat einberief, an dem auch Kaggi-Karr teilnahm.
    Man äußerte verschiedene Ansichten. Din Gior und Faramant meinten, man müsse die Einwohner überreden, für ihre Freiheit zu kämpfen. Kaggi-Karr aber behauptete, es sei zwecklos, wußte aber auch keinen Rat.
    Der Scheuch dachte so angestrengt nach, daß die Gehirnnadeln ihm aus dem Kopf traten, der plötzlich wie ein eiserner Igel aussah. Schließlich sagte er:
    „Urfin hat viele Männer mitgebracht, aber die sind alle aus Holz. Mein Freund, der Holzfäller, der im Land der Zwinkerer herrscht, ist nur ein Mann, daf ür aber aus Eisen. Eisen kann mit Holz nicht spalten, wohl aber. Holz mit Eisen. Also ist Eisen stärker als Holz. Kommt uns der Eiserne Holzfäller rechtzeitig zu Hilfe, so wird er Urfins Holzarmee zerschlagen."
    „Richtig!" krächzte die Krähe beifällig.
    Niemand hätte so schnell und sicher das Violette Land erreichen können wie Kaggi-Karr, die nach Hilfe ausgesandt wurde. Die Krähe machte sich auf den Weg und versprach, sich nirgends aufzuhalten und so schnell wie möglich mit dem Eisernen Holzfäller zurückzukehren.

DER VERRAT
    Ein Tag verging und noch einer.
    Die Verteidiger hüteten wachsam das Tor, und Urf m begann schon die Geduld zu verlieren, als ihm ein tückischer Gedanke kam, den selbst der Weise Scheuch nicht hatte voraussehen können.
    Nachts trat Urfin ein paar Schritte seitlich vom Tor an die Mauer heran und warf seinen Liebling, den scharfzähnigen Holzclown, hinüber. Dabei gab er ihm folgenden Auftrag: „Du mußt unter den Bürgern einen Verräter finden, der uns das Tor öffnet. Zum Lohn versprich ihm in meinem Namen das Amt des Obersten Zeremonienmeisters, einen Haufen Gold und... kurz, versprich, was du willst, später werden wir's uns ja überlegen
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