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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen
Autoren: Carter Brown
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rief im Hotel an, und man sagte
mir, daß sie eine halbe Stunde zuvor ausgezogen sei, ohne eine Adresse zu
hinterlassen. Zwei Männer hatten sie besucht, und sie hatte das Hotel in ihrer
Gesellschaft verlassen .«
    Aus verschwommenen dunklen
Augen blickte er mich kummervoll an.
    »Darauf gibt es nur eine
mögliche Antwort, mein Freund. Marta Murad ist entführt worden .«
    »Es ist heute morgen geschehen ?« fragte ich.
    »Nein, vor vier Tagen«,
erwiderte er. »Seit sechsundneunzig Stunden lebe ich in Angst und Schrecken .«
    »Und die Polizei kann sie nicht
finden ?«
    »Im Gewirr der Häuser und Türme
von Manhattan kann ein junges Mädchen für immer verschwinden«, erklärte er
ausweichend.
    »Sie meinen, Sie haben die
Polizei gar nicht benachrichtigt ?« erkundigte ich
mich.
    »Ich brauche leistungsfähigere
und wirkungsvollere Unterstützung, mein guter Freund .« Er lächelte hoffnungsvoll. »Ich habe von Ihrem Ruf gehört. D. Boyd, der
schlaueste Fuchs unter den Privatdetektiven. Für meinen alten Freund und
Kompagnon ist das Beste gerade gut genug .«
    »Und Sie haben vier ganze Tage
gebraucht, um zu diesem Schluß zu gelangen ?« erkundigte ich mich, ohne meine Verwunderung zu verbergen.
    »Ich hoffte, Marta würde mich
anrufen. Ich glaubte immer noch, daß vielleicht etwas geschehen sei, wodurch
sich ihr plötzliches Verschwinden auf eine natürliche Art würde erklären lassen .« Er lächelte wieder, doch auf seiner Oberlippe glänzten
feine Schweißperlen. »Doch nach und nach rang ich mich zu der Überzeugung
durch, daß sie mich nicht anrufen würde und daß ich mit der Suche nach ihr
beginnen müßte. Und aus diesem Grund wandte ich mich an den größten
Privatdetektiv von New York, um ihm diese schwierige Aufgabe anzuvertrauen .«
    »Sie ist auf legalem Weg in die
Vereinigten Staaten gekommen ?« fragte ich.
    »Aber selbstverständlich.« Aus
dem Ausdruck seiner Augen war klar zu erkennen, daß der Gedanke an
gesetzeswidrige Handlungen ihn entsetzte. »Sie kam als Touristin mit einem
Besuchervisum. Sie wollte lediglich dem Geschäftspartner ihres Vaters einen
mehrwöchigen Besuch abstatten .«
    »Was hatte sie bei sich ?«
    Er strich wortlos über seinen
lächerlichen Bart und zuckte die Achseln.
    »Eine kluge Frage! Ja, mein
Einfall, mich an D. Boyd zu wenden war richtig. Das sehe ich schon jetzt. Ja,
sie hatte etwas bei sich. Ein kleines Geschenk von meinem Kompagnon, einen
Beweis seiner Achtung und seiner Wertschätzung für mich. Ein feierliches
Geschenk, das die geistigen und moralischen Werte unserer langjährigen
Partnerschaft unterstreichen sollte. Etwas Seltenes und Wertvolles, D. Boyd,
eine authentische Erstausgabe der von Yusuf Kamil Pasha verfertigten Übersetzung von Racines Fénelon .«
    »Tatsächlich ?« sagte ich verständnislos.
    »Es ist ein äußerst wertvolles
Buch .«
    »Vielleicht wurde es durch
einige Grämmchen Heroin, die im Einband verborgen
waren, noch wertvoller ?« wagte ich höflich zu
vermuten.
    »Heroin?« Seine fetten Wangen
schlotterten vor selbstgerechter Empörung. »Dieses schmutzige Rauschgift? Ich
würde meine Seele nicht...«
    »Was dann ?« unterbrach ich.
    Osman Bey zuckte die Achseln
und bedachte mich dann mit einem leicht nervösen Grinsen.
    »Nun, vielleicht ein paar
niedliche kleine Diamanten, D. Boyd. Ich bin überzeugt, daß Sie dagegen keine
Einwendungen zu erheben haben, nicht wahr ?«
    »Und welche Anzahl von
niedlichen kleinen Diamanten, gegen die ich nichts einzuwenden habe, hatte
Marta Murad in dieser wertvollen Erstausgabe versteckt ?« erkundigte ich mich kalt.
    »Die tatsächliche Anzahl der
Steine kann ich nur vermuten«, erwiderte er in entschuldigendem Ton. »Ihren
Wert würde ich auf etwa, nun sagen wir, zweihunderttausend Dollar schätzen .«
    »Sie wurde also entführt, und
die Kidnapper wußten genau, worauf sie es abgesehen hatten«, stellte ich
unumwunden fest. »Sie wußten auch, daß Sie es nicht wagen würden, sich an die
Polizei zu wenden, weil die Diamanten geschmuggelt waren. Ich kann nicht mit
Bestimmtheit sagen, was dem Mädchen in den letzten vier Tagen zugestoßen ist, aber
ich kann mir ein genaues Bild von dem machen, was mit den Diamanten geschehen
ist .«
    »Ein Mensch vertraut auf Allah
und lebt in Hoffnung«, erklärte Osman Bey mit gespielter Frömmigkeit. »Ich
werde Sie dafür bezahlen, wenn Sie mir die Diamanten wiederbringen, D. Boyd,
und natürlich auch das Mädchen .« Es klang, als habe er
sich gerade noch an
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