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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen
Autoren: Carter Brown
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mich
wieder hinaus in den Vorsaal und öffnete mir die Tür. Sie stieß einen
abgrundtiefen Seufzer aus. Selbst einen Medizinstudenten hätte der Anblick des
roten Satinboleros, der sich beängstigend spannte, in den Grad höchster
Verwirrung gesetzt. Ich drehte meinen Kopf ein wenig, um sie in den Genuß
meines markanten Profils von der linken Seite kommen zu lassen.
    »Erzählen Sie mir nur nicht,
Sie hätten auch Sorgen«, meinte ich teilnahmsvoll.
    »Er will eine Bauchtänzerin aus
mir machen«, gestand sie unglücklich. »Aber er geht einfach nicht rauf und
runter .«
    »Wer geht nicht rauf und runter ?« fragte ich verblüfft.
    »Mein Nabel.«
    »Und wegen solcher Lappalien
machen Sie sich Kopfzerbrechen ?« fragte ich
wegwerfend.
    » Er macht sich
Kopfzerbrechen .« Sie deutete mit dem Daumen zum
Wohnzimmer. »Eintausend Dollar hätte ich ihn gekostet, behauptet er, und für
einen solchen Betrag könne er zumindest eine echte Bauchtänzerin erwarten.
Meint er jedenfalls. Und wenn die Bauchtänzerin echt sein soll, dann muß der
Nabel rauf und runter gehen .«
    Zur Abwechslung wandte ich ihr
diesmal mein rechtes Profil zu. Doch die Wirkung war die gleiche wie zuvor,
gleich Null. Ich kam zu dem Schluß, daß dieses Mädchen nichts als seine eigenen
Sorgen im Kopf hatte, und wahrscheinlich war bei ihr auch ein kleines
Schräubchen locker.
    »Selina«, bot ich mich
großzügig an. »Wenn es Ihnen recht ist, dann komme ich und helfe Ihnen üben .«
    »Machen Sie keine dummen Witze«,
versetzte sie kalt. »Sie haben Probleme genug, scheint mir. Ihr Kopf zuckt ja
dauernd von einer Seite auf die andere .«
     
     
     

2
     
    Der Ottoman Club gehörte
zu den wenigen orientalischen Nachtlokalen, die sich auch nach Abflauen der
großen Bauchtänzerinnen-Hausse vor einigen Jahren gehalten hatten. Er lag in
der Nähe des Broadways, in dem Viertel, in dem sich die Straßen mit den
vierziger Nummern befinden, und von außen wirkte er ungefähr ebenso einladend
wie ein Begräbnisinstitut. Auch als ich eintrat, konnte ich keine Verbesserung
feststellen. Die Beleuchtung war spärlich, die Getränke gepanscht und die
Speisen verdächtig.
    Ich hatte mich ungefähr gegen
zehn Uhr an einem Tisch niedergelassen und einige zweifelhafte Whiskys mit Eis
hinuntergespült, bis eine Stunde später die Attraktionen begannen. Die Gäste
wurden von verschiedenen Bauchtänzerinnen unterhalten, die rasch aufeinander
folgten, alle gleich aussahen, alle auf gleiche Art mit Bäuchen und Hüften
wackelten und mich alle gleich kalt ließen. Dann wurde der Auftritt Leila
Zentas, der exotischen Tänzerin, angesagt.
    Sie war blond, mit langen
Stirnfransen, die fast ihre Augen verdeckten. Das Gesicht, von dem blonden Haar
umrahmt, das ihr lose auf die Schultern fiel, war mehr frech als sinnlich.
Erfreulicherweise wirkte sie im Vergleich zu den vollbusigen, behäbigen Damen,
die vor ihr aufgetreten waren, beinahe schlank. Schlank ja, aber selbst ein
kurzsichtiger Menschenfeind hätte niemals zu behaupten gewagt, sie sei flachbrüstig.
    Der Tanz, den sie, in ein
knappes Bikinihöschen und zwei glitzernden Sternen, die von der Pracht ihres
Busens mehr enthüllten als verhüllten, aufführte, war zwar erotisch, aber nicht
exotisch. Zu ihrer Ehre muß jedoch gesagt werden, daß sie ihren bauchkreisenden
Kolleginnen bei weitem überlegen war. Als der Tanz zu Ende war, applaudierten
die Gäste zaghaft. Die Blonde neigte ihren Kopf kaum merklich, bedachte die
Zuschauer mit einem wilden Blick blanken Hasses und ging ab. Nach Leila folgte
unverzüglich eine weitere Jüngerin der edlen Kunst des Bauchtanzes — Ishna aus Istanbul —, und nach den ersten konvulsivischen
Zuckungen ihres massiven Körpers gelangte ich zu dem Schluß, daß die Türken sie
ausgewiesen hatten, und zwar mit Recht.
    Ich winkte dem Kellner, der
sich widerwillig meinem Tisch näherte. Für ihn war der Anblick Ishnas offenbar so süß wie Türkischer Honig.
    »Wollen Sie noch einen Whisky ?« krächzte er.
    »Mein lieber Freund, ich bin
Spieler«, vertraute ich ihm geheimnisvoll an. »Ich schließ’ über alles und
jedes Wetten ab .«
    »Ich bin kein Psychiater«,
erwiderte er mürrisch. »Verschonen Sie mich also mit einer Beichte Ihres Lebens .«
    »Ich bin bereit, zehn Dollar zu
wetten«, erklärte ich vergnügt, »daß Sie behaupten würden, ich hätte nicht alle
Tassen im Schrank, wenn ich Sie jetzt auffordern würde, mich ungesehen in Leila
Zentas Garderobe zu schmuggeln .«
    »Sie
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