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Die Sklavin mit den Mandelaugen

Die Sklavin mit den Mandelaugen

Titel: Die Sklavin mit den Mandelaugen
Autoren: Carter Brown
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daß ich Sie wegen eines Freundes von Ihnen
sprechen wollte, wegen Osman Bey nämlich, und falls Sie Osman Bey nicht kennen
sollten, dann wäre in dem Augenblick der richtige Zeitpunkt gewesen, die
Rausschmeißer in Trab zu setzen. Aber Sie haben es nicht getan, stimmt’s?«
    Langsam drehte sie sich auf
ihrem Stuhl um, bis sie mir direkt ins Gesicht sah. In ihren grauen Augen lag
ein abschätzender Blick.
    »Ich habe Ihnen doch gesagt,
daß ich keinen Osman Bey kenne«, erklärte sie schnippisch. »Aber Sie bestehen
darauf, daß ich ihn kenne. Okay.« Sie zuckte die Achseln. »Woher wollen Sie das
so sicher wissen ?«
    »Weil er es mir gesagt hat«,
entgegnete ich spöttisch.
    »Er hat es Ihnen gesagt ?« Ihre Augen weiteten sich. »Wann war das ?«
    »Heute gegen Abend, mein Kind«,
erwiderte ich. »Mitten in seinem türkischen Palast am Sutton Place.«
    »Heute gegen Abend«, echote
sie, während sie mich aus weit aufgerissenen Augen anstarrte. »Das ist
ausgeschlossen .«
    »Warum?«
    »Weil er — autsch!«
    Sie fuhr von ihrem Stuhl hoch.
    »Diese blöde Garderobiere muß
eine Nadel verloren haben«, schrie sie zornig. »Sie hat sich genau da
verfangen, wo ich sitze .«
    Sie drehte mir den Rücken zu
und lehnte sich nach vorn. Mit den Händen hielt sie sich an der Rücklehne des
Stuhles fest.
    »Könnten Sie nicht mal
nachsehen«, bat sie mit flehender Stimme. »Die Nadel muß im Stoff
hängengeblieben sein .«
    Ich warf einen Blick auf ihr
niedliches Hinterteil in dem rosa Seidenhöschen und beschloß, daß es am
ergiebigsten sein würde, wenn ich das ganze Gebiet Millimeter um Millimeter
absuchte. Auf diese Weise würde die Suche zwar etwas länger dauern, aber was
machte das schon aus. Damit war auch die Garantie für den Erfolg gegeben.
    Ich hatte noch nicht einmal den
ersten Millimeter in Augenschein genommen, als ein harter Revolverlauf sich in
meine linke Niere bohrte.
    »Erzählen Sie das noch mal«,
knurrte eine männliche Stimme. »Die Geschichte von Ihrer Unterhaltung mit Osman
Bey heute abend in seiner Wohnung .«
    Der Bursche mußte hinter dem
Wandschirm in der Ecke verborgen gewesen sein. Aber diese Erleuchtung kam mir
leider viel zu spät.
    Leila Zenta richtete sich
wieder auf und drehte sich mit einem sarkastischen Lächeln nach mir um.
    »Reingefallen«, erklärte sie
verächtlich. »Ich dachte mir doch gleich, daß ein Mittel ganz bestimmt
verfangen würde, um Sie davon abzuhalten, im Spiegel ständig zu beobachten, was
hinter Ihnen vorgeht .«
    »Vielleicht würden Sie mich
erst mal Ihrem Freund vorstellen, Leila«, fragte ich hoffnungsvoll. »Sagen Sie
ihm, daß der Revolver mich ganz nervös macht .«
    »Aber gem .« Sie lächelte wieder. »Darf ich vorstellen — Frankie Lomax, er ist der
Eigentümer .«
    »Wovon, wenn ich fragen darf ?«
    »Vom Ottoman Club...«, begann
sie.
    »Und von ihr«, vollendete die
harte Stimme hinter meinem Rücken. »Außerdem gehört mir auch der Finger, der am
Abzug liegt, Boyd .« Um seine Worte zu unterstreichen,
stieß er mich grob mit dem Revolverlauf in den Rücken. »Drehen Sie sich um«,
knurrte er. »Aber ganz langsam, mein Junge.«
    Ich gehorchte und hörte hinter
mir Leilas Stuhl knarren. Auf den ersten Blick wirkte Lomax nicht gerade
vertrauenerweckend auf mich. Er war ein muskulöser Mann Ende der Dreißig mit
einem Schopf dunkelblonden Haares und tiefliegenden, leblosen Augen unter
buschigen Brauen. Sein schmaler Mund war zu einem häßlichen verächtlichen
Grinsen verzogen, das der ganzen Welt zu gelten schien, und somit auch mir.
    »Warum setzen Sie sich nicht,
wenn Ihnen eine Dame einen Stuhl anbietet, Boyd ?« fragte er im Konversationston.
    Den Bruchteil einer Sekunde
später knallte er mir den Revolverlauf brutal in den Solarplexus, und während
meine Knie erbärmlich zu schlottern begannen, schlug er mich ein zweites Mal.
Ich sank auf den Stuhl, den Leila so hilfreich bereitgestellt hatte. Das ganze
Zimmer drehte sich in wildem Auf und Ab um mich, und gleichzeitig überschwemmte
mich eine Welle entsetzlicher Übelkeit.
    »Immer mit der Ruhe, Boyd.«
Lomax’ Stimme kam von weither und klang beinahe sanft. »Wir beide werden uns
jetzt einmal ausgiebig unterhalten .«
    Leila stellte sich neben Lomax
und blickte aus kühlen grauen Augen unbarmherzig auf mich nieder.
    »Er ist bestimmt der Gigolo von
irgend so einer reichen alten Hexe«, stellte sie gelangweilt fest. »Weißt du,
wie die Weiber, die in der Park Avenue wohnen und es so reizend
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