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Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)

Titel: Die Sisters Brothers: Roman (German Edition)
Autoren: Patrick deWitt
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darüber traurig bin.«
    »Wir erwarten gar nichts, Mutter.«
    »Nicht? Warum habe ich dann den Eindruck, dass ihr euch nur bei mir durchfressen wollt.«
    »Wir suchen uns Arbeit.«
    »Was für Arbeit kann das schon sein?«
    »Ich habe gedacht, ich mache einen kleinen Handelsposten auf.«
    Darauf sie: »Du meinst wohl, du investiert in so einen Laden. Ich muss sagen, die Vorstellung, dass du selber die Kunden bedienst, fällt mir schwer.«
    »Genau das hatte ich vor. Kannst du dir das wirklich nicht vorstellen?«
    »Ehrlich gesagt nein.«
    Ich seufzte. »Es ist doch egal, was wir machen. Geld kommt und geht.« Ich schüttelte den Kopf. »Es ist unwichtig, und das weißt du auch.«
    »Na gut«, gab sie nach. »Ihr könnt in eurem alten Zimmer schlafen. Wenn ihr wirklich bleiben wollt, können wir später noch ein Zimmer anbauen. Mit wir meine ich uns drei.« Sie griff nach einem Handspiegel, schaute hinein und strich sich die Haare glatt. Dann sagte sie: »Ich sollte wahrscheinlich froh sein, dass ihr immer noch zueinander haltet. Es war ja von klein auf so.«
    »Nicht ganz. Unsere Verbindung ist schon tausendmal geflickt.«
    »Daran ist nur euer Vater schuld. Er hat euch zusammengeschweißt.« Sie senkte den Spiegel. »Immerhin etwas, wofür wir ihm heute dankbar sein können.«
    Ich sagte: »Ich würde mich jetzt gerne hinlegen.«
    »Soll ich dich zum Mittagessen wecken?«
    »Was gibt es denn?«
    »Rindfleischragout.«
    »Ist mir recht, Mutter.«
    »Ja was nun? Soll ich dich wecken oder schlafen lassen?«
    »Wecken, bitte.«
    »Gut, dann leg dich schlafen.«
    Ich wandte mich um und blickte in die Diele. Die Haustür stand offen, ein Viereck aus reinem weißem Licht. Gerade als ich das Zimmer verlassen wollte, meinte ich, ihre Stimme zu hören. Ich drehte mich noch einmal um und sah ihren erwartungsvollen Blick. »Alles in Ordnung?«, fragte ich. »Hast du mich gerufen?« Sie winkte mich näher, und ich ging zu ihr. Ihre Hand suchte meine Finger, dann zog sie abwechselnd mit links und rechts meinen Arm zu sich heran, als wäre dieser ein Seil. Sie umschlang meinen Hals und küsste mich auf die Wange. Ihre Lippen waren feucht und kühl, ihre Haare, ihr Gesicht, ihr Hals, alles roch nach Schlaf und Seife. Später ging ich in unser altes Zimmer und legte mich auf die Matratze, die auf dem Boden lag. Alles war ziemlich eng, aber sauber und ordentlich, und das war mehr als genug für den Anfang, eigentlich sogar perfekt. Ich wusste ja schon gar nicht mehr, wie es sich anfühlt, wenn man irgendwo gerne ist, doch es ist fürwahr sehr schön.
    Kurz darauf war ich eingeschlafen, wachte aber nach ein paar Minuten wieder auf. Ich hörte, wie sich Charlie nebenan in der Badewanne wusch. Er sagte nichts und würde auch nichts sagen. Allerdings waren die Geräusche, die das Wasser machte, fast wie eine Stimme. Mal gluckste und plätscherte es so dahin, mal war es still, dann hörte man nur noch vereinzelte, versonnene Tropfen fallen. Mir schien, als erzählte es mir von seinem Seelenzustand. Ich horchte genauer hin und kam zu dem Schluss, dass mein Bruder und ich, bis auf Weiteres, aller Schrecken und Fährnisse enthoben waren.
    Ich möchte daher höchstens noch anfügen, dass ich dies als ein Ende betrachtete, mit dem man zufrieden sein kann.

DANKSAGUNG
    Leslie Napoles
    Gustavo deWitt
    Gary deWitt
    Nick deWitt
    Mike deWitt
    Michael Dagg
    Lee Boudreaux
    Abigail Holstein
    Daniel Halpern
    Sara Holloway
    Sarah MacLachlan
    Melanie Little
    Peter McGuigan
    Stephanie Abou
    Daniel McGillivray
    Hannah Brown Gordon
    Jerry Kalajian
    Philippe Aronson
    Emma Aronson
    Marie-Catherine Vacher
    Azazel Jacobs
    Monte Mattson
    Maria Semple
    George Meyer
    Jonathan Evison
    Dave Erikson
    Dan Stiles
    Danny Palmerlee
    Alison Dickey
    John C. Reilly
    Carson Mell
    Andy Hunter
    Otis, der Hund
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