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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige
Autoren: Alexander Wolkow
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schwatzte der Scheuch, die Sonnenwärme genießend, „aber zu Hause ist es
doch besser. Die Farm, von der ich komme, ist ja nicht weit von hier. Es ist
gar nicht so lange her, daß ich sie verließ, aber mir scheint, als wären schon
Jahrhunderte vergangen.”
„Hier ist es beinahe so angenehm wie in meinem heimatlichen Wald”, sagte
der Löwe, dessen Husten in der oberen Welt sofort vergangen war, „und
doch fehlt mir etwas.”
„Ich weiß, was dir fehlt”, lachte Elli, die mit seinen rauhen
Schnurrbartborsten spielte und ihm ins Gesicht pustete, so daß er blinzeln
und niesen mußte. „Dir fehlen die königlichen Ehrungen, du ehrsüchtiger
Gesell!”
Fred Cunning half den Zwinkerern, den Eisernen Holzfäller zu reparieren.
Während des langen Aufenthalts im Faß hatte sich der eiserne Mann mit Öl
vollgesogen, das dick geworden war und nun die Beweglichkeit seiner
Gelenke behinderte. Lestar und seine Gehilfen nahmen ihren Herrscher
auseinander, putzten sorgfältig alle seine Teile und legten sie in die Sonne
zum Trocknen. Fred paßte auf, daß keine diebische Elster ein wichtiges
Schräubchen klaute. Toto lief am Ufer hin und her und bellte die Fischchen
an, die sich im Wasser tummelten. Es fehlten nur Kaggi-Karr, Faramant und
Din Gior. Die Krähe war in die Smaragdenstadt geflogen, um den Einwohnern anzukündigen, daß ihr geliebter Herrscher nach seinen neuen
Heldentaten in der unterirdischen Welt bald zurückkehren werde. Ihr waren
der Langbärtige Soldat und der Hüter des Tores gefolgt, die einen festlichen
Empfang für den Scheuch vorbereiten wollten. Alle fühlten sich wohl.
Nachdem die sieben Könige und ihre Lakaien eingeschlafen waren, hatten
die Gäste aus der oberen Welt mit Elli die Höhle verlassen. Dabei
brauchten sie sich nicht einmal auf die Schutzurkunde zu berufen, denn
niemand fragte sie danach. Es kam wie von selbst, daß die unterirdischen
Menschen den Hüter der Zeit als ihren Herrscher anerkannten. Arrigo
wurde Rusheros erster Gehilfe. Die beiden versammelten das Volk und
erklärten ihm, welches Schicksal der Könige, ihrer Hofleute und Diener
harre. Die Menschen jubelten, als sie erfuhren, daß diese famose Idee vom
Scheuch stamme. Alle versprachen, den Königen und ihrem Gefolge beim
Aufwachen nichts von deren Vergangenheit zu erzählen, denn das konnte
ja ihrer Umerziehung schaden. Das Versprechen wurde gehalten. Es war ja
auch niemand da, der es hätte brechen können, denn der einzige Verräter im
Lande, Ruf Bilan, war vom Volk zur Einschläferung verurteilt und für 10
Jahre in die Heilige Höhle geschafft worden. Damit niemand zufällig vom
Schlafwasser trinke, wurde die Höhle vermauert. Der erste Teil der
Schlafenden mit König Mentacho erwachte eine Woche nach der großen
Einschläferung. Rushero ließ, wie versprochen, Elli davon benachrichtigen,
die sich mit ihrem Cousin sofort in die Stadt der Sieben Könige aufmachte,
denn sie wollte sehen, wie die Umerziehung vor sich gehen werde.
Als sie die Höhle betraten (das Handelstor war auf Rusheros Befehl
beseitigt worden), fuhren sie entsetzt zurück. Auf dem Weg lag ein
gewaltiger Drache, der sie aus seinen gelben Augen anstarrte und mit dem
sägeartigen Schwanz die Erde schlug.
„Was sucht dieses Ungeheuer hier?” schrie Elli und wollte schon
davonlaufen.
„Das ist ja Oicho”, sagte der Mann, der ihnen die Botschaft Rusheros
überbracht hatte, „der klügste und folgsamste unserer Drachen. Oicho, mach
eine Verbeugung vor den Gästen!”
Der Drache nickte dreimal mit seinem häßlichen Kopf, worüber Elli und
Fred unwillkürlich lachen mußten.
„Ihr dürft ihn streicheln”, fuhr der Mann fort, „das gefällt ihm.”
Elli berührte den runzligen Hals der Echse, die vor Vergnügen mit dem
Schwanz zu klopfen begann.
„Jetzt setzt euch da hinein”, sagte Rusheros Bote und wies auf die Sänfte,
die der Drache auf seinem Rücken trug. „Wozu? Wir gehen lieber zu Fuß”,
sagte Elli. Der Bote duldete aber keine Widerrede.
„Das geschieht auf Befehl unseres Herrschers Rushero, außerdem ist es
auch für euch besser so.”
Obwohl die Kinder die letzten Worte nicht verstanden, taten sie, wie ihnen
geheißen. Der Mann nahm vorne Platz, ergriff die Zügel, und der Drache
flog. Elli und Fred setzte fast das Herz aus, sie klammerten sich krampfhaft
aneinander, denn die Erde raste unter ihnen blitzschnell hinweg. Aber nach
ein paar Minuten gefiel ihnen der schnelle Flug, und
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