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Die Sieben unterirdischen Könige

Die Sieben unterirdischen Könige

Titel: Die Sieben unterirdischen Könige
Autoren: Alexander Wolkow
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Ihr ihn billigen, mein teurer Freund?” „Was meinen Eure Majestät?”
„Nun denn: Ich bin als erster an der Reihe, zu schlafen. Aber aufrichtig
gesagt, hab ich mich in den letzten Monaten überzeugt, daß der
Zauberschlaf gar nicht so angenehm ist, wie es scheint. Das Leben ist doch
viel interessanter, besonders, wenn man König ist!”
„Das bleibt Ihr doch!” sagte Rushero.
„Gewiß, aber ein regierender König und ein König, der darauf wartet, die
Herrschaft anzutreten, sind doch verschiedene Dinge!”
„Ich verstehe Eure Gedanken nicht, Majestät!”
Da sagte Mentacho ohne Umschweife:
„Ich will ein Festessen für alle meine Brüder und ihre Hofleute geben. Wir
tun Schlafwasser (je mehr, desto besser!) in ihren Wein, und dann wird die
ganze Gesellschaft in den Zauberschlaf fallen!”
Da Rushero ein erstauntes Gesicht machte, fragte der König trocken:
„Mein Plan gefällt Euch nicht? Vielleicht glaubt Ihr, daß ein anderer König
den Staat besser regieren würde als ich?” Rushero überlegte:
Wenn ich den Vorschlag ablehne, wird Mentacho andere Helfer finden, und
wir alle haben dann ausgespielt.`
Darauf sagte er, daß er den Plan des Königs vorbehaltlos billige. Mentacho
strahlte übers ganze Gesicht.
„Oh”, rief er aus, „das will ich Euch reichlich vergelten. Ihr sollt nach mir
der erste Mann im Lande sein, ich werde Euch ein Haus bauen, so prächtig
wie der Regenbogenpalast.”
„Ich brauche keine Belohnung, Majestät”, sagte Rushero. „Ihr könnt Euch
auf mich verlassen, es wird alles nach Eurem Wunsch geschehen! Ihr dürft
aber kein Wort verlauten lassen. Besonders Elli und die anderen aus der
oberen Welt dürfen nichts erfahren.”
„Ich werde schweigen wie das Grab!” versicherte Rushero. „Aber auch Ihr
sollt nichts unternehmen, denn das könnte unser Vorhaben gefährden. Wenn
die Zeit zum Handeln kommt, werde ich Euch verständigen.”
Damit verabschiedete sich der Hüter der Zeit von Mentacho.
Am nächsten Tag wurde er zu König Barbedo gerufen. Der dicke,
kahlköpfige Barbedo sah ganz anders aus als der stattliche Mentacho, der
ein schönes, lächelndes Gesicht hatte. Als er aber den Hüter der Zeit in sein
Zimmer führte und sorgfältig die Tür hinter sich verschloß, sah er Mentacho
verblüffend ähnlich. Das konnte dem scharfsinnigen Rushero natürlich nicht
entgehen.
,Da ist etwas faul…` dachte er.
Der König begann das Gespräch von weitem, aber Rushero begriff sofort,
wo er hinaus wollte. Er wunderte sich daher nicht, als Barbedo ihm
schließlich vorschlug, alle anderen Könige einzuschläfern, damit er,
Barbedo, sein ganzes Leben lang regiere. Nach ihm, sagte er, möge dann
sein ältester Sohn den Thron besteigen. Und die anderen? Die würden eben
friedlich schlafen und aller Sorgen enthoben sein.
„Ihr werdet doch zugeben, teurer Freund”, flötete Barbedo, „daß der ewige
Königwechsel für unser Land eine Plage ist. Wie unser braves Volk darunter
leidet!” (Bei diesen Worten verlor der Dickwanst sogar eine Träne.) „Wer
als erster auf den glücklichen Gedanken kam, diesem jammervollen Zustand
ein Ende zu machen, verdient es doch, der einzige König im Lande zu sein!”
(,Als ob du als erster darauf gekommen bist!` dachte Rushero spöttisch.)
„Euch aber, mein lieber Hüter der Zeit, will ich mit Brillanten und
Smaragden überschütten, Ihr sollt der reichste Mann im Lande sein!”
Natürlich versprach der Hüter der Zeit auch Barbedo seine Hilfe. Doch bat
er ihn, ohne sein Wissen nichts zu unternehmen. Auf dem Heimweg dachte
Rushero: Was wird wohl weiter geschehen? Sollte es nur zwei Schlauköpfe
unter den unterirdischen Königen geben! Wird die Sache damit ihr
Bewenden haben?`
Aber bald ließen auch die anderen Könige - Eljana, Karoto, Lamente - den
Hüter der Zeit rufen und führten geheime Unterredungen mit ihm. Selbst der
altersschwache Arbusto hatte es sich in den Kopf gesetzt, seine Rivalen zu
beseitigen, um Alleinherrscher zu sein.
„Mir verbleibt nicht mehr viel Zeit”, sagte der Neunzigjährige mit
zahnlosem Mund, „darum darf ich sie nicht verschlafen. Selbst wenn es nur
ein paar Jährchen sind, will ich doch allein das Land regieren!”
Der zehnjährige Bubala wiederholte die Worte seines
Erziehers: „Ich bin jünger als alle anderen, also werde ich das Land sehr
lange regieren und viele glorreiche Taten vollbringen.” Rushero sagte allen
Königen seinen Beistand zu, und alle versprachen, ihn
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