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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman
Autoren: Barbara Wood
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Fachartikeln, die er in jenen Jahren schreiben würde. Er beschwor die Bücher herauf, die er verfassen, und die Vorträge, die er halten würde – in Frauenklubs, Abendschulen und auf Wochenendseminaren. Pläne, um die Zeit auszufüllen, um seinen Lebensunterhalt zu verdienen und um sich selbst das Gefühl zu geben, etwas aus seinem Beruf zu machen.
    Denn eines war sicher: Er würde kein Professor sein. Diese Professur an der Universität von Los Angeles hätte eigentlich ihm zufallen müssen. Er hatte hart dafür gearbeitet. Seit sechs Jahren lehrte er an der Universität. Bei dem letzten Buch, das er veröffentlicht hatte, hatte er der Universität die ganze Ehre daraus zuteil werden lassen, hatte sich politisch betätigt, mehrfach für verschiedene Ämter kandidiert und sich bei den akademischen Cliquen lieb Kind gemacht. Er hatte wirklich eisern darauf hingearbeitet, diese Professur zu erlangen.
    Und dann sagte Grimm: »Tut mir leid, Mark …«
    Erneut schenkte sich Mark Whisky ins Glas, ließ das Eis weg und trank den Bourbon in einem Zug hinunter.
    Heutzutage bestand das Problem der Ägyptologie darin, sinnierte Mark, daß sie keine Möglichkeiten der beruflichen Weiterentwicklung und kaum Aufstiegschancen bot.
    Mark ließ sein Glas auf der Bar stehen und schlenderte zum Sofa hinüber. Er knipste eine kleine Lampe an, die auf einem Beistelltischchen stand, und überlegte, ob er ein Feuer im Kamin anzünden sollte. Es wurde langsam kalt und klamm im Haus. Mark ging zum Kamin hinüber und hielt inne, als sein Blick auf die drei Gesichter fiel, die vom Kaminsims auf ihn herabstarrten. Rechts und links am Rand standen Gipsbüsten von Nofretete und Echnaton, natürlich keine Originale, dafür aber wirklich gute Nachbildungen. Das dritte Gesicht blickte ihn aus dem Spiegel an, der über dem Kamin hing: Mit den müden Augen und dem struppigen Bart wirkte es ein wenig älter, als es in Wirklichkeit war.
    Man hatte Mark schon oft gesagt, er sei ein gutaussehender Mann, doch er selbst glaubte nicht daran. Der dunkle Bart verbarg die Sorgenfalten, die von den Nasenflügeln zu den Mundwinkeln verliefen. Mark fand seine Augen ganz passabel, ein wenig matt vielleicht, aber die Stirn war durchfurcht wie die eines älteren Mannes. Sein schwarzes Haar war an den Schläfen vorzeitig ergraut, doch Mark war sich nicht sicher, ob es für das Grauwerden überhaupt eine bestimmte Zeit gab.
    Auf alle Fälle drohte er allzu rasch in die Anonymität der Durchschnittsakademiker abzugleiten. Allein diese Tatsache war für ihn von Bedeutung.
    Grimm hatte ihm natürlich widersprochen. »Du bist doch ein erfolgreicher Mann, Mark. Du bist das, was man heute einen ›Populärwissenschaftler‹ nennt. Weißt du, so ähnlich wie Carl Sagan. Jemand, der die Wissenschaft auch für den normalen Bürger verständlich macht. Das Publikum liebt deine Bücher über Ägypten.«
    Doch »das Publikum« war auch wankelmütig, und falls es Mark nicht gelang, alle paar Jahre ein Buch herauszugeben, würde er schnell in Vergessenheit geraten. Und wenn keine Grabungen stattfanden und keine neuen Entdeckungen gemacht wurden, wie es augenblicklich der Fall war, dann fiel es einem als Ägyptologe schwer, ständig mit etwas Neuem, noch nie Dagewesenem aufzuwarten.
    Mark beugte den Kopf vor und ließ ihn auf seine verschränkten Arme
    sinken. Er starrte in den Kamin, auf die Aschenschicht und die wenigen glühenden Treibholzstrünke und hatte das Gefühl, daß er am Ende seiner beruflichen Laufbahn angelangt war.
    Das Klopfen an der Tür war so zurückhaltend, daß Mark es zuerst gar nicht hörte. Als er es endlich zur Kenntnis nahm, warf er einen Blick auf seine Armbanduhr; es war halb sechs am Nachmittag. Als es zum dritten Mal klopfte, ging er zur Haustür, um zu öffnen. Bei geöffneter Haustür konnte man recht deutlich den Autoverkehr auf dem oberhalb des Strandes entlangführenden Pacific Coast Highway vorbeirauschen hören. Auf der Schwelle stand ein Mann, den Mark noch nie zuvor gesehen hatte.
    Er mochte Ende Fünfzig sein und wirkte recht vornehm mit seinem silbrig glänzenden, tadellos gekämmten Haar und seinem gepflegten Schnurrbart. Der hochgewachsene Fremde war mit einem dunklen Anzug mit Weste bekleidet und trug ein schwarzes Aktenköfferchen bei sich. Der Mann verbeugte sich kurz und fragte mit einer weichen, näselnden Stimme: »Dr. Davison? Dr. Mark Davison?«
    Mark musterte ihn argwöhnisch. »Ja …«
    »Ich habe hier etwas, das für Sie von
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