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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman
Autoren: Barbara Wood
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Luke des Steuerbordrumpfes.
    Mark sprang an Bord, hielt sich an einer Wante fest und fragte: »Hast du Probleme?«
    Ron schaute nicht auf. »Regenwasser im Kielraum, verflucht noch mal!«
    Mark zwang sich ein Lächeln ab und rieb sich ungeduldig die Hände.
    Ron Farmer war fünfunddreißig Jahre alt, wirkte aber viel jünger. Er trug geflickte Bluejeans und ein fleckiges marineblaues Sweatshirt mit einer verwaschenen Aufschrift auf der Brust. Sein langes, blondes
    Haar fiel nach vorne und verbarg den mißvergnügten Ausdruck auf seinem Gesicht. Mark warf einen Blick hinunter ins Cockpit und sah auf dem zerrissenen Vinylpolster die ihm so vertraute Ausstattung seines Freundes, Ron Farmers Erkennungszeichen: eine Korbflasche mit billigem kalifornischen Chianti, ein Roman von Stanislaw Lem und seine Spiegelreflexkamera. Mark kannte Rons Gewohnheiten: Er würde jetzt gleich durch die Fahrrinne hinaussegeln, beidrehen, die Segel reffen und sich auf der Dünung dahintreiben lassen, bis sein Wein zur Neige ging. Zuweilen verschwand er tagelang, wenn er sich urplötzlich entschloß, zu den Channel Islands oder zum Catalina-Island hinüberzusegeln. Dann sah Mark ihn oft eine ganze Woche lang nicht. Er war daher außerordentlich froh, daß er seinen Freund noch rechtzeitig abgefangen hatte.
    »Ron?« Mark fröstelte ein wenig in der schneidenden Meeresbrise.
    Schließlich zuckte der junge Mann mit den Achseln, ließ den Lukendeckel fallen und stand auf. Obwohl Ron genauso groß war wie Mark, wirkte er durch seine Schlaksigkeit und seinen hageren, knochigen Körperbau größer als sein Freund. Mit seinem bartlosen Gesicht, seinen kornblumenblauen Augen und dem platinblonden Haar, das ihm bis an die Schultern reichte, sah Dr. Ronald Farmer aus wie ein Surfer Mitte Zwanzig.
    »Was gibt’s?« fragte er. »Ich habe dich um diese Zeit noch nie hier unten gesehen. Lieber Himmel, du siehst ja furchtbar aus!«
    »Ich fühle mich furchtbar, Ron. Ich bin die ganze Nacht aufgewesen. Ich will, daß du mit mir nach Hause kommst. Ich muß dir unbedingt etwas zeigen.«
    »Jetzt? Ich bin beschäftigt. Ich muß das Wasser aus dem Kielraum pumpen, bevor es den Rumpf angreift.«
    Mark raufte sich die Haare und sah sich auf der Tutanchamun um. Trotz all der Mühe, die Ron ständig auf sein Boot verwendete, erschien es doch immer ein wenig vergammelt. Aber andererseits legte Ron niemals Wert auf das äußere Erscheinungsbild. Wenn sie nahe am Wind segelte, konnte die Tutanchamun immerhin eine Geschwindigkeit von dreizehn Knoten erreichen.
    »Ron, hast du jemals von Neville Ramsgate gehört?« fragte Mark.
    Ron sprang hinunter ins Cockpit, bückte sich und begann dort herumzustöbern. »Ja«, rief er zurück, »einer der ersten Ägyptologen. Noch
    vor Petrie, glaube ich. Er hat sich viel mit der Vermessung von Pyramiden beschäftigt.«
    »Er hat auch in Tell el-Amarna Ausgrabungen durchgeführt.«
    »Stimmt. Darüber habe ich auch mal was gelesen.« Ron wühlte in den Stauräumen, welche in die Schwimmer eingelassen waren, und murmelte: »Scheiße!«
    »Was gibt’s?«
    »Ich kann die Pumpe nicht finden.«
    »Ron, kannst du das nicht auf später verschieben?«
    Ron Farmer richtete sich wieder auf. »Worum geht es eigentlich?«
    Mark wollte es am liebsten herausbrüllen und die unglaubliche Aufregung, die ihm im Magen kribbelte, mit seinem Freund teilen. Aber er hielt sich zurück. »Ich möchte, daß du dir bei mir zu Hause etwas ansiehst.«
    Ron strich sich die blonden Strähnen aus dem Gesicht. »Wieder einmal so ein sensationelles Fundstück?«
    »Komm mit mir nach Hause.«
    »Kann das nicht warten?«
    Mark schüttelte verneinend den Kopf.
    »Na ja …« Ron blinzelte hinauf zum Himmel und seufzte.
    »Sieht so aus, als ob es ohnehin bald wieder anfängt zu regnen.«

    Sie fuhren mit Marks Volvo. Unterwegs berichtete Mark über den kurzen, merkwürdigen Besuch von Sanford Halstead, wobei er versuchte, sich an alles, was der Mann gesagt hatte, genau zu erinnern. Dabei ließ er zwar anklingen, worum es sich bei Halsteads Päckchen handelte, verriet es aber nicht ganz und endete mit den Worten: »Ich fürchte, die Ablehnung meiner Bewerbung um den Lehrstuhl hat mich in eine furchtbar unruhige Stimmung versetzt, in der ich begierig nach allem greife, was sich mir bietet. Dieser Halstead will, daß ich nach Ägypten fahre, um dort Ausgrabungen vorzunehmen … Das alles hört sich einfach zu gut an. So dachte ich, es wäre besser, wenn du dir das Ganze
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