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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman
Autoren: Barbara Wood
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gesellte. Sie war tief und wohlklingend, zunächst leise, schwoll aber mit jedem gesprochenen Wort an. Sie sangen im Einklang miteinander und erfüllten die Sargkammer mit den alten Formeln, die vor Menschengedenken, am Anfang der Zeit geschrieben worden waren.
    Eine starke Empfindung überkam Mark, ein erhebendes Glücksgefühl, als löse er sich vom Boden und steige zum Himmel auf.
    »Ta-k-tu er ka-k em Ra uben-k em xut Osiris an ›Khnaton!« Er wurde von solcher Freude überwältigt, daß er am ganzen Leib bebte. Seine Stimme tönte laut und verband sich mit der anderen zu einer wunderbaren Harmonie.
    »’Khnaton an Osiris maaxeru t’et-f a neb-a sebebi heh unt-f er t’etta ne nebu suten suteniu aphi neter neteru Osiris!«
    Mark wurde von gleißendem Licht geblendet. »A ta ret per em axex an ten-a a am snef per em nemmat an ari ahnnuit a neb Maat ›Khnaton!«
    Er hielt sich einen Arm vors Gesicht, um seine Augen vor der Helligkeit zu schützen. »A tennemui per em Osiris! ›Khnaton! ›Khnaton!« Er stieß einen letzten Schrei aus und brach über dem Sarkophag zusammen.
    Als er benommen und erschöpft den Kopf hob, entdeckte er Jasmina, die eine Hand auf seine Schulter gelegt hatte und ihn ansah. »Es hat gewirkt«, sagte sie. »Es ist vollbracht. Schnell, komm mit in die Vorkammer.«
    Mark richtete sich auf und folgte Jasmina in den anderen Raum. Jasmina preßte sich an die eine Wand und hielt den Blick starr auf das gegenüberliegende Wandgemälde gerichtet. Angstvoll beobachteten sie, wie ihre Taschenlampen flackerten und wie Kerzenflammen zu erlöschen drohten. Erschöpft lehnte auch Mark sich an die Wand und beobachtete gebannt das Schauspiel gegenüber.
    Eines nach dem anderen verblaßten dort die Bilder der Wächtergötter. Amun, Seth und ihre fünf teuflischen Gefährten zerfielen vor ihren Augen und lösten sich beinahe in nichts auf. Jasmina sank erleichtert an seine Brust. »Es ist vorbei, Mark. Du hast gewonnen.«
    Er starrte einen Moment lang ausdruckslos vor sich hin, dann machte er langsam einige Schritte vorwärts und zog Jasmina mit sich. Er blickte verwundert auf die kahle Wand, wo einst die Wächtergötter gestanden hatten. Auf dem Boden lagen sieben kleine Haufen farbigen Staubs.
    »Sie sind weg, Mark. Die Dämonen sind weg.«
    »Und der König und die Königin?«
    Voller Trauer blickte Jasmina ihn an.
    Er trat von der Wand weg und lief schwankend in die Sargkammer zurück. In den Särgen ruhten die Mumien.
    »Sie war eine wunderbare Frau«, murmelte Mark vor sich hin, als er auf den kleinen, puppenartigen Körper herunterschaute. »Sie hätte schon vor dreitausend Jahren ins Westliche Land gehen und die Glückseligkeit des ewigen Lebens erlangen können. Doch sie zog es vor, hierzubleiben, an diesem scheußlichen Ort, und durchstreifte dieses Tal dreißig Jahrhunderte lang auf der Suche nach jemandem, der ihren Mann erwecken würde. Wie sehr muß sie ihn geliebt haben …«
    Jasmina schaute nachdenklich auf den zarten Körper, den kleinen, bandagierten Kopf und überlegte flüchtig, wovon Mark eigentlich sprach. Dann flüsterte sie: »Was hast du mit ihnen vor?«
    »Die Behörden müssen eingeschaltet werden. Ich werde für die fünf Todesfälle eine Erklärung finden müssen. Und ich werde nicht umhinkönnen, den Beamten das Grab zu zeigen. Sie werden die Mumien nach Kairo bringen und sie dort ausstellen.«
    Er ergriff Jasminas Hand. »Sie hat dreitausend Jahre lang darauf gewartet, wieder mit ihm vereint zu sein. Wenn ihre Seelen hierher zurückkehren, um zu ruhen, werden die Mumien fort sein, und sie werden zugrunde gehen.«
    Mark hob den Blick und sah Jasmina an. »Wir haben noch eine letzte Pflicht zu erfüllen.«
    Sie blickte ihn fragend an.
    »Ich werde sie im Landrover von hier wegbringen. Dieser Cañon ist von tiefen Spalten durchzogen. Ich werde eine finden, die innerhalb von Echnatons heiligem Bezirk liegt. Es wird nicht schwer sein, die Mumien tief im Fels zu bestatten und den Eingang so zu tarnen, daß niemand sie je finden wird. Und dann werde ich ihre Namen in den Felsen meißeln, so daß sie den Ort finden, an dem ihre Körper zur Ruhe gebettet sind. Jasmina, willst du mir helfen?«
    »Ja.«
    Als er sich über den Sarkophag beugte, um den zerbrechlichen Körper herauszunehmen, fragte Jasmina: »Was hast du damit gemeint, Mark, als du sagtest, sie habe in diesem Tal dreitausend Jahre lang nach jemandem gesucht, der ihren Mann zum Leben erwecken würde? Was bedeutet
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