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Die sieben Dämonen: Roman

Die sieben Dämonen: Roman

Titel: Die sieben Dämonen: Roman
Autoren: Barbara Wood
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verließ er das Haus.
    Die Reaktion des Mannes war so unerwartet und verblüffend gewesen, daß Mark einfach stehenblieb und dem Fremden beim Weggehen zusah. Durch die geöffnete Haustür erhaschte er gerade noch einen flüchtigen Blick auf einen Rolls-Royce, der von seinem Haus wegfuhr.
    Nachdem er die Tür hinter dem geheimnisvollen Mr. Halstead wieder geschlossen hatte, ging Mark hinüber an die Bar und schenkte sich noch einen Bourbon ein.
    Um das Haus tobte ein heftiges Unwetter, in dem sich Marks Gemütszustand widerzuspiegeln schien. Regen klatschte in unbändiger Wut gegen die großflächigen Fensterscheiben. Wer auch immer Halstead war, Mark haßte ihn. Er haßte ihn dafür, daß er so gut über die Enttäuschung Bescheid wußte, die an ihm nagte.
    Was Mark jedoch an diesem stürmischen Abend wirklich quälte, war der Gedanke an Nancy, seine Verlobte. Diese verdammte Professur hatte eigentlich ihr mehr bedeutet als ihm selbst. Es war genau das, was sie sich gewünscht hatte, damit sie heiraten, Kinder bekommen und ein Haus kaufen konnten wie jedes andere junge Paar auch. Im Augenblick verdiente er als Dozent nicht genug, als daß er sie und eine Familie damit hätte ernähren können. Jedes Jahr kletterte die Miete für seine wackelige Baracke am Strand von Malibu, einem Vorort von Los Angeles, ein wenig höher. Nancy, die erste Frau, der er je die Worte »Ich liebe dich« gesagt hatte, die erste Frau, für die er je zu Opfern bereit gewesen war.
    Als er sie vor sieben Jahren kennengelernt hatte, war er ein Feldarchäologe gewesen, der zu langen Ausgrabungskampagnen oft sehr weit weg reisen mußte. Nancy hatte Unzufriedenheit mit seiner häufigen Abwesenheit bekundet. Und so hatte Mark aus Liebe zu ihr versucht, sich in die akademische Nische einzupassen, hatte gelehrt, Artikel und Bücher verfaßt und Vorträge gehalten, so daß er und Nancy mehr Zeit miteinander verbringen konnten. Nach seiner Berufung auf den Lehrstuhl wollten sie heiraten. Er war sich seiner Ernennung so sicher gewesen, daß er sogar schon einen Termin für die Hochzeit festgesetzt hatte. Nur, jetzt hatte er die Professur nicht bekommen, und er wußte nicht, wie er es Nancy beibringen sollte. Er murmelte »Verdammt!« und füllte sein Glas nach.
    Das düstere, mit echten und nachgebildeten Antiquitäten vollgestopfte Wohnzimmer, in dem sich staubige Bücher unordentlich aufeinandertürmten, wurde ihm zum Käfig. Halstead hatte recht: Mark brauchte die Arbeit im Gelände. Wonach er sich sehnte, war die Herausforderung und die körperliche Anstrengung der Grabung: die sonnendurchglühten Tage, in denen er im Schweiße seines Angesichts den Sand nach Spuren antiker Geheimnisse durchkämmte, umgeben von den Ruinen, den Hinterlassenschaften eines Volkes, das er so sehr bewunderte und zu verstehen suchte.
    Schließlich blieb sein Blick an dem in Papier eingeschlagenen Päckchen haften, das Halstead liegengelassen hatte.
    Der Klang der Spitzhacke, wenn sie auf Stein traf, das Gefühl, wenn ein Spaten in den Sand eindrang, die Rufe der arabischen Arbeiter, wann immer etwas gefunden wurde …
    Er starrte wie gebannt auf das Päckchen.
    Wer zum Teufel war Halstead eigentlich? Ein Spinner, der glaubte, ein Fundstück von unschätzbarem Wert zu besitzen, das jeden Archäologen dazu veranlassen würde, mit der Schaufel in der Hand nach Ägypten zu eilen.
    Mark stellte sein leeres Glas auf der Bar ab und näherte sich, ein wenig neugierig geworden, dem Couchtisch. Der Bourbon hatte ihn milder gestimmt und seine schroffe Ablehnung von allem, was mit Halstead zu tun hatte, gedämpft. In der Absicht, Halsteads läppischen Gegenstand mit einem raschen Blick abzutun, ließ sich Mark in der Couchecke nieder und entfernte langsam das braune Papier.
    Zu seinem großen Erstaunen kam darunter ein breitformatiges Buch zum Vorschein, das im Stil des neunzehnten Jahrhunderts in Leder gebunden war.

Zwei
    Mark erwachte kurz nach Sonnenaufgang und wandte seinen Kopf blinzelnd von den hellen Sonnenstrahlen ab, die sich ihren Weg durch die sich aufreißenden Regenwolken hindurchbahnten und ihm direkt ins Gesicht schienen. Benommen sah er sich in seinem Wohnzimmer um und erinnerte sich jetzt wieder, daß er im Lehnstuhl eingeschlafen war, nachdem er das Tagebuch von Neville Ramsgate zu Ende gelesen hatte. Mark rieb sich den Nacken, richtete sich auf und erhob sich schwerfällig. »Nicht zu glauben!« murmelte er, während er auf das schwere, in Leder gebundene Buch
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