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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut
Autoren: Catherine Coulter
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Dacres’ älteste Tochter reden hören, Juliette, ein hochkarätiger Diamant, wie Tante Mildred sich ausgedrückt hat, und genau die Richtige für dich.«
    Douglas machte ein süffisantes Gesicht und blieb stumm wie ein Stein.
    »Gott schenke dir ein langes Leben, Douglas«, sagte Ryder inbrünstig. »Ich achte dich und bin dir bis zu meinen Zehenspitzen dankbar dafür, daß du der älteste Sohn und somit der vierte Earl of Northcliffe, der sechste Viscount Hammersmith, der neunte Baron Sanderleigh und daher das Angriffsziel ihrer gesamten Kanonenkugeln bist.«
    »Auch ich achte dich, Douglas«, erklärte Tysen. »Du stellst einen prächtigen Grafen, Vicomte und Baron dar. Ich bin sicher, daß Onkel Albert und Tante Mildred der gleichen Meinung sind. Die ganze Familie stimmt darin überein, wenn du nur heiraten würdest und...«
    »O Gott, nicht jetzt auch noch du, Tysen! Wie immer, dazu besteht keinerlei Hoffnung«, fügte er hinzu, während er sich von seinem Stuhl erhob. »Tysen, deine Dankbarkeit wird mir zweifellos helfen, alles durchzustehen. Bete für mich, mein kleiner Bruder. Unser Treffen in diesem Quartal ist vertagt, Ryder. Ich denke, ich werde mit deinem Kammerdiener Tinker ein Wort reden und Zusehen, ob er dir nicht deine umtriebige Rute an den Reithosen festnähen könnte.«
    »Der arme Tinker, er wäre entsetzt, mit einer solchen Aufgabe betraut zu werden.«
    »Nun, ich kann schlecht eines der Dienstmädchen damit beauftragen. Das würde sicherlich den Zweck unseres Paktes verfehlen.«
    »Armer Douglas«, bemerkte Ryder, nachdem sein Bruder den Raum verlassen hatte.
    »Was hat denn Douglas mit eurem Pakt gemeint?« erkundigte sich Tysen.
    »Ach, wir haben beide das Versprechen abgegeben, daß kein bei uns angestelltes weibliches Wesen berührt werden darf. Wenn deine Verliebtheit endgültig verflogen ist und du deine fünf Sinne wieder beisammen hast, werden wir uns auch deine Zusicherung holen.«
    Tysen beschloß, sich mit seinem Bruder in keine Diskussion einzulassen. Er stand über solchen Dingen. Er würde Pfarrer werden, seine Gedanken und Taten würden stets keusch sein. Außerdem, soweit seine Erinnerung reichte, war er in Auseinandersetzungen bei keinem seiner zwei Brüder je als Sieger hervorgegangen, und so sagte er nur: »Das Mädchen, mit dem sie ihm in den Ohren liegen, soll wirklich wunderschön sein.«
    »Sie sind alle wunderschön mit einem Kopfkissen überm Gesicht«, erklärte Ryder und verließ das Schloßherrenzimmer.
    An einem dunklen spanischen Tisch aus Mahagoni lehnte Sinjun mit gekreuzten Armen und der sorglosen, unbeschwerten Miene eines Fohlen. Sie summte ein Lied und hörte sofort auf, als Ryder sie erspähte. »Na, wie lief das Treffen?«
    »Halte deine Zunge im Zaum, du Range.«
    »Schon gut, Ryder, ich bin zwar jung, aber nicht blöd.«
    »Laß es gut sein, Sinjun.«
    »Wie geht es denn all deinen Lieben?«
    »Es geht allen ausgezeichnet, vielen Dank.«
    »Ich bin stumm wie eine Seifenschüssel«, erklärte sie feixend, warf ihm einen Kuß zu und verschwand wie ein Lausbub pfeifend in Richtung Küche.

Kapitel 2
    Der Graf war angespannt. Er fühlte in seinem Inneren, daß sich irgend etwas zusammenbraute, etwas Unangenehmes. Er haßte diese Art von Gefühlen. Sie machten ihn hilflos und gereizt. Andererseits wußte er genau, es wäre dumm, sie zu ignorieren. Da sich die Regierung in einem Zustand der höchsten Verwirrung befand und dieser armselige Narr Addington her-umflatterte wie ein kopfloses Huhn, vermutete er, daß diese Anspannung in seinem Inneren wohl aus seiner Besorgnis vor Napoleon herrührte.
    Wie alle Engländer, die an der südlichen Küste Englands lebten, befürchtete er eine Invasion. Zwar schien es nicht wahrscheinlich, zumal die Engländer den Kanal fest in der Hand hatten. Aber andererseits unterschätzte nur ein Dummkopf einen Mann von Napoleons militärischem Genie und unerbittlichem Bestreben, Englands Vernichtung voranzutreiben.
    Douglas stieg von Garth, seinem Reitpferd, herab und ging bis an die Steilküste. Donnernd schlug die Brandung gegen die Klippen und spie flockenartige, schaumweiße Wassertropfen hoch in die Luft. Tief sog er die salzige Luft in seine Lungen, spürte die Meeresluft beißend und naß in seinem Gesicht. Es blies ein scharfer, heftiger Wind, der seine Haare um sein Gesicht peitsche und ihm das Wasser in die Augen trieb. Es war ein bewölkter, trüber Tag. Heute konnte er Frankreich nicht sehen, aber bei klarem Himmel
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