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Die Sherbrooke Braut

Titel: Die Sherbrooke Braut
Autoren: Catherine Coulter
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zu.
    »Wenigstens lächeln könntest du, Tysen«, bemerkte Douglas. »Auch ein Pfarrer darf Humor haben, weißt du.«
    »O nein«, erwiderte Tysen. »Es ist nur - natürlich kann ich lächeln, es ist nur...«
    »Du führst keinen deiner Sätze zu Ende, Tysen«, stellte Ryder abschätzig fest. »Du wiederholst dich.«
    »Nun, ein Mann Gottes darf seine grenzenlose Menschenliebe mit einer speziellen Art von Liebe verbinden. Versteht ihr, ich kann durchaus eine junge Dame lieben, und, na ja, das tu ich auch!«
    »O Jesus«, entfuhr es Ryder und wandte sich mit gespielter Abscheu ab. »Magst du jetzt einen Schluck Brandy, Douglas?«
    »Da dreht es einem ja den Magen um«, empörte sich Douglas, »wahrscheinlich könnte ich den Brandy nicht mal behalten vor lauter Schreck. Nein danke, Ryder.« Dann erbarmte er sich Tysen, dessen magere Wangen erschreckend rot angelaufen waren. »Wer ist die Kleine, Tysen? Sicherlich handelt es sich bei dir als zukünftigem Pfarrer nicht um eine Schauspielerin oder ein Ladenmädchen?«
    »Nein«, antwortete Tysen mit gefestigter Stimme und schon sehr in Richtung unpriesterlicher Schwärmerei. »Ihr Name ist Melinda Beatrice, und sie ist die Tochter von Sir Thomas Hardesty.«
    Ryder stieß einen Fluch aus. »Ich kenne die Zimperliese. Albern, Douglas, und zickig, mein Gott! Sie tut so, als sei sie besser als alle anderen. Zudem hat sie keine nennenswerten Brüste. Ihre Augen sind wässrig, sie hat spitze Ellbogen, und sie verfügt über zwei Vornamen, die die Eltern auch tatsächlich alle beide benützen. Das ist schlicht zu viel. Zwei Vornamen!«
    »Sie wird eine wunderbare Ehefrau für einen Pfarrer!« Tysen hätte seine Göttin noch weiter verteidigt, aber er hielt abrupt inne, denn Douglas erhob sich vom Stuhl und durchbohrte ihn mit seinem Blick. Ryders Beleidigungen waren durch Douglas’ Miene, einem Ausdruck, der bedenklich dem ihres nun verstorbenen Vaters erinnerte, auf der Stelle vergessen. Tysen wich immer weiter zurück, langsam, sehr langsam, bis er gegen die geschlossene Tür gedrückt stand. Douglas sprach mit samtweicher Stimme. »Willst du mir damit sagen, daß du im Alter von zwanzig Jahren dir darin gefällst, dich in ein Mädchen zu verlieben, das dir in Abkunft und Vermögen ebenbürtig ist? Ist etwa die Rede von den Hardesty von Blaston Manor?«
    »Ja«, antwortete Tysen. »Außerdem bin ich fast einundzwanzig.«
    »Kindskopf«, bemerkte Ryder ungerührt und schnippte ein Staubkörnchen von seinem Ärmel. »In ein paar Monaten ist er darüber hinweg, Douglas. Weißt du noch, wie du dir die Tochter des Herzogs eingebildet hast? Wann war das noch gleich -ach ja, vor etwa drei Jahren glaubtest du Hals über Kopf verliebt zu sein. Du hattest Heimaturlaub wegen deiner Schulterverletzung. Also, wie war doch gleich ihr Name? Melissande -ja, das war er.«
    Douglas machte eine schneidende Handbewegung durch die Luft, um Ryder zum Schweigen zu bringen. »Du hast doch nicht etwa mit Sir Thomas gesprochen, oder?«
    »Woher denn«, gab Tysen zurück. »Du bist das Familienoberhaupt, Douglas.«
    »Vergiß das ja nicht. Ich kann mir das nämlich nicht leisten. Versprich mir, keinen Heiratsantrag zu machen, wenn dich die Kleine anlächelt und dir einen flüchtigen Blick auf ihre Fesseln erlaubt. Ich bin zu dem Schluß gekommen, daß Mädchen, wenn sie auf die Welt kommen, schon alle raffinierten Tricks kennen, um das einfältige männliche Wesen zu verführen. Also sei auf der Hut, verstanden?«
    Tysen nickte und fügte eilig hinzu: »Aber nicht Melinda Beatrice, Douglas. Sie ist liebenswürdig und aufrichtig. Sie hat eine so liebe Art. Sie ist die Güte in Person. Dies alles wird sie zu einer wunderbaren Hirtin meiner Herde machen, eine unschätzbare Gehilfin. Niemals würde sie...« Er bemerkte, wie seine beiden Brüder kurz davor waren, in ungläubiges Gelächter auszubrechen. Er biß die Zähne zusammen, seine Stirn umwölkte sich, seine Haltung wurde steif. »Deshalb bin ich nicht gekommen, Douglas. Tante Mildred und Onkel Albert sind hier und wollen mit dir sprechen.«
    »Ha! Mir eine Predigt halten, käme eher hin. Ich nehme an, du hast die Hausangestellten angewiesen, das Gepäck auf die Zimmer zu bringen und dich angeboten, mich zu finden, um ihren Argusaugen zu entkommen?«
    »Na ja, stimmt schon.« Tysen verstummte, als Douglas laut aufseufzte, dann fuhr er in entschuldigendem Ton fort: »Ja, du hast recht, was ihren Besuch betrifft. Ich habe sie über die Marquess of
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