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Die Sextherapie: Roman (German Edition)

Die Sextherapie: Roman (German Edition)

Titel: Die Sextherapie: Roman (German Edition)
Autoren: Amber Stevens
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noch jemand einen?«
    Im Raum wurde es so still wie in einer Bibliothek. Noch nie hatte eine Redakteurin selbst Kaffee gekocht, geschweige denn für jemand anderen. Briony war die Einzige, die antwortete.
    »Ja, gerne, vielen Dank. Milch und drei Stück Zucker«, sagte sie.
    »Wird gemacht«, erwiderte Aidan gut gelaunt und verschwand in der Küche.
    Shelley musterte sie fragend. »Du hattest schon eine Tasse«, wandte sie ein.
    »Ich weiß. Mich interessiert nur, ob er Kaffee kochen kann. Will er sich bei uns einschmeicheln, indem er Kaffee für uns kocht? Hat er überhaupt schon jemals Kaffee gekocht? Oder tut er es öfter? Wenn der Kaffee nicht schmeckt, wissen wir, dass der Kerl ein Hochstapler ist. Schmeckt der Kaffee, können wir ihm vertrauen.«
    »Ich vertraue ihm«, sagte Shelley, beinahe ohne nachzudenken.
     
    Geistesabwesend surfte Shelley im Internet, während sie darauf wartete, dass Freyas Einzelgespräch zu Ende war. Briony war mit nachdenklicher Miene aus Aidans Büro gekommen, hatte zu Shelley aber gemeint, sie müsse zuerst nachdenken, bevor sie darüber reden könne. Sie sagte nur, Aidan habe sie vor eine Herausforderung gestellt, die schwerste Aufgabe, die sie je würde bewältigen müssen.
    »Wir unterhalten uns heute Abend, einverstanden?«, schlug sie ausweichend vor und sah dann nach, ob während ihrer Abwesenheit Telefonate eingegangen waren. Natürlich machte das Shelley noch nervöser, und sie versuchte, ein wenig zu arbeiten, um sich abzulenken.
    Sie recherchierte halbherzig für eine Kolumne, die vermutlich, zumindest in dieser Form, nie das Licht der Welt erblicken würde, doch sie musste sich beschäftigen. Der Artikel sollte von Singles über zwanzig handeln, die in der großen Stadt auf Partnersuche waren. Allerdings war sie keine Carrie Bradshaw, und sie fragte sich manchmal, ob sie ihre Kolumne nicht in »Trauerspiel« umbenennen sollte. In den letzten drei Ausgaben hatte sie mehr oder weniger das Gleiche geschrieben, nämlich wie schwierig es sei, einen Mann zu finden, der weder schwul war noch Probleme mit der Körperhygiene oder im Umgang mit seinen Mitmenschen hatte und auch kein tonnenschweres Paket mit sich herumschleppte wie ein kleptomanischer Sherpa. Also brauchte sie dringend eine zündende Idee.
    Sie hatte den Einfall gehabt, über eine neue Mode zu schreiben, die angeblich derzeit in den Single-Kneipen angesagt war – textilfreies Speed-Dating. Dahinter steckte die simple Logik, warum man ganze fünf Minuten in die Suche nach einem Lebenspartner investieren sollte, nur um dann im Bett festzustellen, dass er an einer intimen Stelle ein entstellendes Muttermal hatte. Oder dass das blonde Haar nur gefärbt war. Schließlich lebte man in der Zukunft und hatte keine Zeit zu verlieren.
    Shelley klickte die Seite einer Agentur an, die solche Abende veranstalteten, und wartete, bis ihr abgehalfterter alter Mac sie lud. Das Ergebnis war ein hoch aufgelöstes Foto von einem Mann und einer Frau oben ohne, beide mit einem Drink in der Hand. Entsetzt betrachtete Shelley die durchtrainierten Körper, die straffen Brüste der Frau und den halb erigierten Penis des Mannes. Dann klickte sie mit dem Cursor, um das Bild wieder zu schließen. Doch der Computer war alt und brauchte für die einfachste Aufgabe ein wenig Bedenkzeit.
    Hinter ihr öffnete sich die Tür zu Aidans Büro. Shelley drehte sich um und spürte, wie sie rot anlief. Aidan kam zuerst heraus und wartete darauf, dass Freya ihm folgte. Dabei warf er einen neugierigen Blick auf Shelleys Bildschirm. Im nächsten Moment erschien Freya und schüttelte Aidan freundlich die Hand.
    »Vielen, vielen Dank, Aidan«, säuselte sie. »Ich freue mich sehr über diese Chance.« Mit wiegenden Hüften kehrte sie zu ihrem Schreibtisch zurück und sah so zufrieden aus wie eine Katze nach einer Schüssel Sahne.
    »Ich hasse sie«, flüsterte Briony. Shelley nickte.
    »Also, Shelley, stürzen wir uns ins Getümmel«, meinte Aidan. Briony schnaubte, während Shelley Aidans neues Büro betrat und die Tür hinter sich schloss.
     
    »Wir kennen uns ja bereits, richtig?«, begann Aidan und forderte Shelley auf, in einem bequemen Sessel Platz zu nehmen.
    »Sie haben mir gestern die Aufzugtür aufgehalten«, antwortete sie. »Ein wahrer Gentleman.«
    Oh mein Gott , dachte sie. Jetzt führe ich mich auf wie Elizabeth Bennett .
    Aidan lächelte, verzog aber im nächsten Moment das Gesicht. »Ja, doch ich bin mir sicher, dass wir einander schon einmal
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