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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Drake
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Einheimischen unterstützt, die sich so ein schönes Nebeneinkommen sicherten. Seine Strategie hatte sich in den letzten Jahren jedoch ganz offensichtlich geändert. Statt wie früher wahllos alle Schiffe anzugreifen, gingen die meisten englischen Segler unbeschadet aus Zusammentreffen mit dem Piraten hervor. Für die auf Java und Sumatra heimischen Niederländer war er allerdings, abgesehen von Napoleon, der vor kurzem die Niederlande eingenommen hatte, der bestgehasste Mann diesseits und jenseits des Äquators. Auf El Capitanos Kopf war schon seit Jahren eine beträchtliche Summe ausgesetzt.
    »Sehr seltsam«, überlegte Lan Meng nachdenklich. »Klingt nicht nach El Capitano, den die Götter verderben mögen. Früher hat er alles angegriffen und gemordet, was ihm über den Weg gelaufen ist. Ich war noch ein Kind, als er meinen Vater getötet hat. Aber ich werde nie sein Gesicht vergessen«, fuhr Lan Meng mit flammendem Blick auf. Mit einer blitzschnellen Handbewegung fing sie einen großen Käfer, der auf ihr herumkrabbelte, und schleuderte ihn fort. »Und als ich ihn vor zehn Jahren wiedergesehen habe, hat er sich genannt El Capitano. Kein Irrtum!« Wenn sie aufgeregt war, ließ sich Lan Meng nicht von grammatikalischen Feinheiten beschränken. »Ich versuche, ihn zu töten, er fängt mich dabei. Hier«, sie schob das rechte Hosenbein hoch, und eine vom Oberschenkel bis zur Wade reichende Narbe kam zum Vorschein. Harriet kannte den Anblick schon, aber jedes Mal schnitt er ihr von neuem tief ins Herz. »Hier hat er mich aufgeschlitzt mit dem Messer und angebunden an eine Leine und ins Wasser geworfen, damit Haifische mich zerfleischen. War ein Vergnügen für ihn!« Ihre Augen glühten. »Aber ein Mann mir hat heimlich zugesteckt Messer. Werde nie wissen, warum. Vielleicht Mitleid.« Sie ließ das Hosenbein fallen und warf stolz den Kopf zurück.
    Harriet wusste, wie die Geschichte weiterging: Lan Meng war es gelungen, den Haifisch abzuwehren und sich loszuschneiden. Sie war dann – wie, konnte Harriet sich kaum vorstellen – an dem Seil hochgeturnt und hatte sich auf dem Schiff versteckt, die Wunde nur notdürftig mit Segeltuchstreifen verbunden. Als das Schiff bald darauf im nächsten Hafen eingelaufen war, hatten drei Männer unter Lan Mengs Messer ihr Leben lassen müssen, bevor es ihr gelungen war, das Land zu erreichen. Sie war dann auf Java geblieben, um gesund zu werden, und in der Hoffnung, El Capitano eines Tages wieder über den Weg zu laufen.
    Und auf Java hatte Harriet sie dann vor zwei Jahren kennengelernt. Sie wollte gar nicht darüber nachdenken, unter welchen Umständen ihre Freundin dort gelebt hatte. Sie war eines Tages auf die verwundete, aus mehreren Wunden blutende junge Frau gestoßen, die von einigen gemein aussehenden Kerlen verfolgt wurde, und hatte sie kurzerhand in ihrer Sänfte versteckt. Sie hatte Lan Meng mitgenommen, keine Fragen gestellt, sie einfach gesund pflegen lassen und bei sich behalten. Es hatte viele Wochen gedauert, bis Lan Meng genügend Vertrauen zu ihr gefasst hatte, um alles zu erzählen. Ihr Vater war Pirat gewesen, ihre Brüder hatten dieselbe Laufbahn eingeschlagen, waren aber bald getötet worden, und Lan Meng selbst war dort aufgewachsen, wo ein Kind nur überleben konnte, wenn es hart und gewissenlos wurde. Für Harriet war die zierliche Chinesin jedoch eine treue Freundin geworden.
    Harriet hatte die vergangenen Jahre bei ihrer Base auf Java gelebt. Mary-Ann hatte ihr zweites Kind erwartet und sich nach einer Verwandten gesehnt, die ihr Gesellschaft leistete. Da Harriet in dieser Zeit unter schlimmem Liebeskummer gelitten hatte, war sie der Einladung nur zu gern nachgekommen. Die neuen Eindrücke und diese fremde Insel hatten ihr geholfen, über ihre erste romantische Liebe zu Jahan, dem Sohn eines indischen Edlen hinwegzukommen. Sie und Jahan hatte eine ungewöhnliche Jugendfreundschaft verbunden, die später zu Liebe geworden war.
    Als die Probleme der Niederländer auf Java immer größer geworden waren, hatte Harriets Vater nicht nur seine Tochter, sondern auch seine Nichte und deren niederländischen Mann zu sich nach Kalkutta geholt und ihm eine Stellung bei einer privaten Handelsgesellschaft, die einem gewissen Charles Daugherty gehörte, verschafft. Dieses prosperierende Unternehmen war das einzige, das die Konkurrenz mit der allmächtigen und allgegenwärtigen East India Company überdauert hatte und in den vergangenen Jahren sogar noch gewachsen
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