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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)
Autoren: Susanna Drake
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machte.
    * * *
    »Stell dir vor, Charles Daugherty ist auch wieder im Lande.« Margrets Stimme klang ein wenig atemlos vor unterdrückten Emotionen. »Und wie Mama mir gesagt hat, soll er heute eingeladen sein.«
    Harriet hatte sich noch nie um die Gästelisten ihrer Mutter gekümmert, Margret und Mrs.Fairfield dagegen offenbar umso intensiver. Überrascht registrierte sie Margrets funkelnde Augen und ihr leichtes Erröten. Sollte sich da etwas anbahnen? Das wäre keine schlechte Ehe, überlegte sie boshaft, was Margret an Redefluss in die Verbindung einbrachte, glich Charles an Wortkargheit aus.
    Margret reckte den Hals und stieß Harriet dann plötzlich an. »Dort ist er!«
    »Wer?« Harriet war in Gedanken schon wieder weit fort. Das war die einzige Möglichkeit, diesen Abend und eine Gesprächspartnerin wie Margret zu ertragen.
    »Charles Daugherty«, zischte Margret ihr ungeduldig zu. »Von wem habe ich denn gesprochen?«
    Harriet wandte sich pflichtschuldig um, konnte Charles jedoch nicht ausfindig machen. Sie ließ ihren Blick über die Männer schweifen. Da war ein wahrer Hüne von einem Mann. Das konnte nicht Charles sein, oder aber er wäre um einen halben Kopf gewachsen. Dann kam ein sehr finster dreinblickender, einarmiger Mann in einer Navy-Uniform in Harriets Blickfeld, der sich mit einem größeren Blonden unterhielt. Charles war eher blond gewesen, aber dieser Mann dort hatte mit dem Charles, an den sie sich erinnerte, keine Ähnlichkeit. Seine Haltung strahlte ein Selbstbewusstsein aus, das sich schon allein durch die etwas arrogante Art, mit der er die Anwesenden musterte, ausdrückte.
    Sie zuckte zusammen, als ein weiterer Gast in ihr Blickfeld kam, und drehte sich rasch um. Hoffentlich hatte Arthur Sullivan sie nicht schon gesehen. Er gehörte eben zu jenen unliebsamen Verehrern, die sich nur deshalb an ihre Fersen hefteten, weil ihr Vater eine einflussreiche Position innehatte. Ihr Blick suchte Lan Meng, um festzustellen, ob auch sie Sullivan entdeckt hatte. Ihre Freundin saß aus alter Gewohnheit in einer Ecke, so dass ihr Rücken geschützt war, und beobachtete mit der bekannten Mischung aus Verachtung und Misstrauen das elegante und übertriebene Treiben der Gäste. Harriets Herz wurde beim Anblick ihrer Freundin weich und schwer zugleich. Lan Meng war zehn Jahre älter als sie, schon fünfunddreißig, sah aber aufgrund ihrer zarten Erscheinung weit jünger aus. Bis man in ihre Augen blickte, die Schlimmeres gesehen hatten, als Harriet sich jemals vorstellen wollte.
    Margret hatte sich in der Zwischenzeit für das Thema Charles Daugherty erwärmt. »Du hast sicher nichts von dem Skandal gehört, in den er vor fünf Jahren verwickelt war, oder?«
    »Ein Skandal?« Harriet spitzte ungläubig die Lippen. Das sah Charles allerdings nicht ähnlich.
    »Nun, eine Art von Skandal jedenfalls«, schränkte Margret ein. »Es ging um eine Frau aus den ehemaligen Kolonien, die sich jetzt Vereinigte Staaten nennen. Drüben, in Westindien!«
    »Die Vereinigten Staaten liegen doch nicht in Westindien«, meinte Harriet nachsichtig. »Sie liegen im Norden des amerikanischen Kontinents, und …«
    »Das ist doch auch gleichgültig, oder?«, wurde sie desinteressiert unterbrochen. »Jedenfalls kam dieses Mädchen hierher, um Charles zu heiraten. Ich habe sie leider nie gesehen, aber man sagt, sie sei sehr vulgär gewesen.«
    Das Interesse an Charles Daugherty war nicht weiter erstaunlich. In dieser von den Engländern dominierten indischen Gesellschaft kannte jeder jeden, und eine reiche Partie wie Charles stand naturgemäß im Blickpunkt. Harriet wusste natürlich von ihrer Mutter über diese Geschichte Bescheid.
    Jessica Finnegan, wie das betreffende Mädchen hieß, hatte zu dieser Zeit bei Harriets Eltern gewohnt, und Lady Elisabeth hatte Harriet damals einen ausführlichen Brief über diese peinlichen Ereignisse geschrieben. »Wenn du die junge Dame meinst, die damals Gast meiner Eltern war, so war sie gewiss nicht vulgär.« Jessica entstammte einer Familie, die in Boston ein großes Handelshaus betrieb, an dem auch eine Cousine von Harriets Vater beteiligt war. Charles hatte dieses Mädchen bei seinem Aufenthalt in Boston kennengelernt, sich offenbar in sie verliebt und in seine Heimat eingeladen. Halb Kalkutta hatte sich das Maul darüber zerrissen, als sie dann tatsächlich gekommen war, allerdings …
    »Allerdings«, Margret bekam bei der Erzählung rote Bäckchen, »wurde aus der Heirat nichts, weil
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