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Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht des Freibeuters: Er war der Schrecken der Meere - doch sein Herz war voller Zärtlichkeit. Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Susanna Drake
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sie überrascht. »Sie waren der Mann, der …«
    Ein Finger legte sich auf ihre Lippen. »Pst, sprechen Sie leiser. Wenn Sie …«
    Harriet hörte den Rest seiner geflüsterten Worte nicht, sondern war viel zu sehr damit beschäftigt, diese – doch etwas unverschämte – Berührung zu verkraften. Noch dazu, wo sein Finger jetzt den Weg über ihre Wange seitwärts nahm, als wäre Charles überrascht von der Weichheit ihrer Haut.
    »So hässlich ist sie nun auch wieder nicht«, war jetzt Arthurs protestierender Stimme zu vernehmen. »Ich verbitte mir, dass du so über meine zukünftige Frau sprichst.«
    »Das sagt ein Mann, dessen indische Geliebte um einiges hübscher sind!«
    »Und vor allem runder«, unterbrach ihn einer mit grölendem Lachen. »Kein Wunder, dass der Inder sich eine andere Frau genommen hat, diese war ihm sicher zu knochig!«
    Sullivans scharfe Stimme hieß die anderen das Maul halten.
    »… meinen Rat annehmen«, drang wieder Charles’ flüsternde Stimme an ihr Ohr, »dann tun Sie so, als wäre nichts geschehen. Er weiß nicht, dass Sie ihn gehört haben. Wenn Sie ihn jetzt schneiden, wird er gedemütigt und nicht Sie.« Seine großen Hände lagen jetzt sanft, aber unmissverständlich auf ihren Schultern, und seine Finger streichelten darüber, wie um sie zu beruhigen. Dort, wo seine Finger zuvor ihre Lippen und ihre Haut berührt hatten, war ein zartes Prickeln zurückgeblieben. Er hatte leicht den Kopf gedreht, um den Weg der Männer zu verfolgen, die durch den Park stapften. Harriet legte den Kopf zurück und starrte Charles durch die Dunkelheit an. Er war größer als Jahan, mit breiteren Schultern, und als er sie leicht an sich zog, natürlich nur um sie daran zu hindern, die Männer zur Rede zu stellen, spürte sie seinen Brustkorb, der sich bei jedem Atemzug hob und senkte.
    Die Soldaten hatten sich irgendwo weiter hinten erleichtert und schlenderten wieder zum Haus zurück. Dieses Mal unterhielten sie sich leiser. Harriet horchte ohnehin nur noch halbherzig, sie war viel zu intensiv mit den Eindrücken beschäftigt, die Charles bei ihr hinterließ. Sie mochte das Gefühl, von ihm gehalten zu werden. Es war, als schirme er sie mit seinem Körper gegen den Rest der Welt ab.
    Ihr wurde erst bewusst, dass die Soldaten schon lange verschwunden waren, als Charles sie endlich losließ und den Docht der Lampe wieder hinaufdrehte. Die Flamme beleuchtete sein Gesicht. Seine Augen schimmerten in dem kleinen Licht wie dunkler Bernstein. Als sein prüfender Blick sich ihr zuwandte, wurde ihr klar, dass er nicht nur Zeuge ihrer Demütigung geworden war, sondern jetzt, im Licht, auch sehr genau sehen konnte, wie recht Sullivan und die anderen mit ihren Bemerkungen hatten. Vor Scham schoss ihr das Blut in den Kopf, und sie ballte auf sehr undamenhafte Weise die Fäuste.
    Sie zuckte zusammen, als er sich unvermittelt zu ihr herunterbeugte und sie eindringlich ansah, bis sie den Blick senkte. »Soll ich zu ihm gehen und ihm einige wohlplazierte Kinnhaken verpassen? Ich weiß, dass dies ursprünglich Ihre Idee war, aber es wäre mir ein ehrliches Bedürfnis, Ihnen diese schmutzige Arbeit abzunehmen.« Er klang so ernsthaft, dass Harriet ihre Beschämung vergaß und entsetzt die Augen aufriss.
    »Was fällt Ihnen ein?«, entfuhr es ihr bestürzt. »Er würde Sie verprügeln und vielleicht sogar fordern.«
    »Ja, das wäre gut möglich, wenn nicht sogar wahrscheinlich. In diesem Fall müsste ich ihn erschießen, und das könnte unter Umständen ärgerlich werden.« Er wirkte so ehrlich bekümmert, dass Harriet ein kleines Lachen, das allerdings eher einem Schluchzen ähnelte, entfuhr.
    »Dann sollten wir es am besten sofort wieder vergessen.« Sie atmete tief durch, um ihrer Stimme sicher zu sein. »Es ist auch nicht das erste Mal, dass ich so etwas höre. Wollte ich alle Menschen ohrfeigen, die sich abfällig über mich äußern, hätte ich schon Schwielen an den Händen.« Sie quälte sich ein möglichst sorgloses Lächeln ab, aber noch nie im Leben hatte sie ein so heißes Verlangen verspürt, hübsch zu sein, wie in diesem Moment. Sie war vielleicht nicht gerade hässlich, aber gegenüber den anderen jungen Mädchen oder Frauen ihrer Bekanntschaft weit im Nachteil. Sie hatte schon früh gelernt, mit derlei Bemerkungen ebenso fertig zu werden, wie sie begonnen hatte, ihr rotblondes, gekraustes Haar, das unbändig nach allen Seiten stand, und die Myriaden von Sommersprossen, die sich auf ihrer

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