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Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)

Titel: Die Sehnsucht der Nacht: Erzählungen (German Edition)
Autoren: Christine Feehan
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Joie die funkelnden Edelsteine an der Decke der Höhle betrachten konnte.
    »Wahrscheinlich sah ich, was du gesehen hattest«, sagte sie. Auch ihre Stimme war anders, heiser, rau und ganz und gar nicht so, wie sie sich vorher angehört hatte. »Die Edelsteine. Den Teich.«
    »Ja.« Er knabberte spielerisch an ihrer Schulter. »Wir sind in einer Höhle, in der ich schon als junger Mann geschwommen bin.«
    Joie blickte sich um, streckte die Hand aus und berührte die feuchte Erde. »Nur gut, dass ich keinen Sauberkeitsfimmel habe. Aber sind Betten nicht geeigneter, wenn man verletzt ist?« Sie gab sich die größte Mühe, die Nervosität aus ihrer Stimme fernzuhalten, und nahm wie immer Zuflucht zu Humor, um ihre Unsicherheit zu verbergen.
    »Diese Erde heilt uns.« Traian küsste Joies Nacken und umspielte mit der Zunge die Verletzungen daran. »Wir können alle Spuren von Schmutz ganz mühelos beseitigen. Unsere Wunden waren vor einer Weile noch dick mit Erde vollgepackt, doch jetzt sind sie wieder völlig sauber. Bevor wir schlafen, werde ich neue Packungen auflegen.«
    »Wie schön für uns! Gibt es Würmer in diesem netten kleinen Bett aus Erde? Und habe ich diese Tierchen eigentlich schon mal bei einem unserer Gespräche erwähnt?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Das hatte seinen Grund«, erklärte sie und verschränkte die Finger mit den seinen. Ihr ganzer Körper schmerzte, aber seine Hand auf ihrem Magen beruhigte sie auf eine Art und Weise, für die sie keine Erklärung hatte. »Hat mich jemand mit einem Baseballschläger bearbeitet?«
    »Nein. Doch die Umwandlung ist schwierig, Joie.«
    Sie wollte nicht an den Horror dieser schier endlosen Qual zurückdenken. An den völligen Verlust ihrer Kontrolle, an das Gefühl der Hilflosigkeit oder den Ausdruck in Traians Augen. Besonders nicht an diesen Blick, der sie um Vergebung bat. Traian hatte schuldbewusst gewirkt und voller Angst, sie zu verlieren. Sie erinnerte sich an seine blutroten Tränen, die auf ihr Gesicht gefallen waren. »Ja, schwierig war sie«, bestätigte sie mit einem schwachen Lächeln und strich ihm sanft über die Wange. »Für uns beide.«
    Traian ergriff ihre Finger und zog sie in die Wärme seines Mundes. »Du hast mir Angst gemacht, das muss ich zugeben«, sagte er leise, während er mit dem Kinn über ihr Haar strich. »Mitansehen zu müssen, welch grausame Schmerzen du durchmachtest, war fast mehr, als ich ertragen konnte. Du weißt doch hoffentlich, dass du mit deinem Opfer alle im Gasthof gerettet hast?«
    »Ach was. Wir haben alle zusammengearbeitet«, widersprach Joie bescheiden. »Ich wusste ja, dass du kommen würdest. Ich musste uns nur ein wenig Zeit erkaufen.«
    »Ihr habt alle mehr als Glück gehabt. Jeder Vampir ist schwer zu bekämpfen, aber Meistervampire haben Jahrhunderte von Lebenszeiten hinter sich, in denen ihre Kraft und Macht gewachsen ist. Sie benutzen andere als Gehilfen und Marionetten und halten sich selbst von gefährlichen Gefechten fern. Sie opfern unbedeutende Schachfiguren und machen sich davon, wenn Jäger in der Gegend sind. Sie kämpfen nur, wenn sie sich ihres Sieges sicher sein können. Valenteen war einmal als unerbittlicher Vampirjäger bekannt. Es war eine große Hilfe, dass ihr Magierblut in euren Adern habt, denn so war es viel schwieriger für ihn, an euren geistigen Barrieren vorbeizukommen und euch zu beherrschen. Gary steht unter Gregoris Schutz, deshalb war auch er nicht so empfänglich für die Suggestivkraft des Vampirs, wie es die meisten Menschen wären.«
    »Glaubst du wirklich, dass wir von Magiern abstammen?«, fragte Joie und strich wieder zärtlich mit den Fingern über Traians Lippen.
    »Das lässt sich, glaube ich, nicht bezweifeln. Die Erbanlagen sind in deinem Bruder sehr stark, und da du sagst, er sei dein leiblicher Bruder, habt ihr alle etwas von einem Magier in euch. Ich glaube, das ist es, was es dir ermöglichte, Valenteens Einfluss so gut standzuhalten.«
    »Ich kann mich an kaum etwas erinnern, was geschah, nachdem ich zu Boden gegangen war. Jubal und Gabrielle geht es doch gut, oder? Ich weiß noch schwach, dass Gabby meine Hand hielt, und einmal spürte ich auch meinen Bruder in meiner Nähe. Sag mir, dass es den beiden gut geht! Sie müssen doch zu Tode erschrocken gewesen sein, als dieses Scheusal mir die Kehle aufriss.«
    Traian spürte das Erschaudern, das Joie durchlief, und zog sie noch fester in die Arme. »Sie waren unglaublich.« Selbst jetzt noch fiel es ihm schwer zu
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