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Die Seherin von Garmisch

Titel: Die Seherin von Garmisch
Autoren: Martin Schueller
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auf.
Gefahr im Verzug.«
    »Und wenn ich ihn finde?«, fragte Schafmann.
    »Dann pass auf ihn auf. Falls er noch lebt. Aber das
bezweifle ich leider.«
    Er beendete das Gespräch und ging wieder ins Lokal.
Auf Bredemaiers Gesicht war ein Grinsen, das man mit gutem Willen melancholisch
nennen konnte. Schwemmer ekelte es an, so wie ihn mittlerweile der ganze Mann
anekelte: der selbstgefällige, überhebliche Klang seiner Stimme, sein
snobhaftes Auftreten, das demonstrative Geldausgeben, genauso wie das
weichliche Gesicht mit den Aknenarben und die blassen, kalten Augen.
    »Was werden meine Leute finden, bei Zehetgruber?«,
fragte Schwemmer.
    »Einen zweifelsfreien Selbstmord, würde ich annehmen.
Mit einer Schusswaffe wahrscheinlich. Er war ja Jäger.« Bredemaier hing
entspannt in seinem Stuhl.
    »Und das ist Jochens Schuld«, sagte Schwemmer.
    Bredemaier machte eine abwägende Geste. »Das klingt
mir zu hart. So ein Datenfex macht doch auch nur seinen Job.«
    »Dass Jochen doch noch einen Weg gefunden hat, den
Stick zu knacken – das war Zehetgrubers Todesurteil«, sagte Schwemmer.
»Bretcnik als Zeugen hätten Sie einfach beseitigen können. Beim nächsten Mal hätte
es bestimmt besser geklappt. Aber einen Zeugen und einen Beweis gegen
einen Mann, der die neuen Gesichter von Mafiabossen geschaffen hat … Das
Risiko, dass der Professor auspackt, war denen zu groß.«
    »Genau so ist es, Herr Kollege. Fein erkannt. Aber:
leider nicht rechtzeitig.« Er kippte den Whisky hinunter. »Fräulein! Noch so
einen leckeren, bittschön!«, rief er dann zu laut in Richtung Theke.
    »Und Sie haben die Information an diese Leute
weitergegeben«, sagte Schwemmer.
    » Ich? Aber Herr Kollege! Es ist doch bekannt,
dass Ihre Dienststelle leckt wie ein Sieb!«
    »Sie meinen, ich kann es nicht beweisen.«
    »Nein, das meine ich nicht. Sie können es nicht beweisen.« Bredemaier griente. »Und hätte ich Sie vor der Gefahr für
Zehetgruber warnen können? Selbstverständlich! Wenn Sie mir gesagt
hätten, was Sie schon wussten. Hätten Sie mir den Namen Zehetgruber genannt,
hätte ich Sie gewarnt. Mein Fehler? Doch eher nicht!«
    Schwemmer zwang sich zur Ruhe. Aber es fiel ihm
zunehmend schwerer. Bredemaier erhielt seinen dritten Scotch und lächelte die
Bedienung dankbar an.
    »Wen hat man denn zu Zehetgruber geschickt, jetzt, wo
Deloitte tot ist?«, fragte Schwemmer.
    Bredemaier zuckte gut gelaunt die Achseln. »Da findet
sich immer einer.«
    Es entstand eine Pause, in der Schwemmer ihm
angewidert zusah, wie er genießerisch an seinem Malt nuckelte.
    »Wenn man mal mit solchen Menschen zu tun hatte«,
sagte Schwemmer dann, »diesen sogenannten Profis, dann weiß man, dass die auch
Profis sind, wenn sie erwischt werden. Die kalkulieren dann eiskalt, wie sie
ihre Chancen verbessern können.«
    »Eiskalt find ich gut, besonders im Bezug auf
Deloitte«, sagte Bredemaier. Immerhin lachte er nicht darüber.
    »Ein Profi, der einen Maulwurf im BKA benennen könnte, würde das machen«,
sagte Schwemmer.
    »Sicher. Haben Sie einen?«
    »Noch nicht.«
    »Na sehen Sie.«
    Schwemmers Handy klingelte.
    »Oh, oh«, sagte Bredemaier. »Schlechte Nachrichten vom
Herrn Professor?«
    Schwemmer sah auf das Display und schüttelte
verneinend den Kopf. Er meldete sich und lauschte.
    »Gut«, sagte er dann, »sehr gut«, und klappte das
Handy zu. »Ich sage Ihnen, was ich Ihnen nachweisen will, Herr Bredemaier: Sie
haben Zehetgruber die Leute besorgt, die ihm die Erpresser vom Hals schaffen
sollten. Sie haben alles koordiniert. Sie kennen unsere Arbeit und unsern
Wissensstand und haben den weitergegeben. Sie sind der Mann im Hintergrund. Der
Mann von OK . Der mit den
Verbindungen zu beiden Seiten. Sie sind der Maulwurf.«
    »Das wollen Sie mir nachweisen? Ja, denn man tau, wie
man in meiner Heimat sagt.«
    »Ein Profi«, sagte Schwemmer, »der einen Maulwurf im BKA benennen könnte, würde das machen.«
    Bredemaier runzelte die Stirn. »Hatten wir das nicht
gerade schon? Also schön, noch mal: Klar, das würde er. Und? Haben Sie einen?«
    Unterhalb der Tischkante löste Schwemmer mit einer
unauffälligen Bewegung die Sicherungsschlaufe an der Waffe, die in seinem
Gürtelholster steckte. »Sagt Ihnen der Name Føsdergård etwas, EKHK Bredemaier?«, fragte er dann ruhig.
»Das ist so ein drahtiger Blonder. Sie haben Johanna Kindel ein Foto von ihm
gezeigt.«
    Bredemaier setzte den Whisky ruckartig ab. Alles
Glasige war aus seinen Augen verschwunden. Sein
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