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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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dann aber nahmen sie wieder schärfere Konturen an. Und ihre Augen verloren ein wenig von ihrem gehetzten Ausdruck. »In Cunomars Seele aber lebt kein Bär. Zwar hat er sich dem Bären als seinem Gott verschworen, doch dieser Bär lebt nicht in seinem Inneren. Ist das der Grund, weshalb er deinen Bruder hasst?«
    »Ich denke schon.« Trotz des steifen Gefühls in ihrem Rücken neigte Breaca den Kopf und presste die Lippen auf das schweißnasse Haar ihrer Tochter. Und sie sog ihren Geruch ein, das scharfe Aroma des Schmerzes, der Angst und der seelischen Verletzungen und das geradezu quälende Fehlen des Traums. Breaca tastete sich in ihr eigenes Inneres vor, suchte nach der Ahnin und fand sie schließlich, wie diese sie und Graine schweigend beobachtete.
    Ich habe dir ihr Leben versprochen, sagte die Ahnin. Dass sie unversehrt bliebe, darum hattest du mich jedoch nicht gebeten. Und das hätte auch nicht in meiner Macht gelegen.
    »Ich weiß. Das hätte in niemandes Macht gelegen. Aber sie sieht Valerius’ Traumhund; dann kann sie also nicht für immer von ihren Visionen abgetrennt sein?«
    Sie ist von ihren Visionen auch nicht endgültiger abgetrennt, als du von den deinen abgetrennt gewesen bist.
    Früher hätte Breaca gegen eine solch unklare Antwort zu wettern angefangen. Jetzt aber nickte sie nur, küsste Graine noch einmal und sagte laut: »Seit ich das erste Mal aus der Ahnenhöhle getreten bin, wollte Cunomar der eine sein, der jene Krieger anführt, mit deren Hilfe Rom schließlich wieder vertrieben werden soll. Nun hat er Angst, dass Valerius diesen Platz einnehmen wird. Ich habe ihm gesagt, dass nur die Götter wissen, wer überhaupt so lange überlebt, dass er auch an der letzten Schlacht noch teilnehmen kann und dass wir uns alle dafür bereit halten müssen, aber er macht sich dennoch Sorgen.«
    »Was sagt denn die Ahnin?« Graine wandte sich um, um Breaca richtig ansehen zu können.
    »Nichts. Sie wird erst sprechen, wenn dies von Bedeutung ist, eher nicht. Und im Augenblick ist allein von Bedeutung, dass du wieder gesund wirst. Was meinst du, kannst du noch etwas Milch trinken?«
    Sie tranken gemeinsam, aßen den Apfel auf und den Käse und ein Stück von dem gerösteten Hasen, den Airmid zubereitet, anschließend in Blätter gewickelt und mit einem Hauch von Mohnextrakt gewürzt hatte, sowie mit noch einigen anderen Dingen, die einem einen traumlosen Schlaf schenkten.
    Breaca hob Graine hoch und trug sie zu jenem Stapel von Schaffellen hinüber, der ihr, Breacas, Bett war, und gemeinsam legten sie sich vorsichtig darauf nieder, drehten sich ein wenig hin und her, um die am wenigsten unangenehme Haltung zu finden, die es ihnen aber dennoch erlaubte, Haut an Haut dazuliegen und in einer Welt, die einem Krieg entgegenraste, noch eine Ahnung von Frieden zu erhaschen.
    Später, als Graine bereits eingeschlafen war und mit regelmäßigen Zügen atmete, lag Breaca noch immer wach da. Behutsam streifte sie mit den Fingern durch das ochsenblutrote Haar ihrer Tochter, beugte sich unter Schmerzen vor und küsste jene Stelle in der Mitte von Graines Nacken, wo das dichte rote Haar in Form einer kleinen Pfeilspitze zusammenlief.
    »Du lebst«, sprach sie leise zu dem Kind und den lauschenden Göttern. »Das ist alles, worum ich gebeten hatte. Für den heutigen Tag soll das genügen. Morgen, oder übermorgen, werden wir unseren Dank dafür aussprechen, dass auch alle anderen noch am Leben sind. Und dann können wir uns erheben, um jeden Krieger jedes einzelnen Stammes mit Waffen auszustatten und Rom und seine Legionen damit endgültig zurück ins Meer jagen.«

Danksagung
    Ich danke meiner Herausgeberin Selina für ihre unerschöpfliche Tatkraft, ihre Geduld und ihr scharfes Urteilsvermögen - und dafür, dass sie versteht, was es heißt zu träumen. Ewiger Dank auch an Nancy und Deborah für ihre während der gesamten Trilogie stets außergewöhnliche Redaktionsarbeit, sowie an Kate Miciak, dafür, dass sie mir, wenngleich auch auf der anderen Seite des Ozeans, stets die Treue gehalten hat. Ebenso bedanke ich mich bei meiner Agentin Jane Judd für ihre unerschütterliche Unterstützung, sowie bei H.J.P. »Douglas« Arnold, weil er meine Ausschmückungen des alten Roms in die richtigen Bahnen lenkte.
    Mein besonderer Dank gilt Jonathan Horowitz und Chris Luttichau, zwei herausragenden und inspirierenden Lehrern, dafür, dass sie ihr Verständnis vom Traum und seinen vielfältigen Erscheinungen mit mir teilten, und
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