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Die Seherin der Kelten

Die Seherin der Kelten

Titel: Die Seherin der Kelten
Autoren: Manda Scott
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Rom verschleppt worden, um dort ganz nach der Laune des Kaisers Claudius zu sterben - wäre Airmid nicht gewesen, jene Träumerin, die die andere Hälfte von Breacas Seele bildet, und hätte sie nicht einen Weg gefunden, mit der ältesten und gefährlichsten ihrer Ahninnen einen Handel abzuschließen, womit sie den Tod von Caradoc und seiner Familie gerade noch abzuwenden vermochte und ihnen, jedoch erst sehr viel später, zudem auch die Freiheit wiederschenken konnte.
    Caradoc war in Rom gefoltert worden, und man hatte ihn damit zeitlebens zum Krüppel gemacht. Er schaffte es zwar noch, seine Familie bis an die Küste von Gallien zu führen, darüber hinaus vermochten seine Kräfte ihn aber nicht mehr zu tragen. Die Rückkehr als Krieger nach Mona blieb ihm verwehrt - seine Verletzungen waren zu schwer, als dass er jemals wieder eine Waffe hätte schwingen können, wie er es vor seiner Gefangennahme so überaus erfolgreich vermocht hatte, und er wollte seinen Kriegern den Schmerz ersparen, mit ansehen zu müssen, wie Rom ihn gebrochen hatte. Also blieb er in Gallien und ließ die Nachricht verbreiten, dass er sein Leben lassen musste, als er seine Kinder verteidigte, während diese an Bord jenes Schiffes gingen, das sie zurück nach Mona bringen sollte.
    Das ist inzwischen drei Jahre her. Und Breaca trauert noch immer um Caradoc, jedoch nur im Stillen. Nach außen hin hat sie sich mit Leib und Seele dem Kampf gegen Rom verschrieben. Im Sommer führt sie die Kriegerinnen und Krieger von Mona an, um die Legionen daran zu hindern, bis zu unserer Insel vorzudringen, und um sie, soweit ihr das möglich ist, von den Bergen im Westen fortzudrängen. Während des Winters macht sie allein Jagd auf den Feind, bringt ihre Opfer einzeln oder auch paarweise zur Strecke, und die Römer haben sie mittlerweile fürchten gelernt, ganz so, als ob sie ein Geist der Berge wäre, der sich von ihren Seelen ernährt.
    Doch es kehrte noch jemand mit dem Schiff aus Gallien zurück, ein Mann, den niemand erwartet hatte: Julius Valerius, der einstige Eceni und spätere römische Kavallerieoffizier, der eine aktive Rolle bei der Unterdrückung seines eigenen Volkes gespielt hatte. Weil die Götter es so wollten, war er von dem kränkelnden Claudius noch einmal nach Rom zurückbeordert worden, um dort eine letzte Pflicht zu erfüllen: Caradocs Familie bis an die Küste von Gallien zu eskortieren und dort auf ein Schiff zu geleiten, das sie endlich wieder in die Freiheit befördern würde.
    Claudius aber starb, ehe die Familie ihre Freiheit wiedererlangen konnte, und Nero, sein Nachfolger, befahl, dass sie auf der Stelle wieder nach Rom zurückgebracht werden sollte. Valerius konnte jedoch nicht einem Eid zuwiderhandeln, den er im Namen seines Gottes geschworen hatte, wurde folglich als Verräter abgestempelt und war gezwungen, nun ebenfalls zu fliehen.
    Ich persönlich hätte ihn nach Mona gebracht, und auch andere konnten dafür gute Gründe anführen, Breaca aber verbot dies. Und sie ist nicht nur die Bodicea, deren Wort für die Krieger Befehl ist, sondern sie ist auch Breaca von den Eceni, die Schwester jenes Mannes, der einst Bán gewesen war und zu Valerius wurde, einem Offizier der Legionen.
    Sie sind also diejenigen, die unsere Vergangenheit geprägt haben: Breaca, die in den Bergen von Westbritannien Legionare hetzt, und ihr Bruder Valerius, der in Hibernia im Exil lebt, wo er sich unter Mühen seinen Lebensunterhalt als Schmied verdient. Keiner der beiden kann auf ewig so fortfahren. Die Welt verändert sich, und sie müssen sich mit ihr verändern oder sterben.
    In der Zwischenzeit warten die Kinder und die Träumer auf Mona, beobachten, wie die Welt von Jahr zu Jahr brutaler wird. Rom will Einnahmen aus seinen Provinzen erzielen, doch Britannien ist nicht jener Lieferant schier unerschöpflicher Gold- und Silbervorräte, für den Claudius das Land gehalten hatte. An Claudius’ statt wurde Nero zum Kaiser ernannt, und Nero wiederum wird von seinen Beratern regiert. Und das sind Männer ohne jedes Mitleid, für die ein Land und sein Volk nichts bedeuten, außer sie besitzen Gold oder eignen sich dafür, auf irgendeine andere Art und Weise ausgebeutet zu werden.
    Das ist die Zukunft, die wir fürchten und gegen die wir kämpfen. Mona ist in Sicherheit, geborgen in der Obhut der Götter, doch sollte es der Wille der Götter sein, dass auch Mona nicht mehr sicher ist, dann wird alles, was heilig ist, in den Herzen und im Gedächtnis
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