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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle
Autoren: Stephen R. Lawhead
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indem sie Leute vor Ort anheuerten, um bei der Grabung zu helfen und sie über die indigene Kultur zu beraten – was etwas außerhalb des Aufgabengebiets eines paläontologischen Projekts war, jedoch half, den Frieden zu bewahren.
    »Es ist nichts, was mit mir zu tun hat«, protestierte Joe. »Allem Anschein nach steht ein bedeutendes Fest bevor – ein heiliger Tag oder so etwas. Die Stammesältesten nehmen das gesamte Tal als eine Stätte von besonderer kultureller Bedeutung für sich in Anspruch – eine heilige Landschaft.«
    »Ist das wirklich so?«
    »Wer weiß das schon.« Joe zuckte die Schultern. »Jedenfalls haben sie ein Mitglied im Senat von Arizona auf ihrer Seite. Er stellt sich für seine baldige Wiederwahl auf, und daher hat er fixe Ideen. Senator Rodriguez: Er schlägt einen ziemlichen Radau deswegen und lässt sich in Interviews darüber aus, dass wir alle ein Haufen kalter, herzloser Wissenschaftler sind, die die Landschaft aufreißen und indianische Begräbnisstätten schänden.«
    »Das hier war niemals eine indianische Begräbnisstätte!«, hob Cass hervor. Auf jeden Fall graben wir nicht das ganze Tal um, nur ein paar besondere Stellen – und zwar dieselben, an denen wir die vergangenen zwei Jahre gearbeitet haben. Hast du ihnen das erzählt?«
    Joe betrachtete sie mit einem mitleidigen Gesichtsausdruck. »Du glaubst, Logik und Vernunft hätten irgendetwas damit zu tun? Das ist politisch, und es stinkt zum Himmel.«
    »Na, das ist ja echt spitze!«, grollte sie. »Als ob wir nicht schon genug Schwierigkeiten mit dem Touristenbüro von Sedona und den New-Age-Leuten gehabt hätten. Das wird uns kein kleines bisschen helfen.«
    »Wem sagst du das. Ich habe für morgen beim Sedona Observer ein Gespräch mit dem Redakteur arrangiert und gebe unseren Fall zu Protokoll.«
    »Merk dir, wo wir stehen geblieben sind«, sagte sie und nahm die Verfolgung des eigensinnigen Freitag wieder auf, der hinter einem Felsbrocken am Fuße einer Ausschwemmung aus dem Blickfeld verschwunden war.
    »Wir müssen mit dem Graben aufhören, bis das bereinigt ist!«, rief Joe ihr hinterher. »Hol dir Freitag und seine Mannschaft, damit sie euch helfen, alle Sachen festzuzurren und eine Abdeckplane über die Aushebung zu legen.«
    »Kann dich nicht hören!«, erwiderte sie laut.
    Sie ließ Joe Greenough allein zurück, umging einen Kugelkaktus von der Größe eines Kürbisses und hastete los. Mit einem stets wachsamen Blick für Klapperschlangen – den ständigen Schreckgespenstern bei Ausgrabungen in der Wüste – marschierte sie in scharfem Tempo weiter, wobei sie den Borsten, Stacheln und gezähnten Rändern der örtlichen Flora auswich, die alle, wie es schien, ausschließlich dazu bestimmt waren, etwas zu durchstechen, aufzuschlitzen, zu zerreißen oder jemanden auf die eine oder andere Art vom Weitergehen abzubringen. Merkwürdig, dachte sie, wie still es wurde und wie schnell sie vorankam.
    Kaum war ihr dieser Gedanke durch den Kopf gegangen, als sie das seltenste aller Geräusche in der Wüste vernahm: Donner. Das entfernte Poltern, klar und deutlich anwesend in der heißen, trockenen Luft, ließ sie kurz auffahren.
    Sie blickte hoch und sah, dass der Himmel über den hoch aufragenden Hügeln aus rotem Felsgestein und über den Canyons des Verde Valley sich verdunkelt hatte und voller schwarzer, schwerer, zornig aussehender Wolken war. Sie hatte ihren Blick so selbstvergessen auf den Boden gerichtet, dass ihr das sich rasch ändernde Wetter nicht aufgefallen war. Böiger Wind kam auf, und Cassandra witterte Regen. Ein Gewitter in der Wüste war zwar nicht gänzlich unbekannt, jedoch so selten, dass es sie immer noch faszinierte und sie sich auf die damit einhergehenden Gerüche freute. Der Duft von gewaschener Wüstenluft mit einem Anflug von Ozon war mit nichts zu vergleichen. Es würde jedoch überhaupt nicht faszinierend sein, überlegte sie, wenn der Gewittersturm sie weit draußen erwischte. Sie beschleunigte ihre Schritte und rief der sich rasch zurückziehenden Figur vor ihr zu: »Freitag!«
    Das Echo ihres Schreis kam von den umgebenden Canyonwänden zu ihr zurückgeflogen. Direkt voraus erhob sich ein turmhoher Felsstapel – ein vielfach gestreifter Haufen aus dem charakteristischen rötlichen Sandstein der Sedona-Region. »Hab dich«, murmelte Cass, die sich sicher war, dass ihre »Jagdbeute« sich hinter dem gewaltigen, vom Wind geformten Gesteinsblock geduckt hatte und so aus ihrem Sichtfeld
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