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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle
Autoren: Stephen R. Lawhead
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seinem Kopf rasten die Gedanken. Wie viel von dem Körper konnte vom Eingang aus gesehen werden? Was, wenn man ihn mit dem Leichnam finden würde? Wo konnte er sich verstecken?
    Erneut war ein Klopfen zu hören, anschließend eine Stimme: »Mr Flinders-Petrie, Sir? Da kommt ein Lumpensammler. Haben Sie etwas für ihn?«
    Das war Silas Cumberbatch, der Hausmeister.
    »Schicken Sie ihn fort«, knurrte Douglas, der den barschen Tonfall seines Vaters nachahmte. »Ich bin beschäftigt.«
    »Sehr wohl, Sir.«
    Douglas wartete, bis er hörte, dass die Fußschritte sich entfernten. Da er nicht weiterhin das Risiko eingehen wollte, mit der Leiche seines ermordeten Vaters erwischt zu werden, steckte er sich die goldumrandete Mappe unter den Mantel und ging zu den Glastüren. Er trat nach draußen und blickte rasch um sich, um sicherzustellen, dass er unbeobachtet war. Dann flitzte er über den Rasen zur Hecke und zu einer Stelle, die er gut kannte: Dort, hinter einer Stechpalme, war er als Junge häufiger über die Gartenmauer geklettert. Sobald er die Mauer überwunden hatte, ging er weiter auf dem Dienstbotenweg zur Straße, wo er ein Droschken-Taxi anhielt, das ihn zum Bahnhof Paddington brachte.
    Er kaufte eine Fahrkarte und eilte zum Bahnsteig, wo der Zug bereits wartete. In einem der Personenwaggons fand er ein leeres Abteil und trat ein. Erst als der Zug den Bahnhof verlassen und Ealing passiert hatte und auf Slough zufuhr, holte Douglas die Ledermappe wieder hervor.
    Er legte sie sich auf die Knie, schnürte den Knoten im grünen Band auf und öffnete den Umschlag. Im Innern war nur ein einziges Blatt Papier mit einer einfachen handgeschriebenen Notiz. Sie lautete:
    Vergib mir, Douglas. Es ist besser so.
Dein Dich liebender Vater
    Die Meisterkarte war fort.
     

EPILOG
    D ie drei Reisenden fuhren zunächst im großen Postwagen mit, der jeden Nachmittag zum Kloster Montserrat kam. Als sie das Dorf El Bruc am Fuße des Gebirges erreichten, entschieden sie, dass es weiser sein würde, sich für die Weiterreise irgendeine Waffe zu besorgen. Am Ende war das Einzige, was sie finden konnten, ein Jagdmesser mit Scheide, das sie im kleinen Gemischtwarenladen am Dorfplatz erwarben.
    »Wenn dies das Beste ist, was wir haben können, dann soll es eben so sein«, sinnierte Kit. »Los, wir verschwenden Zeit.«
    Kit befestigte die Scheide des Messers an seinem Gürtel und führte die anderen zwei zur Landstraße zurück. Sie marschierten auf dem Bankett los und folgten dem Asphaltstreifen, der sich entlang des Flusses entsprechend dessen Biegungen dahinschlängelte. Nach ein oder zwei Meilen gelangten sie zu der Stelle, wo Kit von den Jägern gefunden worden war. Glücklich darüber, dass dieses Mal keine bewaffneten Bauern in der Nähe waren, überquerten sie die kleine Steinbrücke und gingen den ansteigenden Hang zu den Felswänden hoch. Während sie marschierten, versuchte Kit, die besten Voraussetzungen für ihr Unterfangen zu schaffen.
    »Es ist die Steinzeit. Primitiver, als ihr es euch jemals vorgestellt habt. Keine Gebäude, keine Maschinen, kein Metall, Glas oder Plastik. Felle, keine Kleidungsstücke.« Er klopfte leicht auf seine Bekleidung. »Es ist Natur in ihrem ursprünglichen Zustand, es ist der Mensch im Kampf gegen die Elemente. Abgesehen davon ist es mitten im tiefsten Winter. Zumindest war es das, als ich fortging; und das bedeutet, es gibt eine Menge hungriger Tiere in der Nähe. Daher müssen wir ziemlich schnell mit dem Clan Kontakt aufnehmen, wenn wir vermeiden wollen, gefressen zu werden.«
    »Vielleicht hätten wir mehr Kleidung mitnehmen sollen – vor allem etwas wärmere?«, fragte Wilhelmina.
    »All diese Extraklamotten mitzuschleppen, hätte uns nur langsamer gemacht«, erwiderte er. »Ich glaube, das wird schon in Ordnung gehen. Sobald wir uns dem Clan angeschlossen haben, können wir ein paar Felle und Pelze bekommen – und auch alles andere, was wir benötigen, wenn es wirklich kalt ist. Wir müssen ja schließlich keine wertvolle Zeit mit längerem Suchen vergeuden. Wir gehen zum Knochenhaus und vollführen den Sprung zur Seelenquelle.«
    Bruder Lazarus sagte etwas auf Deutsch, das Mina für Kit übersetzte. »Er ist besorgt, dass die Urmenschen sich vor uns fürchten werden – und dass sie uns möglicherweise angreifen.«
    Kit blieb stehen und wandte sich seinen Gefährten zu. »Schaut, ich kann für nichts garantieren, wie ich bereits gesagt habe. Doch in meiner Gegenwart haben sie niemals eine
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