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Die Seelenquelle

Die Seelenquelle

Titel: Die Seelenquelle
Autoren: Stephen R. Lawhead
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Herausforderungen zu begegnen, die dich erwarten werden.«
    »Ich bin schon jetzt bereit dazu.«
    Charles musterte ihn einen langen Augenblick. »Du weißt – das ist unmöglich.«
    »Warum? Weil du einfach sagst, dass es so ist?«
    »Sollen wir wieder in alle Details gehen?«, entgegnete Charles. »Du weißt, wie ich darüber denke.«
    Der schlanke junge Mann stemmte die Hände in die Hüften, er war angespannt wie eine Feder. »Ich bin gekommen, um die Karte abzuholen.«
    »Nein. Das steht außer Frage.«
    »Ohne sie werde ich nicht weggehen.«
    »Sie wird dir nichts nützen. Du weißt nicht, wie sie zu lesen ist.«
    »Ich werde es lernen.«
    Charles lachte freundlos. »Was ich herzlich bezweifle«, spottete er. »Es ist nicht so, als ob man eine Straßenkarte lesen würde, weißt du. Du musst den Code kennen.«
    »Dann sag ihn mir«, forderte Douglas.
    »Das werde ich, und zwar mit Freuden – an dem Tag, an dem du dein Studium beendest.« Sein Vater vollführte mit der Hand eine wegwerfende Geste. »Geh nach Oxford zurück! Und streng dich an. Zeige mir, dass du einmal in deinem Leben etwas beenden kannst.«
    »Ich werde es dir zeigen«, erwiderte Douglas und taumelte zum Schreibtisch. Er riss die etruskische Bronzemaske an sich, die sein Vater als Briefbeschwerer benutzte. »Ich werde dir zeigen, was ich machen kann. Den Schlüssel …«
    »Douglas, du darfst dich nun entfernen. Diese Unterhaltung ist beendet.«
    »Gib mir den Schlüssel, alter Mann!« Douglas hob das schwere Artefakt drohend hoch.
    »Ich weiß nicht, wovon du überhaupt sprichst.«
    »Vom Schlüssel für die Eisenkiste«, fauchte er. »Ich will die Karte. Du glaubst, ich weiß nicht, wo du sie aufbewahrst?«
    »Nicht so hastig, Douglas. Einfach die Karte zu nehmen – das wird dich nicht weiterbringen. Setz dich, dann lass uns diese Sache zu Ende besprechen.«
    »Reden ist alles, was du je machst. Ich bin mit dem Reden fertig. Ich will den Schlüssel für die Truhe.« Douglas, dessen Augen hervortraten und dessen langes Gesicht rot vor Zorn war, riss den Arm hoch, um zuzuschlagen.
    »Leg das hin!«, schrie Charles.
    »Ich warne dich, Vater«, knurrte Douglas wütend. Auf seiner glatten Stirn pochte deutlich sichtbar eine Ader – wie ein purpurfarbener gegabelter Blitz –, während er sich weit über den Schreibtisch beugte und den Arm in einem weiten Bogen nach hinten schwang.
    »Douglas!« Charles riss die Hände hoch, um den Angriff abzuwehren. »Nein!«
    Die schwere Bronze krachte gegen den Schädel des älteren Mannes. Blut spritzte aus der klaffenden Wunde heraus, die sich seitlich am Kopf öffnete.
    »Douglas … nein«, stöhnte Charles. Er griff sich an den Kopf. »Denk … denk darüber nach, was du tust. Sei nicht dumm. Ich kann nicht …«
    Doch die Bronzemaske prallte gegen Charles’ linke Schläfe – ein niederschmetternder Schlag. Doch Charles erhob sich aus eigener Kraft aus dem Sessel. Mit zitternden Händen und mitleiderregenden Worten flehte er seinen Sohn an und bat ihn eindringlich, damit aufzuhören.
    Immer wieder krachte der schwere Bronzegegenstand herab. Der harte Schädelknochen zerbrach unter drei brutalen Schlägen. Charles fiel auf die Knie, und seine Augen rollten in ihren Höhlen nach oben, sodass nur noch das Weiße darin zu sehen war. Er stöhnte kurz auf und kippte langsam zur Seite. Ein Zittern durchfuhr ihn, dann lag er nur noch regungslos da.
    »Auf Wiedersehen, Vater«, murmelte Douglas und warf den Briefbeschwerer neben dem Leichnam auf den Fußboden.
    Rasch ging er um den Schreibtisch herum, zog die breite Schublade in der Mitte auf und nahm den Schlüsselring an sich, von dem er wusste, dass er dort aufbewahrt wurde. Dann eilte er zum Bücherschrank in der Ecke des Zimmers und zog eine Reihe von Bänden heraus. Eine Eisenschatulle kam zum Vorschein, die scheinbar auf dem Regal lag, in Wirklichkeit aber an der Wand befestigt war. Er steckte den ersten Schlüssel ins Schloss und drehte ihn um, doch er traf auf Widerstand. Der zweite Schlüssel war viel zu groß, weshalb Douglas zum dritten überging. Das Schloss gab sofort nach, und er hob den schweren Deckel.
    In der Schatulle war eine goldumrandete Ledermappe, die mit einem grünen Band verschnürt war. Douglas raffte die Mappe an sich und ging zum Schreibtisch zurück. Während seine Finger noch an dem Satinband herumhantierten, hörte er ein Geräusch im Flur, und dann wurde an der Tür geklopft.
    Douglas blickte sofort zur Leiche auf dem Boden; in
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