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Die Seelenburg

Die Seelenburg

Titel: Die Seelenburg
Autoren: Jason Dark
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ohnmächtig geworden. Vielleicht besser für sie.
    Ich schaute Suko an. »Jane muß so schnell wie möglich in ärztliche Behandlung. Laß uns hochgehen und…«
    »Was ist?« fragte der Chinese.
    Mir war etwas aufgefallen. Ich zählte sicherheitshalber noch nach und kam wiederum zu demselben Ergebnis.
    Auf dem Boden lagen nur vier bewußtlose Personen.
    Die fünfte fehlte.
    Ausgerechnet der Anführer.
    »Schreiber ist weg!« sagte ich.
    Da zuckte auch Suko zusammen. »Verflucht, auf ihn habe ich nicht geachtet. Was machen wir?«
    »Hinterher. Weit kann er noch nicht sein.« Ich hob Jane Collins hoch und behielt sie weiterhin auf meinen Armen, als wir das Gewölbe verließen.
    Der Lift befand sich nicht mehr unten. Klar, mit ihm war Schreiber geflohen.
    Es dauerte etwas, bis der Fahrstuhl wieder bei uns war und wir ihn benutzen konnten.
    Dann glitten wir hoch.
    In der Halle legte ich Jane auf den langen Tisch. Nun befand ich mich in der Zwickmühle.
    Gern wäre ich bei ihr geblieben, aber da war noch Gordon Schreiber, dieser menschliche Satan, den ich unbedingt fassen mußte. Suko erkannte, welch einen inneren Kampf ich ausfocht.
    »Geh«, sagte er und schlug mir auf die Schulter, »ich kümmere mich schon um Jane.«
    »Danke!«
    Ich hetzte zur Tür. Schreiber hatte sich nicht die Mühe gemacht und sie verschlossen. Als ich nach draußen kam und mich die kühle Luft traf, da sah sie ihn.
    Er hockte in seinem Mercedes, aber er kam nicht weg. Irgend etwas war mit dem Motor. Der orgelte ein paarmal und sprang nicht an. Auch das passiert bei einem deutschen Nobelfahrzeug.
    Für mich war es der große Glücksfall.
    Gordon Schreiber mußte mich wohl im Spiegel gesehen haben, denn er rammte den Wagenschlag auf und verließ das Fahrzeug. Uns trennten vielleicht dreißig Schritte.
    Ich hob die Bereite. »Bleiben Sie stehen!« brüllte ich.
    Schreiber dachte gar nicht daran und rannte geduckt zwischen den parkenden Wagen hindurch weiter.
    Sofort nahm ich die Verfolgung auf. Es war mittlerweile dämmrig geworden, und wenn Schreiber es schaffte, im Wald zu verschwinden, hatte ich das Nachsehen, denn der Industrielle kannte sich hier besser aus als ich.
    Also setzte ich noch mehr zu.
    Gordon Schreiber brach tatsächlich durch die Büsche. Ich vernahm das Knacken der Zweige und Brechen der Äste. Allerdings nicht links von mir, wo es talwärts ging, sondern zur rechten Seite hin. Schreiber wollte hochklettern.
    Warum? Hatte er dort irgendwo ein sicheres Versteck?
    Den Grund sollte ich Minuten später erfahren, doch erst einmal mußte ich ihm auf den Fersen bleiben.
    Ich bin kein geübter Bergsteiger, und die Strecke bereitete mir verdammt Mühe. Es gab keinen Weg, über den ich gehen konnte, sondern nur den nackten Fels. Ich mußte mich praktisch von Vorsprung zu Vorsprung hangeln, wobei ich mich an den Ästen der schief wachsenden Bäume festklammerte, um nicht abzurutschen.
    Kleinere Steine lösten sich unter meinen Tritten und kollerten in die Tiefe. Gordon Schreiber erging es ebenso deshalb konnte ich seinen Weg gut verfolgen.
    Wir liefen praktisch in einer Linie hintereinander her.
    Einmal konnte ich im letzten Augenblick noch den Kopf einziehen, denn ein faustgroßer Stein sprang so auf mich zu, daß er mich getroffen hätte.
    Dann aber änderte Schreiber seine Richtung. Er kletterte mehr zur rechten Seite hin und visierte sein Ziel direkt an.
    Ich keuchte. Die Schufterei konnte man schon als mörderisch bezeichnen. Zweige schlugen mir ins Gesicht, peitschten die Haut. Auch Äste streiften meinen Kopf.
    Wieder einmal konnte ich feststellen, daß dreihundert Fuß Höhenunterschied ein verdammter Schlauch werden können.
    Plötzlich wurde der Weg besser. Es ging nicht mehr steil in die Höhe.
    Ich brauchte mich auch nicht mehr an den Bäumen festzuhalten, sondern konnte auf allen vieren weiterkriechen.
    Schreiber mußte es ähnlich ergehen, mir rollten auch keine Steine mehr entgegen.
    Dann verschwanden die Bäume. Vor mir sah ich eine freie Fläche. Es war ein Hang, der auf einem Felsvorsprung endete.
    Und dort stand Schreiber.
    Er hatte sich zwar gebückt, doch seine Gestalt hob sich deutlich ab. Was er tat, konnte ich nicht sehen, auf jeden Fall hantierte er mit irgend etwas herum.
    Ich rief ihn an. »Geben Sie auf, Schreiber!«
    Er drehte sich um. Sogar sein Gesicht sah ich. Dann lachte er, bewegte seinen Fuß, und ich vernahm ein knirschendes Geräusch.
    Im nächsten Augenblick wurde seine Gestalt zur Hälfte verdunkelt.
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