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Die Seelenburg

Die Seelenburg

Titel: Die Seelenburg
Autoren: Jason Dark
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egal, ob wir rechts oder links gingen. Der Gang war kahl und nachträglich ausgebaut worden. Grauer Beton hatte die Wände geglättet.
    Lukas führte uns direkt auf eine Wand zu, wo ich keine Tür oder irgendeinen anderen Ausgang entdeckte.
    »Wenn du uns reinlegen willst«, sagte ich leise zu ihm, »wirst du als erster sterben.«
    »Nein, nein, es ist hinter der Wand.«
    »Und dort ist auch der Eingang?«
    »Ja.«
    »Okay, dann man zu.«
    Es waren vielleicht noch fünf Schritte, dann hatten wir unser Ziel erreicht.
    Suko und ich standen da und schauten vor die Betonfläche. Über uns brannte eine Lampe.
    Nichts war zu hören.
    »Ich muß mich bücken«, sagte der Diener.
    »Tu das.«
    Er ging in die Knie. Mit dem Waffenlauf folgte ich jeder seiner Bewegungen.
    Seine Hände tasteten auf den Boden herum und suchten eine bestimmte Stelle. Ich sah eine kleine Vertiefung, ähnlich einer Mulde. Und dort schimmerte etwas Schwarzes.
    Der Kontakt!
    Lukas wollte schon seinen Finger darauf legen, als ihn mein Ruf zurückhielt. »Halt!«
    Er zuckte tatsächlich zurück.
    »Was passiert genau, wenn du den Kontakt berührst?«
    »Die Wand, vielmehr ein Teil, schiebt sich zur Seite.«
    »Danke«, erwiderte ich, »es reicht.« Blitzschnell und trotzdem gezielt schlug ich zu. Dabei dosierte ich den Schlag genau, der Lukas an der Schläfe traf.
    Er schaute mich erstaunt an, gab einen Seufzer von sich und fiel zur Seite.
    Suko schaffte ihn aus dem Weg.
    Ich hatte meinen Finger über dem Knopf liegen und schaute aus gebückter Haltung dem Chinesen ins Gesicht.
    Suko nickte.
    Da drückte ich den Kontakt.
    Zuerst knirschte es.
    Ein Geräusch, das uns beiden durch Mark und Bein fuhr. Wir verzogen die Gesichter, als hätten wir in Zitronen gebissen. Die glatte Betonwand schob sich — ähnlich einer Schiebetür — nach links in einen breiteren Rahmen und gab uns die Sicht nach vorn frei.
    Wir schauten in eine Halle.
    Schwarz der Boden, schwarz die Wände. Düster das Licht. Und wir hörten Stimmen.
    Ich fror plötzlich. Als erster schob ich mich durch den Spalt und huschte in den dahinterliegenden riesigen Raum. Die Stimmen hatte ich zwar vernommen, aber ich sah die Personen nicht, weil das Gewölbe einfach zu groß war.
    Suko kam hinter mir.
    Ohne daß uns jemand ein Kommando gegeben hätte, trennten wir uns.
    Der Chinese huschte nach links weg, ich nahm die rechte Seite, wo ich parallel zur Wand vorlief.
    Und dann sah ich sie und hörte eine scharfe, hallende Männerstimme.
    »Es sei! Blut zu Blut…«
    Diese Worte brannten wie Stromstöße in meinem Gehirn. Auf einmal wußte ich, daß es um Leben und Tod ging. Das Echo der Stimme schwang mir noch entgegen, als ich bereits mein »Stopp!« schrie. Dabei lief ich weiter, nahm in den nächsten Sekunden ein makabres Bild in mir auf.
    Es waren fünf Personen.
    Drei Männer und zwei Frauen.
    Einer der Männer stand etwas abseits. Das mußte Gordon Schreiber sein, denn allein vom Äußeren her sah er aus wie ein Führer oder ein Meister. Er war auch der erste, der sich umdrehte. Überraschung zeichnete sein Gesicht.
    Die anderen vier umstanden eine etwa drei Fuß über dem Boden stehende steinerne Opferschale, in der ein Mensch lag. Im ersten Augenblick sah ich nur das blonde Haar und entdeckte einige Blutspritzer. Als ich die nächsten Schritte lief, hatte ich das Gefühl, jemand würde mir eine Lanze durch das Herz stoßen.
    Die Person in der Opferschale war Jane Collins!
    Dann sah ich die Messer in den Händen der beiden Frauen. Die Klingen waren voll Blut. Offenbar hatten die verdammten Weiber damit zugestoßen.
    Lebte Jane überhaupt noch?
    In diesen Augenblick geschah etwas mit mir, wofür ich kaum eine Erklärung finde. Tief aus meinem Körper schoß eine lodernde Flamme in mir hoch und überschwemmte mein Denken.
    Ich habe versucht, immer kühl zu bleiben und klar zu denken, aber damals sah ich rot.
    Ich war schnell wie kaum zuvor in meinem Leben, und ich kam über sie wie ein gefährlicher Wirbelsturm. Bevor die beiden Weiber noch zustoßen konnten, war ich bei ihnen. Die erste, eine blonde Frau im mittleren Alter, wandte sich gerade um und mußte meinen Schlag voll nehmen. Der Hieb schleuderte sie von der Opferschale weg. Kreischend fiel das Weib zu Boden.
    Dann war die nächste dran. Ich warf mich über die Schale und schlug mit der rechten Hand zu.
    Der Pistolenlauf traf ein haßverzerrtes Gesicht, in dessen Augen Mordwillen leuchtete.
    Die Frau kippte zurück.
    Danach beugte ich
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