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Die Schwestern von Sherwood: Roman

Die Schwestern von Sherwood: Roman

Titel: Die Schwestern von Sherwood: Roman
Autoren: Claire Winter
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mit ihm weigerte sich ihr Bruder zu reden. Unbeeindruckt von seinem Namen und Titel, gab Sandfort ihm bis zum darauffolgenden Montag Zeit.
    Erneut versuchten die Schwestern, Edward umzustimmen, flehten ihn an, seine Beziehungen in London spielen zu lassen, damit der Artikel nicht veröffentlich wurde, aber ihr Bruder reagierte nicht einmal. Rebecca weinte, und der Blick ihrer Mutter, die eigens aus Cornwall zurückgekehrt war, wurde starr. »Wenn sie das schreiben, wird unser Name und Ruf zerstört sein!«
    In ihrer Verzweiflung beschloss Emily schließlich, heimlich selbst mit dem Journalisten zu sprechen. Sie reiste nach London. In der Zeitungsredaktion teilte man ihr mit, dass Sandfort in Dover sei. Noch am selben Nachmittag nahm sie den Zug und danach eine Kutsche, die sie zu der kleinen Pension brachte, in der Sandfort untergekommen war.
    »Sind Sie sicher, dass Sie hierher wollen?«, fragte der Kutscher mit Blick auf die abgeblätterte Fassade der Unterkunft, als sie hielten.
    »Ja.« Sie gab ihm sein Geld. Ein strenger Wind pfiff durch die schmale Straße, der den salzigen Geruch des Meeres mit sich trug. Die klappernden Hufe der Pferde entfernten sich, und einen Augenblick lang stand sie allein auf der Straße. Emily atmete tief durch, dann betrat sie entschlossen die Pension.
    Ein dickbäuchiger Mann saß hinter der Rezeption und musterte ihre Erscheinung in dem eleganten Reisekostüm. »Kann ich was für Sie tun, Mylady?«
    »Ich möchte zu Mr Sandfort.«
    Er zog die wulstigen Brauen hoch und lachte unverschämt. »Seine Schwester, was?«, stieß er in einem Ton hervor, der ihr die Röte in die Wangen trieb.
    »Zimmer 21, zweiter Stock«, sagte er achselzuckend.
    Sie stieg die schäbige Treppe hinauf und klopfte an die Tür.
    »Ja?«
    Sandfort saß mit hochgekrempelten Ärmeln an einem Tisch und arbeitete. Seiten voll beschriebenen Papiers lagen um ihn herum. Sie bemerkte sein halb geöffnetes Hemd und seine kräftigen Hände, und einen Moment lang war sie sich nicht sicher, ob ihre Entscheidung richtig gewesen war.
    Überrascht blickte er sie an und pfiff leise durch die Zähne.
    »Wenn das nicht Miss Hampton ist! Ich fühle mich geschmeichelt, dass eine zarte Schönheit wie Sie für mich den weiten Weg nach Dover macht«, sagte er spöttisch und lehnte sich mit verschränkten Armen in seinem Stuhl zurück.
    »Ich muss mit Ihnen sprechen«, sagte sie leise.
    Er machte eine übertrieben einladende Handbewegung hereinzukommen. Die einzige Sitzgelegenheit war sein Bett, und sie ließ sich vorsichtig auf der Kante nieder. Der Qualm einer Zigarre stieg irgendwo aus einem Aschenbecher auf.
    »Darf ich Sie fragen, wie Sie darauf gekommen sind, sich näher mit meiner Familie zu beschäftigen?«, fragte sie ihn schließlich.
    Er musterte sie, griff dabei nach der Zigarre und nahm einen Zug. »Ich wüsste nicht, was Sie das angeht, Schätzchen.«
    Die respektlose Anrede ließ sie zusammenzucken. Sie war den Umgang mit Männern wie ihm nicht gewohnt. »Ich wäre Ihnen dankbar, wenn Sie mich nicht so anreden würden.«
    »Wie Sie wünschen, Miss Hampton. Vielleicht kommen Sie einfach mal zum Punkt, warum Sie hier sind?«
    »Sie sind nicht von allein darauf gekommen, diese Artikel zu schreiben. Jemand hat Ihnen Informationen zugespielt, oder? Sie sollten wissen, dass mein Bruder erpresst wurde. Man hat ihm gedroht, an die Öffentlichkeit zu gehen, wenn er nicht eine bestimmte Summe Geldes zahlen würde.«
    Sandfort merkte auf, doch dann lächelte er. »Was nahelegt, dass es etwas gibt, das er tatsächlich zu verbergen hat, nicht wahr, Miss Hampton?«
    Sie schaute ihn verärgert an, weil er ihr das Wort im Munde umdrehte. »Ich möchte Sie inständig bitten, von einem erneuten Artikel über meine Familie Abstand zu nehmen. Deshalb bin ich hierhergekommen«, sagte sie dann.
    Er schüttelte den Kopf. »Was immer Sie mir dafür zu bieten bereit sind, wird nicht reichen. Ich bin Journalist, ich lasse mich nicht bestechen, weder mit Geld noch mit ihrer, wie ich zugeben muss, durchaus reizvollen Erscheinung.«
    Sie wurde flammend rot. »Wie kommen Sie auf die Idee, dass ich Sie bestechen wollte?«
    »Warum sollten Sie sonst den weiten Weg hierhergekommen sein?«, entgegnete er.
    Sie wich seinem Blick nicht aus. »Um Ihnen die Wahrheit zu erzählen, Mr Sandfort.« Und genau das tat sie auch.
    143
     
    D as Meer schlug mit aufgepeitschter Wucht gegen die Felsen. Die Gischt sprühte meterhoch in die Luft. Nachdenklich blickte
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