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Die schweigenden Kanäle

Die schweigenden Kanäle

Titel: Die schweigenden Kanäle
Autoren: Heinz G. Konsalik
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gegenübersteht.«
    »Wir sind nicht hilflos, junger Mann!« Prof. Panterosi klopfte mit den Knöcheln seiner Hand gegen die Brust Berwaldts. »Wir haben die ausgefeiltesten Operationsmethoden und die differenziertesten Strahlungen –«
    »Und trotzdem sterben jedes Jahr über 3 Millionen Menschen an Krebs … allein in Amerika!«
    »Und Sie wollen es ändern? Haben Sie das Wundermittel?«
    »Ja, Herr Professor.«
    »Wieviel?«
    »Eine Lösung mit 10 Milligramm Wirkstoff.«
    »Wollen Sie eine Maus behandeln?«
    »Es reicht für über tausend Menschen.«
    Prof. Panterosi schwieg. Aber man sah seinem Blick an, daß er Berwaldt nicht glaubte. Cravelli und Patrickson standen um ihn herum und schwiegen ebenfalls. 10 Milligramm, dachte Cravelli erschrocken. Daß ich ihn nicht gleich gefragt habe, wieviel er mitgenommen hat. Das war ein grober Fehler! Was sollen wir mit 10 Milligramm anfangen?! Er sah an den Augen Patricksons, daß er das gleiche dachte.
    »Ich will mich überraschen lassen!« Prof. Panterosi beklopfte wieder mit seinen Knöcheln die Brust Berwaldts. »Kommen Sie übermorgen zu mir in die Klinik. Ich habe in der Krebsforschungsabteilung drei unheilbar kranke Meerkatzen.«
    »Tierversuche habe ich genug gemacht –«, sagte Berwaldt.
    Prof. Panterosi zog das Kinn an.
    »Glauben Sie, ich lasse Sie auf die Menschen los?« sagte er grob. Dann wandte er sich um und ging davon. Berwaldt, Cravelli und Patrickson sahen ihm nach, bis er in der Halle des ›Excelsior‹ im Gewimmel der Menschen unterging.
    »Ein Riesenerfolg!« sagte Cravelli aufatmend. »Sie sind der erste Ausländer, der in sein Forschungszentrum darf!«
    »Warum haben Sie nur 10 Milligramm mitgebracht?« fragte Patrickson.
    »Es reicht vollkommen. Unverdünnt kann es einige tausend Menschen töten …«
    »Ach so!«
    Cravelli und Patrickson sahen sich schnell an. In ihren Mundwinkeln lag ein zufriedenes Lächeln.
    »Gehen wir an die Bar!« rief Cravelli aufgeräumt. »In wenigen Minuten kommt Dacore, der Chefchemiker unseres Konzerns. Er landete vor drei Stunden, aus Tanger kommend.«
    »Aus Tanger?«
    »Wir haben dort ein Entwicklungslabor, in dem Dacore gerade einen neuen Kunststoff ausbaut. Eine Kunstfaser, die von reiner Wolle nicht mehr zu unterscheiden ist. Sie sehen, wir spielen auf allen Klavieren –«
    Cravelli lachte und schob Berwaldt zur Bar. Patrickson folgte ihnen still und nachdenklich. 10 Milligramm reichen aus für einige tausend Menschen. Welche Wirkung hat dann ein ganzes Gramm? Es ist ungeheuerlich.
    James Patrickson bekam plötzlich einen trockenen Hals und bestellte sich einen doppelten Whisky mit viel Eis, den er hastig austrank.
    Auf dem Marmortisch mit der Ablaufrinne lag apathisch und mit großen, glänzenden Augen ein kleines, hellbraunes Äffchen. Es war so abgemagert und schwach, daß es an keine Gegenwehr dachte. Vor ihm standen in weißen Mänteln und langen, braunen Gummischürzen einige Männer und betrachteten einige Röntgenbilder, die ein junger Arzt gegen das starke Licht der über dem Marmortisch hängenden Lampe hielt.
    »Ein Magencarcinom im inoperablen Zustand«, sagte Prof. Panterosi. »Wir haben Julio vor 9 Monaten mit Krebszellen geimpft und auch die Magenwand damit präpariert. Die Ausbreitung war sehr schnell. Das Herdcarcinom metastasierte bald und bildete Tochtercarcinome in der Lunge, an den Rippen und streut gegenwärtig ins Gehirn.« Prof. Panterosi nickte kurz, der junge Assistent senkte die Röntgenbilder. »So … nun zeigen Sie Ihre Kunst!«
    Dr. Berwaldt sah auf den kleinen, armen Affen. Er lag ruhig auf dem Marmortisch und griff zaghaft nach dem Finger, den ihm ein Wärter entgegenhielt. Hinter Berwaldt, mit weißen Tüchern zugedeckt, lagen einige Spritzen und ein rundes Glasgefäß mit einer bläulichen Flüssigkeit auf einem fahrbaren Tisch. Cravelli hatte einmal kurz das Tuch hochgehoben und neugierig die zartblaue Flüssigkeit angestarrt.
    Das ist sie, dachte er. Sein Herz schlug bis zum Hals. Ein Rippenstoß Patricksons zwang ihn, das Tuch wieder über das Gefäß fallen zu lassen. Er sah sich um und blickte in die kalten Augen des Amerikaners.
    »Lassen Sie das!« murmelte er. Und Cravelli nickte und trat zur Seite, hinter Prof. Panterosi.
    »Für Julio genügt 1 ccm«, sagte Berwaldt und griff nach einer der kleinen Spritzen. »Ich injiziere i.v., und zwar ganz langsam, wie bei Calcium …«
    Der Tierwärter setzte dem kleinen Affen schnell eine Maske auf das Gesicht. Nach ein paar
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