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Die schweigenden Kanäle

Die schweigenden Kanäle

Titel: Die schweigenden Kanäle
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Flüssigkeit. Dann knipste Dacore den Bunsenbrenner an und schob die kleine, zischende Flamme unter den Kolben.
    Schon nach wenigen Augenblicken begann die Flüssigkeit zu brodeln. Sie kochte, entwickelte einen leicht bläulichen Dampf und verdunstete schließlich völlig. Der Dampf zog wie ein Nebel durch die gläserne Schlange und breitete sich in dem Glaskasten aus. Schon bei dem ersten, kaum sichtbaren Nebelschleier wurden die Bewegungen der Mäuse still. Es war, als lauschten sie auf ein nur ihnen vernehmbares Geräusch. Dann – als sich der Nebel vollends über sie senkte, fielen sie ohne weitere Regungen um.
    Patrickson, Dacore und Cravelli starrten fasziniert auf die toten Mäuse.
    »Drei Sekunden –«, sagte Patrickson. Er hielt eine Stoppuhr in der leicht bebenden Hand.
    »Und was nun?« Dacore trat zurück. »Wie beherrschen wir das Gas? Was machen wir jetzt mit ihm?«
    »Das eben weiß ich noch nicht!« sagte Berwaldt hart.
    Cravelli sprang auf. In seinen Augen lag blankes Entsetzen.
    »Das … das wissen Sie noch nicht?« Er zeigte auf den Glaskasten, in dem man keinen Nebel mehr sah. »Was … was geschieht damit …«
    »Das wäre eine neue Forschungsaufgabe. Ich möchte es nicht darauf ankommen lassen, das Gefäß an die Luft zu tragen und zu öffnen!« Berwaldt setzte sich neben den Glaskasten mit den toten Mäusen. »Die hier erzeugte Menge Gas genügt, um hundert Menschen zu töten –«
    »Und Sie wissen nicht, was Sie jetzt mit dem Gas tun sollen?« schrie Cravelli.
    »Nein.«
    »Was haben Sie denn in Berlin getan?«
    »Ich habe meinen Glasbehälter, so, wie er war, drei Meter tief vergraben und einen Meter dick mit gemahlener Kohle zugedeckt. Außerdem habe ich das Gefäß in einen Zinnkasten gestellt, den wir zulöteten.«
    »Mein Gott … dann tun Sie es doch jetzt auch! Dacore, helfen Sie ihm, das Teufelszeug aus dem Haus zu bringen.« Cravelli rang die Hände und war bis zur Tür zurückgewichen. Patrickson saß noch immer sinnend auf seinem Stuhl und starrte an die Decke.
    »Man sollte vielleicht aus der chemischen Konstruktionsformel etwas erkennen können. Für jedes Gift gibt es ein Gegengift. Dacore ist ein hervorragender Chemiker. Wenn wir einmal alle Formeln durchgehen … natürlich wird es wochenlange Arbeit kosten …«
    »Ich habe die Formel nicht bei mir«, sagte Berwaldt. Patrickson sah kurz zu ihm hin. »Warum nicht?«
    »Ich betrachtete unsere Zusammenkunft als eine Art Vorbesprechung.«
    »Dann hat sich Signore Cravelli in seinem Schreiben unglücklich ausgedrückt. Wir wollen einsteigen, Doc! Mit allen Mitteln unseres Konzerns! Mit 25 Millionen Dollar!«
    Dr. Berwaldt verschlug es einen Augenblick die Sprache. Über 100 Millionen DM, dachte er, ehrlich erschrocken. Sie werfen hier mit Zahlen herum, die unwahr klingen.
    »Soviel wird die Weiterentwicklung nicht kosten …«, sagte er stockend.
    Patrickson lächelte breit. »Weiterentwicklung? Wir verstehen uns falsch, Doc. Wir bieten Ihnen, über einen Zahlraum von 5 Jahren hinweg, 25 Millionen Dollar … für Sie allein! Als Ankaufssumme für Ihr Präparat!«
    Berwaldt sprang auf. »Das ist doch ein Witz, Mr. Patrickson!« rief er.
    »Ich scherze nie mit Zahlen … dazu sind sie zu ernst und gegenwärtig! Wenn Sie uns die Formeln bringen, machen wir den Vertrag, und 5 Millionen Dollar als erste Rate zahlen wir Ihnen aus! Allerdings gehen dann auch alle Rechte an uns über!«
    Dr. Berwaldt schwieg. Irgendein unbestimmbares Gefühl hinderte ihn, sofort ja zu sagen. Es war so stark, daß es sogar seine Freude dämmte, ein hundertfacher Millionär werden zu können. Patrickson verstand das Zögern anders. Er nickte und schlug sich auf die Schenkel.
    »Sie sind ein cleverer Bursche, Doc! Also gut: 25 Millionen und dazu 5 % vom Umsatz! Soviel kann ein Mensch allein gar nicht ausgeben! Wie alt sind Sie jetzt?«
    »Siebenundvierzig Jahre«, sagte Berwaldt heiser vor Erregung.
    »Wenn es gut geht, leben Sie noch dreißig Jahre. In diesen Jahren wird es für Sie keine unerfüllbaren Wünsche geben!«
    Berwaldt atmete tief. Es war ihm, als verdünne sich die Luft in dem strahlenden Labor.
    »Bitte, haben Sie Verständnis, wenn ich nicht sofort zugreife. Ich komme mir vor wie ein Zirkusbesucher, der sich auf das Seil eines Seiltänzers verirrt hat –«
    »Aber Sie werden auf einen goldenen Berg fallen!«
    Tonio Dacore wusch sich im Hintergrund die Hände. Er war der einzige, der keine innere Erregung zeigte.
    »Der ganze Handel ist
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