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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
Autoren: Anne Bishop
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worden.

    Dem neuen Kriegerprinzen von Dhemlan zu dienen, war die beste Lösung. Es gab keinen Hof, also gab es auch keine Ladys, die seinen Dienst einfordern könnten. Und niemand würde behaupten, ihm zu dienen, stelle keine ausreichende Kontrolle für einen anderen Kriegerprinzen dar.
    Das Arrangement versprach also für beide Seiten gut zu funktionieren.
    Und hier kommt das Unschuldslamm , dachte Daemon, der sich ein Grinsen verkneifen musste, als Rainier um eine Ecke bog und mit leichten, anmutigen Schritten auf das Stadthaus zuhielt.
    »Prinz Sadi«, sagte Rainier, als er die Stufen des Stadthauses erreichte.
    »Prinz Rainier«, erwiderte Daemon.
    Rainiers Blick huschte zur Tür des Stadthauses, bevor er ihn wieder auf den Prinzen richtete, in dessen Diensten er stand.
    »Mein Besuch hier ist gerade zu Ende gegangen«, sagte Daemon. »Soviel ich gehört habe, stehst du im Begriff, einen Besuch anzutreten. Über Nacht.«
    »Ist das ein Problem?«
    »Nicht, was mich betrifft.« Daemon trat beiseite und wartete, bis Rainier die Treppe erklommen hatte und den Klopfer an der Tür anhob. »Wie steht es eigentlich um deine Reflexe?«
    Rainier drehte den Oberkörper und blickte sichtlich verwirrt auf Daemon herab. »Gut. Warum?«
    »Du wirst vielleicht schnell ausweichen müssen.«
    Mit diesen Worten wandte Daemon sich ab. Es war ein angenehmer Sommerabend. Da er nicht zu Hause erwartet wurde, würde er seiner liebsten Buchhandlung einen Besuch abstatten und nachsehen, ob es etwas Neues gab, womit sich Jaenelles Leselust entfachen ließ.
    Und anschließend würde er nach Hause gehen und sich darum kümmern, dass auch ihre sonstige Lust nicht zu kurz kam.

    »Auf meinem Weg hierher bin ich Prinz Sadi begegnet«, sagte Rainier, als er den Salon betrat. »Er schien sich über etwas zu amüsieren.«
    »Warten wir mal ab, wie amüsiert er ist, wenn ich seine Eier durch einen Fleischwolf drehe! Mit ihm daran! «
    Man musste Rainier zugute halten, dass er nicht auf dem Absatz kehrtmachte und aus dem Zimmer lief. Doch er trat auch nicht näher. Sie war sich nicht sicher, ob seine vorsichtige Behutsamkeit echt war oder lediglich ihr Ego beschwichtigen sollte. Während ihrer Mondzeit war er mächtiger als sie, trotz des Umstands, dass sie graue Juwelen trug und er nur Opal. Es war ihr gleich, ob es echt war oder nur Beschwichtigung. Sie brauchte ganz einfach jemanden, den sie anschreien konnte.
    »Sieh dir an, was er mit meinem Buch angestellt hat!«, jammerte sie und schüttelte den Einband. »Schau!«
    Vorsichtig kam er näher. Ermutigt, dass sie ihr Publikum nicht verlieren würde, versuchte sie zur Veranschaulichung, durch das Buch zu blättern.
    »Die Seiten kleben aneinander«, sagte Rainier. »Ist das Buch beschädigt?«
    » Er ist das gewesen.« Sie blätterte eine einzelne Seite um, als habe sie sie gerade zu Ende gelesen. Das konnte sie tun. Dann versuchte sie durch das Buch zu blättern, und sofort klebten wieder sämtliche Seiten aneinander. »Eine einzelne Seite kann ich umblättern, aber wenn ich weiter vorblättern will, um …«
    »Würde das denn nicht die Geschichte ruinieren?«, unterbrach Rainier ihre Schimpftirade.
    »Hör gefälligst auf, wie ein Mann zu denken«, fauchte sie. Er grinste sie an. Das Grinsen währte nicht lange, als sie ihn bloß anstarrte.
    »Tut mir leid.« Er versuchte, möglichst demütig zu klingen.
    Sie blickte auf das Buch hinab, und ihr stiegen Tränen in die Augen. Es war dumm, wegen solch einer törichten Sache zu heulen. Mondzeitstimmungsschwankungen. Oft litt sie nicht darunter, der Dunkelheit sei Dank, aber auch sie hatte
ein Anrecht auf die eine oder andere Stimmungsschwankung, wenn sie sich nicht wohlfühlte und sich zudem nicht der Kunst bedienen konnte.
    Eine Träne tropfte auf ihren Handrücken. Sie schniefte – und hörte ein tiefes dröhnendes Geräusch, das mit einem Mal das Zimmer erfüllte. Ein Grollen? Ein Knurren? Sie blickte empor, um Rainier danach zu befragen und …
    »Er hat dich zum Weinen gebracht.« Rainier starrte sie aus den glasigen Augen eines Kriegerprinzen im Blutrausch an. »Der Bastard hat dir einen grausamen Streich gespielt, und er hat dich zum Weinen gebracht.« Er trat einen Schritt auf die Salontür zu.
    Beim Feuer der Hölle und der Mutter der Nacht, möge die Dunkelheit Erbarmen haben! Er wollte Sadi folgen. Der Anblick ihrer Tränen hatte seine Instinkte das Steuer übernehmen lassen, und nun wollte er Sadi hinterher, dem mächtigsten Mann im
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