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Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht

Titel: Die schwarzen Juwelen 06 - Nacht
Autoren: Anne Bishop
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ganzen Reich. Wenn Rainier ihn herausforderte, würde Daemon ihm Gelegenheit geben, sich auf den Rücken zu legen und die Kehle zu präsentieren – und würde dann aufgrund seiner eigenen Raubtiernatur zuschlagen und den anderen Mann vollständig vernichten.
    »Nein.« Das Buch flog beiseite, als sie aus dem Sessel aufsprang und Rainier am Arm packte. »Das wirst du nicht tun!«
    »Er hat dich zum Weinen gebracht!«
    »Er hat mich wütend gemacht, und mir sind die Tränen gekommen. Er hätte es nicht getan, wenn er gewusst hätte, dass ich weinen würde.« Das stimmte sogar. An jedem anderen Tag hätte sie sich ein paar Minuten lang geärgert und dann versucht herauszufinden, wie der Zauber funktionierte. Oder sie wäre in die nächste Buchhandlung gestapft und hätte sich noch eine Ausgabe des verdammten Buches gekauft.
    » Rainier! «
    In diesem Augenblick konnte sie die Unfähigkeit seiner Familie, mit einem Kriegerprinzen umzugehen, bis zu einem gewissen Grad nachempfinden, doch sie würde ihn ganz
gewiss nicht gehen lassen. Ihr fielen zahlreiche viel sauberere Arten ein, Selbstmord zu begehen, als Daemon zum Kampf herauszufordern. Wenn das bedeutete, dass sie ihre Macht durch ihren Körper lenken musste, obwohl ihr Körper es nicht aushielte, das Gefäß für diese Macht zu sein, konnte sie nichts daran ändern. Sie würde genug Schilde um Rainier aufbauen, um ihn eine Weile einzusperren. Es würde verflucht wehtun, aber sie würde es tun. Und dann würde sie sich den schnellsten Boten greifen, den sie finden konnte, und ihn auf den Winden nach Ebon Rih schicken, damit er eine Nachricht an Lucivar überbrächte. Lucivar würde mit einer geballten Ladung seines eyrischen Temperaments eintreffen, kurz vorm Explodieren, und Rainier anbrüllen, weil dieser etwas derart Dummes auch nur in Erwägung gezogen hatte. Surreal würde er ebenfalls anbrüllen, weil sie sich selbst geschadet hätte, indem sie sich der Kunst bediente, obwohl sie nicht sollte. Und dann würden Rainier und er sie erbarmungslos umsorgen, da sie laut der verqueren Denkweise der Männer umsorgt werden musste .
    Was legte Jaenelle ihr immer ans Herz? Arbeite mit der Natur eines Kriegerprinzen anstatt zu versuchen, gegen sie anzukämpfen.
    Sie ließ sich so plötzlich gegen Rainier sinken, so dass er sie festhalten und auf den Beinen halten musste.
    »Surreal?«
    Rasierklingenscharfer Tonfall, aber kein Blutrausch mehr. Da war nur noch Sorge, völlig auf sie gerichtet.
    Gut.
    »Du hast versprochen, heute Nacht bei mir zu bleiben«, sagte sie. Kling bloß nicht kläglich. Er wird es dir keine Sekunde abnehmen, wenn du kläglich klingst.
    »Ich weiß, aber …«
    »Eine Stimmungsschwankung, Rainier. Bloß eine Stimmungsschwankung. Man fordert einen Mann nicht wegen einer Stimmungsschwankung zum Zweikampf heraus.« Wenigstens nicht in Kaeleer. Die Miststücke in Terreille hatten die ganze Zeit über nichts anderes getan.

    Er musterte sie, und sie konnte fühlen, wie seine Anspannung allmählich nachließ.
    »Das ist alles?«, fragte er schließlich. »Bloß eine Stimmungsschwankung?«
    Sie nickte und legte dann den Kopf an seine Schulter. Es war schön, einen Mann zum Freund zu haben. Ihr einziger Versuch einer Liebesbeziehung mit einem Mann hatte ihr so sehr das Herz gebrochen, dass sie jegliches sexuelles Interesse an der Männerwelt verloren hatte. Jedenfalls fürs Erste. Deshalb war es schön, Zeit mit einem Mann zu verbringen, der lediglich mit ihr befreundet sein wollte.
    Nun musste sie nur noch dafür sorgen, dass er sich nicht umbringen ließ.
    »Hast du heute Abend etwas Bestimmtes vorgehabt?«, fragte Rainier.
    Ihr kam eine ausgezeichnete Idee in den Sinn.
    »Tja«, sagte sie. »Ich bin neugierig auf dieses Buch gewesen, besonders jetzt, da ich weiß, dass merkwürdige Dinge über die Angehörigen des Blutes darin stehen. Aber ich habe keine Lust, mich von diesen zusammengeklebten Seiten ärgern zu lassen.« Und sie würde Daemon einen bitterbösen Brief über Streiche schicken, die beinahe nach hinten losgingen.
    Nein. Nicht Daemon. Sie würde Onkel Saetan eine Botschaft zukommen lassen. Er mochte von seiner Stellung als Kriegerprinz von Dhemlan zurückgetreten sein, er mochte sich vor den Reichen der Lebenden in den Bergfried zurückgezogen haben, aber er war immer noch der Patriarch der Familie SaDiablo, und niemand konnte einem auf Abwege geratenen Sohn besser mithilfe eines Blickes oder mit ein paar Worten gehörig die Meinung sagen als
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